Kiel. 2020 und 2021 kamen halb so viele Jugendliche mit Alkoholvergiftungen in die Klinik wie vorher. Bezweifelt wird, dass das so bleibt.

Die Corona-Pandemie hat nach Krankenkassen-Angaben zu weniger jugendlichen Komasäufern in Schleswig-Holstein geführt. 97 junge Menschen zwischen zwölf bis 20 Jahren wurden 2021 mit einer akuten Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert und damit genauso viele wie im Vorjahr, teilte die AOK Nordwest am Dienstag mit. 2019 waren es dagegen noch doppelt so viele Jugendliche. Die Kasse führte den Rückgang auf geschlossene Gaststätten in den Lockdowns und Kontaktbeschränkungen während der Pandemie zurück.

Grund zur Entwarnung sei das allerdings nicht, sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordwest Tom Ackermann. „Es ist davon auszugehen, dass die Feierlaune mit der weiteren Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens wieder steigen wird.“

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Alkoholkonsum: Erwachsene Vorbilder spielen eine große Rolle

Für Ackermann ist der Kampf gegen das Komasaufen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. „Wir müssen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene weiterhin über die Gefahren des Alkoholkonsums aufklären“, warnte er. Wer schon früh exzessiv Alkohol trinke, laufe Gefahr, wichtige Hirnfunktionen dauerhaft zu schädigen und eine Alkoholsucht zu entwickeln.

Ackermann kritisierte, dass Alkohol gut verfügbar, einfach konsumierbar und sehr präsent in der Gesellschaft sei. Außerdem spiele die Vorbildfunktion von Erwachsenen eine große Rolle. „Wenn Eltern, Vereinstrainer und Verwandte wie selbstverständlich alkoholische Getränke zu sich nehmen, ist die Hemmschwelle für Kinder und Jugendliche meist sehr niedrig.“