Bei Sonne ruft das Motorrad: Segebergs Landrat und Biker Jan Peter Schröder verrät seine Lieblingsstrecken in der Nähe.
Bisher hat uns der Mai eher die kalte Schulter gezeigt. Daran hat sich auch am Pfingstwochenende kaum etwas geändert. Bei Temperaturen um die 15 Grad wurde es laut Deutschem Wetterdienst immerhin etwas wärmer und auch einige längere sonnige Abschnitte gibt es nun.
Die Gelegenheit, endlich einmal die Maschine aus dem Winterlager zu holen, um im Hamburger Umland die Motorradsaison einzuläuten. Segebergs Landrat Jan Peter Schröder, ein sturmerprobter Biker, erzählt im Abendblatt, wie er selbst zum Motorradfahren gekommen ist und was es für ihn bedeutet. Und er verrät die schönsten Strecken hoch im Norden, auf denen er in seiner Freizeit immer mal wieder begeistert auf zwei Rädern unterwegs ist.
Auf Landrat Schröder wartet eine Triumph in der Garage
Noch steht seine 900er Triumph Sprint Sport in der Garage. Doch das kann sich schnell ändern. Wenn es seine Familie und das Wetter zulassen, schwingt sich Jan Peter Schröder in den Sattel seines Dreizylinders und lässt sich vorzugsweise auf der Landstraße den Fahrtwind um die Nase wehen. „Ich lass mich einfach treiben, fahre Richtung Ostsee. Plöner Seenplatte, Holsteinische Schweiz Richtung Norden. Manchmal bis Kalifornien oder Brasilien“, erzählt der Landrat.
Am Liebsten fährt er allein, ohne konkretes Ziel. Sich voll auf das Fahren und die Strecke konzentrieren, die Landschaft genießen. Das hilft, den Kopf frei zu bekommen. Da kann es auch schon mal sein, dass man sich, ehe man sich versieht, im Süden landet. „Großartig ist die Elbuferstraße, ganz klar“, sagt der Biker. Ein Stopp am Zollenspieker Fährhaus, wo sich bei schönem Wetter Hunderte Biker mit ihren schicken Maschinen treffen, gehört selbstverständlich dazu.
Manchmal verschlägt es ihn mit seiner betagten Triumph im eleganten ,,British Racing Green“ auch an die Nordsee. ,,Dithmarschen ist großartig“, schwärmt der gebürtige Elmshorner. Oder es geht Richtung Osten. „Von Segeberg nehme ich die alte Nebenstrecke Richtung Oldesloe und fahre von dort weiter nach Ratzeburg. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Streckenabschnitt macht angesichts der engen Kurven Sinn“, sagt der Landrat.
Zwischenstopp am Ratzeburger See
Beim Zwischenstopp am Ratzeburger See ein Eis essen, sehen und gesehen werden gehört für viele Biker dazu. Dann gehts weiter, nach Meckpomm, über die Landstraße nach Schwerin mit dem wunderschönen Residenzschloss – oder noch weiter, auf verkehrsarmen Landstraßen Richtung Ostsee. ,,Die mecklenburgischen Ecken sind einfach wundervoll“, schwärmt Schröder.
Wann ist er eigentlich zum Motorradfahren gekommen? Eigentlich habe er seinen Motorradführerschein in den 1980er-Jahren nur gemacht, weil sein vier Jahre jüngerer Bruder einen Motorradführerschein gemacht hat, verrät der Landrat. ,,Das konnte ich damals natürlich auf keinen Fall auf mir sitzen lassen!“ Mitte der 80er kaufte er sich eine Yamaha 500 SR – ein typisches Einsteigermodell in jenen Tagen. ,,Jahrelang habe ich gar kein Auto gehabt. Ich habe als Student alles mit dem Motorrad erledigt“, erzählt der heute 54-Jährige.
Erfüllung eines Traums: Triumph
Auf den Dampfhammer, der mit einem beherzten Tritt auf den Kickstarter am oberen Totpunkt zum Leben erweckt wurde – was der Einzylinder-Motor mit einem kräftigen ,,Bgrrrinnn“ kommentierte – folgte in den 90er-Jahren eine vergleichsweise kultivierte 600er Yamaha XJ. Vier Zylinder in Reihe, Elektrostarter, das war schon was anderes.
Lesen Sie auch:
- Nord- und Ostsee mit dem Fahrrad erkunden – zehn Tipps
- 300 Kilometer Radschnellwege für Hamburg und sein Umland
- Regionale Ausflugtipps fürs lange Pfingstwochenende
Bis er sich 1999 mit seiner Triumph seinen Traum erfüllte. ,,Ein Schulfreund hatte das Motorrad zufällig in einer Kleinanzeige in der Rubrik ,Nähmaschinen‘ entdeckt und mich darauf aufmerksam gemacht“, erzählt Schröder. Die Maschine stand in einem kleinen Nest in Ditmarschen, von ihrem damaligen Besitzer blitzblank gewienert und tiptop gepflegt in einer beheizten Garage.
Ein Mann, ein Bike – und alleine über die Landstraße
,,Als ich die Maschine sah, mich darauf setzte und vom Hof fuhr wusste ich sofort, dass die Triumph nie wieder so gut aussehen würde wie in diesem Augenblick“, gesteht Schröder. Es war Februar, tiefster Winter. Im dichten Schneetreiben fuhr er mit seiner Neuerwerbung nach Norderstedt, wo er damals schon wohnte.
Motorradreisen war nie wirklich sein Ding. Ein einziges Mal sei er mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau als Sozia auf die dänische Insel Mön zum Campen gefahren. Das war’s dann auch schon. ,,Motorrad fahren bedeutet für mich, den Kopf frei zu kriegen. Ich bin kein Freund von Headset. Ich bin allein unterwegs. Das ist für mich Entspannung. Das schönste sind für mich die vielen kleinen Momente. Irgendwo anhalten, in die Landschaft schauen. Und wenn man dann nach der Tour durchgefroren nach Hause kommt, freut man sich über die warme Stube.“
1. Bürgermeister-Motorrad-Ausfahrt
Eine Ausnahme gibt es doch: Noch heute schwärmt Jan Peter Schröder von der 1. Bürgermeister-Motorrad-Ausfahrt. Die von Gönnebeks Feuerwehr-Bikern ,,Flaming Stars“ ins Leben gerufene und von Wahlstedts Bürgermeister Matthias Bonse organisierte Tour führte im August 2019 von Wahlstedt aus gemütlich über die Dörfer zum Hansa-Park, zur Feuerwehr nach Lensahn und über Plön zurück in den Kreis Segeberg.
Unter den 18 Teilnehmern und eine Teilnehmerin fuhren neben zehn ehrenamtlichen Bürgermeistern aus dem Kreis auch Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause, Henstedt-Ulzburgs damaliger Bürgermeister Stefan Bauer und Manuela Teutsch, die Präsidentin des Lions Clubs Wahlstedt sowie Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz als Schirmherr mit. ,,So ein prominenter Begleiter, das hatte schon was“, sagt Landrat Schröder. ,,Man wundert sich, wer alles Motorrad fährt.“
Jan Peter Schröder bleibt der Triumph treu
Das Startgeld für die Tour, die unter dem Motto ,,Runter vom Gas“ stand, kam der Tafelstiftung und der Hospiz- und Palliativarbeit in Schleswig-Holstein zugute. ,,Es war ein wunderschöner Tag. Das schreit nach Wiederholung!“ sagt der Landrat.
Bis dahin ist er mit seiner Triumph vor allem allein auf den Straßen unterwegs. Von ihr will er sich nach all den Jahren, die sie ihm die die Treue gehalten hat, nicht mehr trennen. ,,Es gibt viele sehr schöne Motorräder“, sagt Jan Peter Schröder. Ein Neues zu kaufen, kommt für ihn bei der überschaubaren Kilometerleistung, die er im Jahr durch die Gegend cruist, aber nicht in den Sinn: „Ich fahre sie so lange, bis sie mich verlässt.“