Schleswig-Holstein. Bei steigender Inzidenz ist Bildungsministerin Karin Prien zu Verschärfung bereit – die Gewerkschaft der Lehrer stimmt zu.

Hat Schleswig-Holstein die Maskenpflicht an seinen Schulen zu früh aufgehoben? Seit einer Woche müssen die Schülerinnen und Schüler im Land im Unterricht keine Masken mehr tragen, die von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verkündete Regel trat ausgerechnet zu dem Zeitpunkt in Kraft, an dem in Deutschland die Corona-Infektionen zu explodieren begannen.

Nun ist die Lage in Schleswig-Holstein, wo die Sieben-Tage-Inzidenz bei 75 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner liegt, eine andere als in Bayern oder Thüringen, wo man inzwischen die 300er-Marke überschritten hat. Trotzdem sagt Bildungsministerin Karin Prien dem Abendblatt: „Ich beobachte die bundesweite Entwicklung mit Sorge. Die Zahlen steigen, weil noch immer viel zu viele vor allem erwachsene Menschen ungeimpft sind.“

Schleswig-Holstein: Müssen Schüler bald wieder Masken tragen?

Aktuell sehe man sich in Schleswig-Holstein durch Maßnahmen wie die Tests noch gut gerüstet, aber: „Sollte sich die Situation zuspitzen, werden wir verschärfende Maßnahmen treffen, auch an Schulen“, so Prien. Soll heißen: Dann würde man die Maskenpflicht kurzfristig wieder einführen, wobei Prien in einem solchen Fall auch auf Verschärfungen in anderen Bereichen drängen würde. „Volle Stadien und Restaurantbesucher ohne Maske wären das falsche Signal, wenn gleichzeitig für Schülerinnen und Schüler wieder Verschärfungen eingeführt werden müssen.“

Die Bildungsministerin gehörte seit Beginn der Pandemie zu denjenigen Politikerinnen in Deutschland, die vorsichtig und umsichtig für einen Ausgleich zwischen den Interessen des Gesundheitsschutzes und der Bildung sorgte. Sie sorgte unter anderem mit mobilen Impfteams an Schulen dafür, dass in Schleswig-Holstein bereits 61,4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal gegen Corona geimpft sind, der Bundesschnitt ist mit 47,3 deutlich niedriger.

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Die Gewerkschaft der Lehrer (GEW) beurteilt die aktuelle Lage ähnlich wie Karin Prien: „Wir stehen ehrlich gesagt etwas ambivalent zu diesem Thema“, sagt der Geschäftsführer der GEW Schleswig-Holstein, Bernd Schauer. „Man muss in der jetzigen Situation einfach täglich die Lage bewerten und gegebenenfalls sehr schnell reagieren.“ Sobald die Zahlen auch hier im Land steigen würden, plädiere die Gewerkschaft dafür, zur Maskenpflicht zurückzukehren. Zum Schutz beider Seiten. „Derzeit scheint das Risiko hier in Schleswig-Holstein für alle noch überschaubar zu sein, das kann sich aber leider auch schnell ändern.“