Büsum. Am Strand per Apple Watch den Aperol Spritz bezahlen – Oliver Münch will den Küstenort auch digitaler machen. Das sind seine Pläne.

Als Kind ist er mit Onkel Ernst und Tante Friedchen nach Büsum gefahren. „Ich kenne Büsum seit meiner Kindheit, von Tagesausflügen mit ,Krabbenbrötchen‘, aber auch von Wochenendaufenthalten mit der Familie“, sagt Oliver Münch. Er hat gute Erinnerungen an den Aufenthalt, und er liebt die Nordsee. Das sind schon einmal gute Voraussetzungen für seinen neuen Job als Tourismuschef des beliebten Heilbades. Was der 52-Jährige für Büsum plant.

Wenige Tage vor seinem Bewerbungsgespräch bei der Tourismus Marketing Service Büsum GmbH (TMS) hat Oliver Münch seine Ehefrau mitgenommen und ist mit ihr nach Büsum gefahren, um zu schauen, was sich dort getan hat. Der Vater einer 15-jährigen Tochter war überrascht, wie sich der 5000-Einwohner-Ort, in dem zu Spitzenzeiten 25.000 Gäste inklusive Tagestouristen sind, entwickelt hat. „Büsum bietet für jeden etwas und hat sich längst vom Image als Rentnerort entfernt.“ Angetan ist er von neuen Hotels wie dem Lighthouse Hotel & Spa direkt am Deich oder der Familienlagune Perlebucht sowie den Bauarbeiten zum neuen Erlebnisbad „Meerzeit“. Das alles gab es in seiner Kindheit noch nicht.

Nordsee: Neuer Tourismus-Chef ist ein Fan

„Ich bin Nordseefan“, sagt der Hobby-Radler, der gern mit dem Fahrrad von zu Hause in Elmshorn an der Elbe entlang nach Glückstadt und zurück fährt. Er kann aber genauso gut in der Garage verschwinden und seine Frau mit selbst gebauten Möbelstücken überraschen, wie mit der Kaminattrappe samt Brennholz, die er vor Kurzem gebaut hat.

Die sah so echt aus, dass seine Frau darauf hereingefallen ist und gefragt hat, wo denn der Rauch abzieht. Münch spricht mit norddeutschem Zungenschlag und ist einer, der gern lacht, der locker herüberkommt und sich selbst als Teamplayer bezeichnet. „Jeder kann mit seinen Ideen und Anregungen für Büsum zu mir kommen“, sagt er. 45 Mitarbeiter unterstützen ihn.

Büsum: Münch setzte sich unter 40 Bewerbern durch

Unter 40 Bewerbungen hat sich der gebürtige Cuxhavener für den Posten als Geschäftsführer der TMS durchgesetzt. Ausgerechnet aus Cuxhaven kommt er. Genau dorthin hat Münchs Vorgänger, der frühere TMS-Geschäftsführer Olaf Raffel, als Geschäftsführer der Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH gewechselt. Und Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje kann darüber sehr lachen. Cuxhaven ist mittlerweile ein Running Gag in Büsum. Er freut sich über Oliver Münch als neuen Tourismuschef: „Schön, dass wir mit Herrn Münch einen erfahrenen Tourismus-Profi für die Stelle des Geschäftsführers gewinnen konnten. Zahlreiche Aufgaben und Projekte gilt es in Angriff zu nehmen.“

Oliver Münch hat neben seinen Qualifikationen als Unternehmens- und Personalberater für die Tourismusindustrie wohl auch ein so einnehmendes Wesen, dass er bereits zwei Stunden nach seinem Bewerbungsgespräch noch während der Heimfahrt nach Elmshorn vom Bürgermeister den Anruf bekommen hat, dass er den Job habe. Die Chemie zwischen Bürgermeister und dem neuen Tourismuschef – beide im Sternzeichen Wassermänner und beide Linkshänder – stimmt offensichtlich.

Münch setzt auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit

„Ich übernehme von einem Vorgänger ein sehr gut bestelltes Feld“, sagt Oliver Münch. Unter Raffel liefen große In­frastrukturprojekte wie die Erneuerung der Watt’n Insel, die Deichverstärkung und der Umbau des Watt’n Hus. Nun gilt es, das Gute zu erhalten und weiterhin zu wachsen, und zwar nicht in der Masse, sondern in der Qualität, sagt Münch. Digitalisierung, Nachhaltigkeit werden die Themenschwerpunkte der kommenden Jahre sein.

Oliver Münch erklärt das so: „Wir müssen jungen Menschen, digitalen Nomaden genauso gerecht werden wie denjenigen, die während ihres Urlaubes auf digitale Medien verzichten und sich erholen möchten.“ Die Einführung einer digitalen Gästekarte, das digitale Kaufen eines Parktickets schon vor Anreise sind technische Entwicklungen, die er vorantreiben möchte.

Büsum: Aperol Spritz per Apple Watch bezahlen

Seine Vision: „Junge Menschen sollen am Strand per Apple Watch ihren Aperol Spritz bezahlen können.“ Den Sundowner am Strand zu genießen, das geht für den Nordseefan ohnehin hier in Büsum am besten. Hier, wo die Sonne über dem Meer untergeht. Die Pandemie habe für einen Umbruch gesorgt. „Der Wunsch nach einem sicheren Urlaub hat sich verstärkt, und Deutschland wird auch nach der Pandemie ein beliebtes Reiseziel bleiben. Davon wird auch Norddeutschland profitieren.“

Davon ist Oliver Münch, der selbst kein Freund von Fernreisen ist, sondern tatsächlich am liebsten an der Nordsee seinen Urlaub verbringt, überzeugt. Die Pandemie habe den Wunsch nach der Vereinbarkeit von Arbeit und Urlaub, Englisch: workation, noch weiter vorangetrieben. Dem möchte Münch mit entsprechenden Angeboten begegnen.

Büsum: Neues Schwimmbad eröffnet im Februar

Genau wie die anderen Tourismusorte soll auch Büsum zu einer Ganzjahresdestination, wie es in der Tourismussprache heißt, werden. Die Chancen stehen dafür gut: Im Februar soll das neue Meerwasserhallenwellenschwimmbad „Meerzeit“ eröffnen mit Sauna-Bereich mit Dachterrasse, sechs Indoor- und Outdoor-Whirlpools sowie Wellness- und Massageangeboten.

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Dann ist bei typisch norddeutschem Nieselregen für Abwechslung und Erholung gesorgt. Mit solchen Angeboten möchte Münch dem „Overtourism“ in den Sommermonaten begegnen. Neue Hotels wie die Bretterbude, die voraussichtlich Ende 2022 eröffnet, sollen Büsum als Ganzjahresziel attraktiver machen. Ganz wichtig ist ihm, alle mitzunehmen. „Büsum bietet wirklich für jeden etwas, und das soll auch so bleiben.“

Nordsee: Münch will mit den Gästen in Büsum reden

Wenn er am 7. Februar in Büsum seinen Dienst vor Ort antritt, werden die kommenden Tage und Wochen darin bestehen, so viele Menschen wie möglich zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen – mit Hoteliers, Gastronomen, anderen Gastgebern, Politikern und auch mit den Touristen. Oliver Münch freut sich darauf besonders: „Ich gehe persönlich raus auf den Deich, um mit den Gästen zu reden.“