Hohwacht. Stylische Ferienwohnungen, ein neues Hotel, die erste Beachbar: Der 900-Einwohner-Ort putzt sich für Touristen heraus.
„Bitte, schreiben Sie nicht, dass es hier so schön ist“, sagt Uwe Magnussen der Abendblatt-Reporterin bei einem Rundgang durch Hohwacht, das sich in Alt- und Neu-Hohwacht teilt. Der 66-Jährige aus Rissen macht seit 35 Jahren Urlaub in dem 900-Einwohner-Ort an der Ostsee und möchte, dass es beschaulich bleibt, auch wenn Investoren den Ort entdeckt haben. Neue Ferienwohnungen, ein Hotel und die erste Beachbar sorgen für Aufbruchstimmung.
Ende Juli, die Sonne scheint, und es ist warm genug zum Baden in der Ostsee. Hochsaison. Während sich die Urlauber in der Lübecker Bucht an den Stränden und Promenaden drängeln, herrscht in Hohwacht Ruhe. Trostlos mögen das diejenigen finden, die Trubel suchen und gern in schicken Boutiquen einkaufen gehen. Das gibt es in Hohwacht nicht.
Hohwacht: Pommes statt Hummer an der Ostsee
Eine Strandboutique mit den üblichen Souvenirs in maritimem Design, ein Supermarkt, ein Bäcker, ein Blumenladen, ein Friseur, der auch Bademoden verkauft, Fischbrötchenbuden, ein spanisches Restaurant – sehr viel mehr ist da nicht. Unprätentiös. Pommes statt Hummer, Bier statt Champagner. „Wer ein Café Wichtig braucht, ist hier falsch“, sagt Uwe Magnussen. Gerade verbringt er mit seiner Frau drei Wochen in der eigenen Ferienwohnung. „Touristisch hat sich in den vergangenen 35 Jahren nicht viel geändert“, so seine Beobachtung.
Das ändert sich. Unterhalb der Steilküste hantiert Kian Joachim mit seinem Akkuschraubenzieher, um ein Holzdeck fertigzustellen. Vor wenigen Tagen hat er seine „Flunderbar“ am Strand eröffnet. Der gelernte Zimmerer muss noch ein paar letzte Handgriffe machen, bis seine Freundin Lisa Graap kommt und beide das Geschäft für den Tag öffnen. Eine blaue, 30 Quadratmeter kleine Holzbude dient als Bar und Bistro. Der 28-Jährige und seine Freundin haben sich gegen große Investoren bei der Ausschreibung durchsetzen können. Kian Joachim kommt aus der Gastronomie, seine Freundin studiert in Kiel Grundschullehramt. Nun also die Beachbar. Im Winter muss sie abgebaut werden und darf dann vorübergehend auf die Wiese des ehemaligen Freibades. Dann gibt es Crêpes und heiße Getränke.
"Ole School": 30 Ferienwohnungen auf 5000 Quadratmetern
Nicht nur ein Handwerker, sondern 70 bis 80 arbeiten auf der Baustelle an der Hauptstraße, die nach Hohwacht führt. Dort entstehen derzeit in dem Quartier „Ole School“ auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück 30 Ferienwohnungen in fünf Gebäuden. Die kleinsten Einheiten sind 50 Quadratmeter groß, die Lofts bis zu 130 Quadratmeter. Stammurlauber Uwe Magnussen sieht das kritisch, ihm gefällt die dichte Bebauung nicht, das sei eine „Bausünde“. Zu eng und zu hoch sei das.
Dabei hätten Lars Debbert und Holger Gerwin vom Projektentwickler Seed aus Hamburg laut Baugenehmigung noch fünf weitere Einheiten bauen können, erzählen sie bei einem Baustellenrundgang. Das Quartier, das nach der Eröffnung Ende August wie ein kleines Feriendorf sein soll, steht im Zeichen von Nachhaltigkeit, egal ob bei der Auswahl der poBaumaterialien, der Heiztechnik oder der Einrichtung.
Hohwachts Tante-Emma-Laden im Zirkuswagen am Straßenrand
Holger Gerwin kann verstehen, dass es Bedenken gibt. „Natürlich ist solch ein Bau zunächst bedrohlich. Aber wenn alles erst einmal bepflanzt ist und die Apfelbäume stehen, ist das etwas anderes.“ Die dichte Bebauung sorge für ein Miteinander der Urlauber. „Die Wohnungen geben Privatheit, draußen wird es eine ungezwungene Gemeinschaft geben“, so Gerwin. Jeder, wie er möchte. Ein Dorf im Dorf sozusagen.
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Die Wohnungen kommen modern mit Estrichboden und zurückhaltendem Innendesign daher. Für Familien und Freunde bieten sich die großen Lofts für mehr als acht Personen an. Draußen wird es drei Saunen geben, einen Spiel- und einen gemeinsamen Grillplatz. Ein Zirkuswagen am Straßenrand wird als Tante-Emma-Laden dienen, auch für Passanten. Die ersten Urlauber kommen bereits in dieser Woche zum günstigen Baustellentarif.
Immer neue Pläne für Hohwacht – Tourismuschefin: "Stillstand wäre tödlich"
Tourismuschefin Grit Wenzel ist natürlich glücklich über dieses Engagement: „Stillstand wäre tödlich. Wir freuen uns über qualitativ hochwertige Unterkünfte, die uns dann auch wieder ein anderes Publikum bringen.“ Im vergangenen Jahr hatte bereits Investor Richard Anders 40 moderne Ferienappartements geschaffen. 2700 Betten gibt es nun in Hohwacht. Wenzel: „Wir können gut 3000 vertragen.“
Auch Hotelier und Investor Marco Nussbaum wird den Ort touristisch weiter nach vorn bringen. Ende 2023 mit der Eröffnung seines Boutiquehotels „Waldwiese“ und voraussichtlich Ende dieses Jahres mit dem Ostsee-Domizil und vier neuen Ferienhäusern in Strandnähe. Und auch das ehemalige Inklusionshotel „Das Bunte Kamel“ wurde von Otto Wulff gekauft. „Derzeit befinden wir uns noch in der Vorplanung für das Grundstück in Hohwacht. Gerne möchten wir das Thema Nachhaltigkeit bei diesem Projekt verstärkt berücksichtigen“, so Pressesprecher Michael Nowak. „Eine Entscheidung darüber, was genau geplant ist und wann es losgeht, gibt es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht.“ Es bleibt spannend in Hohwacht.