Sie hockten in der windschiefen Schifferkate an wuchtigen Holztischen, Jan von Moor, Heinrich Burfeindt, der Maler Fritz Mackensen und die Kanalfahrer, aßen aus ihren Holstern Speck und Brot.

Dazu tranken sie Kaffee, den ihnen die alte, krumme Wirtsfrau aus einem über dem offenen Torffeuer hängenden Kessel mit einer Holzkelle in die Schalen füllte. Man snackte Platt, was sonst.

Die Hütte hatte nur einen großen Raum mit einigen Wandbetten, der Fußboden war mit roten Ziegelsteinen gepflastert. Aus dem Fang in der Decke schien nur wenig Rauch abzuziehen, denn dichte Bläue quälte die Augen. Die Schöpfkellen, Holzschuhe, Hanfseile und das übrige Gerät der Torfbauern hing an den Deckenbalken. Im Qualm war es kaum zu sehen.

Da erschien geduckt im niedrigen Türausschnitt eine lange, schmale Gestalt, zögernd und in den Rauch spähend. Grußlos nahm er Platz. Man sprach nicht viel und verließ gegen Abend die Kate dennoch gemeinsam. "Willt Se mitfören?", fragte Burfeindt draußen Macksensen und den Fremden. "Ick kann Se ja bi Waakhusen an Land setten." Gesagt, getan.

Dicht am Ufer der Hamme tanzten Kampfhähnchen, hochbeinige, in allen Farben schillernde Sumpfvögel. Über dem Röhricht kreisten mit Geschrei ein paar Stockenten, Bläshühner kamen aus dem Schilf gerudert. Jan von Moor führte achtern den großen Staaken in gleichmäßigem Takt. Im langen Zug kamen heimkehrende Schiffer entgegen. Der Maler und der Fremde gingen in Waakhusen von Bord. Dankend.

Feuchtigkeit war aufgestiegen, die Kronen der Weidenbüsche schienen auf dem Nebelmeer zu schwimmen. Dicht am Graben stand eine Kuh. Eine Waldohreule fing an zu locken. Die beiden wandten sich heimwärts, Fritz Mackensen und der Schriftsteller Rainer Maria Rilke.

Quelle: "Stimmen der Freunde", Gert Buchheit, 1927.