Schlafen im Direktorenbüro, Frühstück in der Kassenhalle: Aus prächtigen Gebäuden sind stilvolle, elegante Herbergen geworden.
Ein Becken voller Gold: Also raus aus den Klamotten, Badehose an und hinein! Fürs richtige Dagobert-Duck-Feeling am besten gleich kopfüber! Gäste des im vergangenen Jahr eröffneten Luxushotels Park Hyatt Vienna können sich leicht wie die geldsüchtige Comicfigur fühlen. Liegt doch der Pool des Hauses im ehemaligen Tresorraum der Bank Austria. Als diese 2008 das historische, 1913 eröffnete Gebäude im Goldenen Quartier mitten in Wien verkaufte, wurde der von den Architekten Ernst von Gotthilf und Alexander Neumann entworfene Bau entkernt und luxuriös restauriert. Die Niederösterreichische Escompte-Gesellschaft hatte ihn vor fast 100 Jahren in Auftrag gegeben und viele Jahrzehnte dort in aller Pracht residiert.
Wer heute in der ehemaligen Großbank der Donaumonarchie mit 143 Zimmer und Suiten logiert, findet sich von zeitgemäßem, elegantem Luxus umgeben, wo einst Bankangestellte in nüchternen Büros mit Zahlen jonglierten. Frühstück, Lunch und Dinner werden in der ehemaligen Kassenhalle serviert: unter einer sechs Meter hohen Kassettendecke, umgeben von Marmorsäulen und feinster Belle-Époque-Dekoration. Wo früher die Bankdirektoren tagten, stellt jetzt das Park Hyatt Konferenzräume zur Verfügung. Hinter den schweren Holzvertäfelungen, die vor dem Umbau entfernt und später restauriert wieder angebracht wurden, versteckt sich neueste (Präsentations-)Technik. Und der historische Festsaal in der Beletage, früher die Repräsentationsbühne der Wiener Wirtschaftselite, hat sich zu einem Konferenz- und Veranstaltungsraum mit hohem Prestigewert verwandelt.
Aus prächtigen Gebäuden sind stilvolle, elegante Herbergen geworden
Zum Spabereich des Park Hyatt geht es für Hotelgäste in den Keller, dort wo früher Banknoten und Münzen in Safes sicher lagerten. Die Verwandlung des Tresorraums – eine ziemliche Herausforderung! Um mehr Raumhöhe zu gewinnen, musste die Decke über der 100 Quadratmeter großen Wasserfläche erhöht und dafür das gesamte Gebäude mit Hilfe von hydraulischen Pressen in Millimeterarbeit angehoben werden. Hier haben es sich die Amsterdamer Interior Designer auch nicht nehmen lassen, den 15 Meter langen Pool mit Blattgold zu belegen, was wie schimmernde Goldbarren aussieht. „Im Schwimmbad erinnert sich so manch ausgewachsener Geschäftsmann an seine Jugend mit Onkel Dagobert. Die sehen ihn da förmlich ins Becken voller Gold springen“ schmunzelt Hoteldirektorin Monique Dekker.
Wie in Wien haben sich auch in anderen Städten der Welt ehemalige Bankgebäude in Hotels verwandelt. Wie zum Beispiel das Nobis: Das schicke Designhotel im Herzen von Stockholm hat in den Räumen der schwedischen Kreditbank Platz genommen. Die schrieb seinerzeit Geschichte: In den 1970er- Jahren wurde sie zum Schauplatz eines spektakulären Banküberfalls mit Geiselnahme. Bankräuber hielten vier Bankangestellte 131 Stunden lang in ihrer Gewalt – so lange dauert es, bis die Polizei sie befreien konnte. Noch heute erinnert der Begriff „Stockholm Syndrom“ an das nervenaufreibende Drama am Norrmalmstorg, bei dem die Geiseln irgendwann mit den Bankräubern zu sympathisieren begannen. Heute schlafen die Gäste hier in top gestylten Hotelzimmern – genauso wie der Bankräuber Janne Olsson, der nach abgesessener Haft als Gast an den Ort des Verbrechens zurückkam.
Ein gut gefülltes Bankkonto ist doch immer noch ein sanftes Ruhekissen. Das wissen auch die Gäste des Hotel de Rome in Berlin und schätzen vielleicht auch deshalb die monetäre Vergangenheit des Rocco Forte Hotels. Das ist untergebracht im restaurierten, ehemaligen Hauptsitz der Dresdner Bank von 1889, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hier in dem vom Architekten Ludwig Heim im Renaissancestil entworfenen Gebäude in bester Lage der Hauptstadt residierte. Danach zog die Staatsbank der DDR in das denkmalgeschützte Gebäude. Aber die löste sich bekanntlich nach der Grenzöffnung auf. „Während der Umbau- und Restaurierungsarbeiten ab 2003 hat unser Haus großen Wert darauf gelegt, die geschichtlichen Spuren des ehemaligen Kreditinstituts authentisch zu erhalten“, weiß Türkan Arikan vom Hotel de Rome. „Das Spa befindet sich zum Beispiel im ehemaligen Juwelentresor, die Gäste schlafen nun in den historischen Suiten, die früher die Büros der Direktoren waren, und die Schalterhalle der Bank wurde zum Ballsaal.“
Rund 70 Millionen Euro hat der Umbau der prestigeträchtigen Immobilie gekostet. Zu den original erhaltenen Details gehören 15 Zentimeter dicke Stahltüren, die in ein Behandlungszimmer des Spas führen. Und die Blattgold-Mosaiken an den Wänden erinnern an die Goldreserven, die in diesen Räumen einst aufbewahrt wurden.Auch in Italien geben Kreditinstitute ihre alten, prächtigen Gebäude auf und machen Platz für luxuriöse Nobelherbergen. Das Boutique-Hotel Park Hyatt Milano, direkt an der pompösen Galleria Vittorio Emanuele gelegen, einen Steinwurf vom Dom und der Mailänder Scala entfernt, ist ein schönes Beispiel, wie man sein Geld heute gewinnbringend in Schlafkomfort und nicht in Aktien anlegt. Die Rendite ist der Genuss, der sich sofort in dem hochherrschaftlichen Haus einstellt, weil die historische Architektur von einem stilvollen, modern-eleganten Interieur gekrönt wird. Dem früheren Sitz der Banca Nazionale del Lavoro hätte kaum etwas Schöneres passieren können.
Im Hotel Boscolo Alpeh in der Altstadt von Rom, in der Nähe der Spanischen Treppe und der Villa Borghese, stapelten sich ebenfalls einmal Geldscheine und Kreditverträge, als hier das Istituto di Credito delle Casse di Risparmio Italiane, auch bekannt als ICCRI oderItalcasse, die ehemalige Dachorganisation der italienischen Sparkassen –residierte. Heute erinnert in diesem Designhotel mit 96 Zimmern eine gepanzerte Tür an die Vergangenheit als Bankhaus. Dahinter öffnet sich ein Paradies in Blau – der Spabereich mit Pools, Thermalbädern, Sauna und Gym.
Eine Investition mit Potenzial verspricht auch das Hotel Cort zu werden. In dem früheren Gebäude einer spanischen Kreditanstalt haben zwei schwedische Investoren und ein mallorquinischer Gastronom im Juni 2013 ein kleines, charmantes Designhotel mit nur 16 Zimmern eröffnet. Es liegt direkt am Rathausplatz von Palma de Mallorca im alten Stadtkern, umgeben von Museen und Galerien, Shops, Cafés und Restaurants. Ein Jahrhunderte alter, knorriger Olivenbaum thront direkt vor dem Eingang und spendet den Tischen und Stühlen Schatten, die sich um ihn gruppiert haben. Wenn man hier bei einer Tasse Kaffee dem geschäftigen Treiben rundherum zusieht, kann man sich immer noch gut vorstellen, wie damals alte Mütterchen und der Bäcker und Metzger von nebenan ihre sorgsam gesparten Pesos aufs Sparbuch in die Bank brachten.