Die Heimat des US-Präsidenten setzt stärker auf Tourismus – und hat ein etwas gespanntes Verhältnis zu Barack Obama.
Ein Jahrhundertverbrecher und ein Präsident sind die berühmtesten Söhne Chicagos: Al Capone und Barack Obama. Der US-Präsident wurde zwar auf Hawaii geboren, zog aber 1985 in die „Windy City“. In diesen Tagen jedoch, da Obama wegen des NSA-Skandals weltweit an Ansehen verliert, verziehen auch die Bürger Chicagos die Mundwinkel, sobald der Name des Präsidenten erklingt. „Wenn er nach Hause kommt, ist alles weiträumig gesperrt, ein gewaltiger Sicherheitsaufwand“, sagt Susan Ellefson, Direktorin für Kommunikation im Luxushotel The Peninsula.
Vielleicht ist sie auch verstimmt, weil Obama stets im Sheraton absteigt. Der Secret Service glaubt, das Hotel am besten sichern zu können. „Nachts stiehlt er sich davon in sein altes Haus“, sagt Ellefson. Weiß doch jeder in Chicago. Obama sei im Grunde seines Herzens ein Romantiker. In Chicago wurde er politisch erwachsen. Man kann die Anwaltskanzlei besuchen, in der er als Praktikant seiner späteren Frau Michelle die Augen verdrehte; das Fitnessstudio, in dem er trainiert, die Restaurants, in die er mit Gefolge einfällt.
Bevor Obama nach seiner Amtszeit 2016 zurückkehrt, hat er seiner Heimatstadt seinen wichtigsten Berater geschickt, den früheren Stabschef Rahm Emanuel. Der zupackende Polit-Profi, Spitzname „Rahmbo“, ließ sich zum Bürgermeister wählen und diktierte Wirtschaftsförderung und Tourismusbranche neue Ziele: Von Platz zehn auf fünf der US-Rangliste soll sich Chicago bei internationalen Gästen verbessern, die Besucherzahl von 46 auf 50 Millionen pro Jahr wachsen.
Neue Hotels wachsen in den Himmel. Fünf große Häuser eröffnen in den kommenden zwei Jahren, darunter das erste amerikanische Virgin Hotel des britischen Unternehmers Richard Branson. Eine wahre Gourmet-Welle schwappt Sterneköche in die Käsekuchen-Hauptstadt der USA. In der Stadt, die sich rühmt, das Hauptquartier von McDonald’s zu beherbergen, gibt es chinesische Küche vom Feinsten (Shanghai Terrace im Peninsula oder im Phoenix), Fleischiges (3 Forks) oder Trendiges in Stephanie Izard’s Little Goat Diner. Sie gewann die Fernsehshow „Amerika sucht den Super-Koch“.
Davon soll auch Hamburg einen Eindruck bekommen. 2014 wird die Städtepartnerschaft 20 Jahre alt. Im Amerikazentrum in der HafenCity wird es Lesungen und Musik aus Chicago geben. Ein Besuch von Barack Obama zum Jubiläum ist unrealistisch, aber die deutsch-amerikanische Gemeinde lüde ohnehin lieber Michelle Obama ein.
Chicagos Bürgermeister Emanuel hat dem Tourismus die tragende Rolle für Wirtschaftsförderung zugeschrieben. Für den Winter haben die Verantwortlichen eine Idee entwickelt: Es soll Skilanglauf in der Stadt geben. Der Vorstandschef der Tourismusförderung Choose Chicago, Don Welsh: „Wir werden die Kälte umarmen.“