Wer Lust auf moderne Architektur und viel Kultur hat, der ist in Malmö richtig. In dieser Stadt sind die Menschen offener als anderswo.
Über dem Stortorget, dem größten Platz in Malmö, hängen die Wolken schwer und tief. Zugegeben, das Wetter lockt in den Wintermonaten nicht unbedingt nach Malmö. Doch auch mit Daunenjacke lässt sich die Stadt, in der alles fußläufig zu erreichen ist, prima entdecken.
In der Mitte des von Fachwerkhäusern umrahmten Platzes sitzt der bronzene König Karl X. Gustav auf seinem Pferd. Den prominenten Platz hat er sich verdient, da die Provinz Schonen unter seiner Herrschaftszeit im Jahr 1658 die Unabhängigkeit von Dänemark erlangt hat. Schweden und Dänemark - die Geschichte beider Länder ist seit jeher eng miteinander verwoben.
Anschaulich wird das im sogenannten Malmöhus. Die mächtige, fast 500 Jahre alte Burganlage, die von Wassergräben umschlossen ist, wurde zunächst als Residenz dänischer Könige und Kronprinzen genutzt, nach der Unabhängigkeit als Gefängnis, später als Notunterkunft für arme Menschen - und seit 1937 für Museen. Gleich drei verschiedene beherbergt der Mittelalterbau heute: das Museum für Stadtgeschichte, ein Natur- und ein Kunstmuseum.
Ein Bogen von der Vergangenheit in die Moderne ist vom Malmöhus aus zu Fuß in nur wenigen Minuten gespannt. Auf dem Areal eines ehemaligen Werftgeländes ist ein Viertel herangewachsen, das wohl jeden Hamburger sofort an die HafenCity erinnert: das Wohnviertel Västra Hamnen (übersetzt bedeutet das Westhafen).
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Das 160 Hektar große Gelände ähnelt nicht nur von der Lage her der Hamburger HafenCity. Moderne Architektur, die Promenade am Wasser entlang, sowie eine eigene Universität gleichen dem Konzept der Hamburger HafenCity. Die Cafés, die in Västra Hamnen in den vergangenen Jahren eröffnet haben, sind tagsüber oft besucht von Studenten, die sich hier zum "fika" treffen, zum gemütlichen Kaffeetrinken und Kuchenessen.
Auch der gebürtige Malmöer Anders Engzell kommt gerne hierher. Der 33-Jährige freut sich über das neue Quartier in der Stadt. "Västra Hamnen wurde von den Menschen in Malmö sofort als neues Viertel angenommen. Die Leute kommen aus der ganzen Stadt." Das einzige Problem ist seiner Meinung nach, dass sich das Wohnen und Leben dort nur wenige leisten können. "Västra Hamnen gehört zu den teuersten Wohnvierteln in Malmö."
Västra Hamnen ist fast genauso jung wie die Hamburger HafenCity. Entstanden ist der neue Stadtteil am Öresund im Zuge der ökologischen Bauausstellung Bo01 auf diesem Gebiet. Das war im Jahr 2001. In vorbildhafter Weise hat die Idee der Nachhaltigkeit das Viertel geprägt. Für das Energiekonzept - die 100-prozentige Versorgung mit Wind- und Sonnenenergie - wurde Västra Hamnen unter anderem mit dem "Take off Award" der Europäischen Union ausgezeichnet.
Wer von der Seite des Öresunds aus auf Malmös "HafenCity" blickt, dem fällt noch ein anderes Bauwerk auf, das große Ähnlichkeit mit einem Hamburger Wahrzeichen hat: der "Turning Torso" ("ein sich bewegender Körper"). 190 Meter ragt der spiralförmige Büro- und Wohnturm, entworfen von dem Architekten Santiago Calatrava, in die Höhe. Es ist der höchste Wolkenkratzer Skandinaviens. Wenn er von der Sonne angestrahlt wird, wirkt er tatsächlich, als wäre er in Bewegung. Ähnlich wie die "Tanzenden Türme" auf St. Pauli. Rund 300 000 Menschen leben in Malmö, in etwa so viele wie im nordrhein-westfälischen Münster. Was in Deutschland noch nicht einmal als Großstadt durchgeht, reicht in Schweden für den Titel der drittgrößten Stadt im Land. "Malmö", sagt Anders Engzell, "ist in vielerlei Hinsicht anders als die meisten anderen schwedischen Städte." Die Menschen seien hier offener, die Bevölkerung viel multikultureller als an anderen Orten. "Das liegt wahrscheinlich an der guten Erreichbarkeit durch die Küstenlage und an der Nähe zu Dänemark", sagt Engzell.
Besonders das Viertel Möllevangen gilt in Malmö als das Multikulti-Viertel. Rund um den "Möllevangstorget", den "Möllan", gibt es viele Restaurants und Cafés, die Speisen und Getränke aus der ganzen Welt anbieten. Exotische Falafel-Gerichte sind an jeder Ecke zu bekommen. In Malmö gelten die frittierten Bällchen, die aus dem arabischen Raum stammen, als "regionale" Spezialität. "Einfach, weil überall bekannt ist, dass es in Malmö die allerbesten Falafel gibt", sagt Anders Engzell. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Menschen am "Möllan" der kalten Jahreszeit trotzen.
Vor vielen Cafés sitzen die Gäste auch noch in den späten Abendstunden draußen. Würde man sich die Heizpilze wegdenken, könnte man fast glauben, es wäre eine laue Sommernacht.
So fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, wie hier erst im Sommer das Leben pulsiert. Mit Stolz erzählen die Bewohner Malmös davon, wie sich die Menschen im Juli und August in Västra Hamnen in die Fluten stürzen und ein erfrischendes Bad im Öresund nehmen.
Im Winter laden die Wiesen am Ufer entlang zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Immer im Blick: die Öresundbrücke. Das fast acht Kilometer lange Bauwerk verbindet Malmö mit Kopenhagen. Vor gut zehn Jahren wurde es fertiggestellt. Im 20-Minuten-Takt rauscht der Öresundzug in Richtung der dänischen Metropole. Eine Überfahrt dauert gerade einmal 35 Minuten. Der Besuch in der dänischen Hauptstadt lässt sich so leicht in die Rückreise integrieren. Auf der dänischen Seite angekommen, hat man nicht das Gefühl, das Land gewechselt zu haben. Eher kommt es einem so vor, als würden Malmö und Kopenhagen in Wirklichkeit zusammengehören.
Die pulsierende Weltstadt Kopenhagen im Westen - der ruhige Gegenpol Malmö im Osten. Beides gleichermaßen einen Besuch wert.