Ahrensburg/Oststeinbek. Wie sich die abstiegsbedrohte Mannschaft gegen den Tabellenvierten Bramfeld präsentierte. Oststeinbek schlägt sich selbst.

Mit dem Schlusspfiff warf Außenbahnspieler Dennis Sailer enttäuscht seine Handschuhe auf den Boden. Für den Ahrensburger TSV wäre an diesem bitterkalten Sonntagnachmittag im Heimspiel gegen den Bramfelder SV Erwärmenderes möglich gewesen als ein 2:2 (1:1). Der eine Punkt verändert im Tabellenkeller der Landesliga Hansa kaum etwas.

Doch dass es im Fußball und insbesondere in Krisenzeiten manchmal auch um andere Dinge geht als um die nackten Resultate, wurde in den Minuten nach Sailers Handschuhwurf deutlich. Schnell klatschten sich die Ahrensburger ab und verließen den Platz mit immerhin semi-zufriedenen Mienen.

Ahrensburger TSV ist anders: Trainer wird nicht gefeuert

Die Ahrensburger Gefühlswelt brachte der Trainer anschließend auf den Punkt. „Unabhängig von unserer Tabellenplatzierung und dem Endergebnis ist es ein Super-Mehrwert, wie wir zurzeit auftreten“, sagte Peter Grischke. „Heute haben wir gezeigt, dass wir gut kicken und wegverteidigen können, welche Qualität wir auf einzelnen Positionen, aber auch im Kollektiv haben – und wir sind nach einem späten Gegentor, das aus dem Nichts fiel, wieder zurückgekommen.“ Und das, so Grischke, „ist viel mehr wert als jeder Punkt.“

Hinter den abstiegsbedrohten Fußballern lag eine Woche der großen Worte. Nach der laut Grischke schlechtesten Saisonleistung beim ASV Hamburg (2:4) und dem mehr als bitteren 3:5 bei Concordia II hatte Ligaobmann Jens Gohlke eine Krisensitzung einberufen, sprach unter anderem mit dem sechsköpfigen Mannschaftsrat. Dieser stellte sich hinter Grischke und seine Assistenten Peter Iwosa und Christopher Kleis. „Beim ATSV läuft es eben anders, hier wird nicht gleich der Trainer gefeuert“, sagte Jens Gohlke nicht ohne Stolz gegenüber dem Abendblatt.

Mannschaftsrat äußert sich selbstkritisch über die Trainingsbeteiligung

Vielmehr habe sich der Mannschaftsrat selbstkritisch geäußert, unter anderem mangelnde Trainingsbeteiligung als Grund für die Misere ausgemacht. Zudem, so Gohlke weiter, werde man sich in der Winterpause bemühen, den Kader auf einigen Positionen zu verstärken.

Nach der bemerkenswerten Reaktion der Mannschaft machte auch der gestärkte Grischke („Es ist schön zu hören, dass alle hinter dem Trainerteam stehen“) klare Ansagen. Vor der Bramfeld-Partie holte er sein Team früher als üblich zusammen, um die sportliche Situation klipp und klar zu benennen, wie er später berichtete: „Ich habe noch mal betont, dass wir uns ganz klar im Abstiegskampf befinden. Viele Wochen haben wir uns gesagt: Das wird schon, das ist Pech. Und das ist wieder Pech.“

Weil kein Geld fließt, sind neue Spieler schwer zu überzeugen

Diese Sichtweise könne man nicht mehr vertreten. „Wir stecken nicht da unten drin, weil im Leben alles Pech und Glück ist, sondern weil wir in einigen Bereichen nicht alles investiert haben. Ich glaube, dass die Jungs meine Worte gut mitgenommen haben.“ Stichwort Investitionen: Zeit und Einsatz sollen einzelne Spieler künftig mehr als bisher aufbringen. Dies gelte ausdrücklich für erfahrene Kräfte und nicht für die Talente, stellte Grischke klar. „Die ganz jungen Spieler sind immer da und bekommen von uns die Zeit, die sie brauchen. Es sind die etablierten Spieler, die zu selten zum Training kommen. Das tut der Mannschaft weh.“

Geld hingegen kann und soll bei den erhofften Verstärkungen für die restliche Saison weiterhin nicht investiert werden. „Wir haben schon im Sommer gemerkt, dass es dadurch brutal schwer ist“, sagte Grischke. Man habe mit mehr als 65 Spielern erfolglose Gespräche geführt. Dennoch werde sich der ATSV erneut auf dem Transfermarkt umschauen.

Oststeinbeker SV spielt stark, aber steht mit leeren Händen da

Gegen den auf Platz vier liegenden Bramfelder SV fiel auf, wie engagiert und emotional der ATSV startete. Lukas Heitmann verwertete die erste Chance, die er sich durch Pressing selbst erkämpft hatte, zum 1:0 (8.). Rückschläge – vor allem die Gegentore durch Justin Sadownik (22.) und Jahazz Neuhaus (82.) – wurden diszipliniert verarbeitet. Nach Pass von Heitmann traf Mihai Bitez zum verdienten Ausgleich (84.). Fast hätte Nicolae Chitan noch das Siegtor erzielt (87./Latte).

Positive Ansätze vermeldete auch der Oststeinbeker SV. „In der ersten Halbzeit war das endlich der Fußball, wie ich ihn mir vorstelle“, sagte Trainer Martin Sobczyk nach dem 2:3 (1:0) beim SC Condor. Am Ende standen die Stormarner aber wieder einmal mit leeren Händen da, verloren durch das späte Tor von Kevin Ferchen (89.). Dave Fehlandt (43.) hatte den OSV in Führung gebracht. Milos Ljubisavljevic (54.) und Hüseyin Karaca (69.) trafen für Condor. Samuel Zenker (72.) glich aus. Dann schlug sich Oststeinbek wie so oft selbst. Sobczyk: „Es ist wie ein Fluch. Die Gründe sind schwer zu finden. Es muss eine Blockade in den Köpfen sein.“