Barsbüttel. Emelie Wiegandt siegt beim Barsbütteler Volkslauf über zehn Kilometer. Aufbruchstimmung im neuen Organisationsteam.

Als Emelie Wiegandt auf die Zielgerade einbog, befand sie sich offensichtlich noch im berühmten Tunnel: Der Blick nach vorn gerichtet, in den Ohren Kopfhörer, legte sie auf der Tartanbahn im Barsbütteler Helmut-John-Stadion die letzten der 10.000 Meter zurück. Erst nach dem Zieldurchlauf wich bei der 20-Jährigen die Konzentration der Freude und Überraschung.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich gewinne“, sagte die Stormarnerin. Es war schließlich ihr erster Zehn-Kilometer-Wettkampf überhaupt. Eigentlich liegt Wiegandts sportliche Heimat ein paar Meter weiter am Soltausredder und in einem anderen Element. Bei der SG StoBa ist sie als Schwimmerin aktiv und trainiert Jugendliche.

Volkslauf Barsbüttel: Schwimmerin läuft 10.000 Meter in knapp 48 Minuten

Als während des Lockdowns in der Corona-Pandemie auch die Schwimmhallen schlossen, musste sich die Brunsbekerin, die in Hamburg studiert, ein neues Hobby suchen – und entdeckte vergleichsweise spät ihr Lauftalent. „Ich habe mich schnell gesteigert und Spaß daran gefunden“, erzählt sie.

Nun meldete sie ein Freund für den 23. Barsbütteler Volkslauf an. Und die Schwimmerin lief allen davon. Nach knapp 48 Minuten kam sie bei ihrer Premiere als erste Frau ins Ziel.

Ein junges Organisationsteam trägt die Verantwortung

Neue Gesichter können sie beim Volkslauf, der schon vor Corona und erst recht danach sinkende Teilnehmerzahlen verbuchen musste, gut gebrauchen – bei den Sportlern und Sportlerinnen wie auch im Organisationsteam. Hier trug erstmals das junge Trio Florian Wall (23), Charlotte Winnicker (29) und Lena-Marie Faust (32) die Verantwortung.

„Wir sind trotzdem weiterhin ein Team, brauchen uns gegenseitig“, sagte Lena-Marie Faust in Richtung der „alten Garde“. Der 75 Jahre alte Dietmar Schönert, früher Organisator und jetzt noch als Pressesprecher aktiv, sah das auch so. „Wir Alten müssen natürlich lernen abzugeben. Das fällt mal leichter, mal schwerer. Ich finde, dass die Veranstaltung heute prima gelaufen ist.“

Halbmarathon zählte nicht mehr zum Programm

Lena-Marie Faust kümmerte sich vor allem um die Anmeldungen und die Ausgabe der Startnummern. Sich selbst händigte sie die 314 aus, lief bei der Konkurrenz über fünf Kilometer mit.

Charlotte Winnicker fungierte als „Mädchen für alles“. Sie umschrieb ihre Aufgabe so: „Ich bin bemüht, die Platzübersicht zu haben.“ Florian Wall war fast nur mit Mikrofon zu sehen, moderierte die Läufe und leitete durch die Siegerehrungen.

Die drei Neulinge, allesamt als Trainer in der Leichtathletiksparte des Barsbütteler SV aktiv, setzen nun ihre eigenen Ideen um. Hier und da wurden die Strecken geändert, auch um mit weniger Helfern klarzukommen. Der Halbmarathon zählt nicht mehr zum Programm, gelaufen wurde über die Distanzen 400 Meter sowie ein, zwei, fünf und zehn Kilometer.

Auch Feuerwehrleute und CDU-Politiker drehten ihre Runden

Der auffälligste Unterschied zur Vor-Corona-Zeit: Auf das einstmals große Rahmenprogramm verzichtet der Verein auch jetzt, wo es anders noch als im Vorjahr keinerlei gesetzliche Einschränkungen mehr gibt. „Das war eine bewusste Entscheidung, um erst mal wieder den Volkslauf an sich in den Vordergrund zu stellen“, sagte Wall. „Wir wollen erst mal reibungslose Läufe. Wie sich die Veranstaltung in den nächsten Jahren entwickelt, wird man sehen.“

Die Sportlerinnen und Sportler des Gastgebers sorgten für einige schöne Erfolge. Die Jüngsten auf dem Treppchen waren die 2019 geborenen Liana von Kampen und Anna Luisa Wolff, die in der Altersklasse W4 einen Doppelsieg für den Barsbütteler SV erliefen. Auch in vielen weiteren Altersklassen standen Stormarner auf den im Stadion ausgehängten und im Internet live veröffentlichten Ergebnislisten ganz oben. Resultate waren für die meisten aber wie immer zweitrangig, der Volkslauf ist schließlich eine Breitensportveranstaltung.

382 Meldungen sind ein leichter Aufwärtstrend

Wie in jedem Jahr nutzten auch einige Organisationen aus dem Ort die Gelegenheit, um die eigene Fitness zu prüfen. Die Barsbütteler Feuerwehr nahm mit acht Männern und einer Frau teil – und hatte danach nur noch den eigenen Durst zu löschen. Für den Ortsverband der CDU kandidierten Henri Schmidt, Tobias Griebel und Jan-Henryk Susek über die Fünf-Kilometer-Distanz und belegten bei 94 Teilnehmern die Plätze 90 bis 92. Personelle Konsequenzen der Parteiführung sind jedoch nicht zu erwarten.

Die Zahlen aus Sicht des Veranstalters: Mit 382 Meldungen ist wieder ein leichter Aufwärtstrend erkennbar. Auch dieser Fakt trug zu der Aufbruchstimmung bei. Mitorganisator Florian Wall sagte: „Jetzt haben wir ja wieder die Regelmäßigkeit. Die Zahlen werden hochgehen. Wir werden vielleicht sogar irgendwann wieder in den früheren Bereich von rund 750 Teilnehmern kommen.“

Gut möglich, dass künftig auch Emilie Wiegandt wieder am Start ist. Weitere Leichtathletik-Wettkämpfe sind bereits in Planung, als nächstes versucht sie sich beim Triathlon in Hamburg. Ihre neue Leidenschaft für den Ausdauersport ist nach Corona geblieben – obwohl sich die Türen zur Barsbütteler Schwimmhalle längst wieder geöffnet haben.

Alle Ergebnisse: www.volkslauf-bsv.de