Ahrensburg. Stormarner Fußballer verlieren Pokalspiel gegen Starensemble der TuS Dassendorf 0:6. Torwart Lamm brilliert trotzdem.

Als der große Pokaltag des Ahrensburger TSV mit einer 0:6 (0:4)-Niederlage besiegelt ist, sucht ein Junge sein persönliches Happy End und geht mutig auf Martin Harnik zu: „Darf ich dein Trikot haben?“ Nur läuft der Ex-Profi nicht mehr wie früher in der Fußball-Bundesliga (239 Einsätze/66 Tore), im Europapokal (31/7) und für die Nationalmannschaft Österreichs (68/15) auf, wo das Dress ständig nachproduziert wird. Harnik lässt seine Karriere bei den Oberligakickern der TuS Dassendorf ausklingen, und dort ticken die Uhren anders als beim HSV, Werder Bremen oder dem VfB Stuttgart. Somit muss der 35-Jährige den kleinen Fan enttäuschen: „Darf ich nicht hergeben. Ich hab’ nur eins.“

Ähnlich schnell wie der Wunsch des Jungen nach einem Harnik-Trikot waren zuvor die Träume des Außenseiters geplatzt. Eine Viertelstunde lang kämpften die Gastgeber tapfer gegen das Dassendorfer Starensemble. Dann fälschte Marcel Kupka eine flache Hereingabe unglücklich ins eigene Tor ab (16. Minute). Eine Minute später übersah der Schiedsrichter ein Foul an Ahrensburgs Innenverteidiger Alexandros Tatsis, das Eyke Kleine einen Volleyschuss zum 2:0 ermöglichte. Zack, Partie entschieden.

Ahrensburgs Torhüter verhindert eine zweistellige Niederlage

Für einen Ahrensburger aber ging das Spiel damit erst richtig los. Torhüter Lucas Lamm konnte sich phasenweise im Minutentakt auszeichnen. Allenfalls am zweiten Gegentreffer trug er in der Entstehung eine Mitschuld, verhinderte aber eine zweistellige Niederlage mit seinen glänzenden Paraden gegen Bekim Carolus (24., 37.), Hendrik Dettmann (35.), Sven Möller (41.) und Harnik (80.). „Das sind die Spiele, für die man als Torwart lebt“, sagte Lamm. „Wenn man sich gegen solche starken Spieler und sogar Ex-Profis auszeichnen und durchsetzen kann, auch wenn man sechs Dinger kassiert, freut man sich natürlich und geht mit einem positiven Gefühl in das nächste Spiel.“

ATSV-Trainer Peter Grischke hätte so ein Erlebnis noch vor einem Jahr auch gern mitgenommen. „Hätte ich nicht meine Trainerlizenz gemacht, wäre ich natürlich absolut heiß gewesen“, sagte der ehemalige Schlussmann. „Heute sollte es ein Erlebnis für die Jungs sein. Ich bin stolz, dass ich draußen stehen darf.“

Dassendorfs neuer Trainer erwartet dominante Spielweise

Ein Lob gab es auch für die Feldspieler: „Wir haben sehr diszipliniert gegen den Ball gespielt, das Zentrum nur sehr selten aufgemacht.“ Vor dem Spiel hatte Grischke die Siegchance auf etwa ein Prozent beziffert. Es hätte also schon alles Gute zusammenkommen müssen, doch es war das Gegenteil der Fall. Mit Torjäger Mihai Bitez (Urlaub) und Außenbahnspieler Lars Gödeke (verletzt) fehlten die beiden Offensivkräfte, von denen man sich am ehesten eine gefährliche Einzelaktion hätte versprechen können.

Und Dassendorf? Spielte nach dem überraschenden Trainerwechsel wie aufgedreht. „Unser Ziel ist es, nicht nach dem 2:0 aufzuhören, sondern über 90 Minuten Druck auszuüben“, sagte Peter Martens, der als Trainer beim Hamburger Serienmeister eingesprungen ist. „Das haben wir heute geschafft. Wir wollen in unseren Spielen so dominant auftreten, dass die andere Mannschaft sofort merkt: Für uns ist heute leider nichts drin.“ Dassendorf spielte sich vor allem in der ersten Halbzeit in einen Rausch. Ex-HSVer Mattia Maggio erhöhte nach Traumpass von Oliver Doege auf 3:0 (29.). Die schönste Kombination des Tages veredelte Möller (40.). Im zweiten Durchgang traf Doege (72.), ehe auch der nach einer Stunde eingewechselte Harnik seinen Treffer markieren durfte (84.).

Die Ahrensburger konnten nur staunen. „Um mitzuhalten, hat uns die nötige Qualität gefehlt“, sagte Grischke.