Siek. Doch dann muss sich Andreas Wilke bei dem Tennisturnier einem übermächtigen Gegner stellen. Gewinner kommt vom Hamburger SV.

Dass es bei den Sieker Open ein Lokalmatador ins Finale schafft, kommt nur alle paar Jahre einmal vor. Umso aufgeregter war Turnierleiter Klaus Ix, als sich bei der 24. Auflage des Tennisturniers ein solcher Erfolg für den ausrichtenden TC Siek abzeichnete. „Ich konnte in der entscheidenden Phase gar nicht mehr hingucken, ich habe mich lieber wieder reingesetzt“, sagte Ix lachend. „Da ist natürlich Herzblut dabei. Ich sehe ihn als unser Aushängeschild.“

Gemeint war Andreas Wilke, der es dann auch wirklich spannend machte. Aber er tat seinem TC Siek den Gefallen. Im Halbfinale der Herren 55 gegen den Lübecker Benjamin Bhaumick kam Wilke nach dem mit 2:6 verlorenen ersten Satz zurück und gewann den zweiten Durchgang mit 6:2. Im umkämpften Match-Tiebreak setzte er sich mit 10:6 durch und zog somit ins Endspiel ein – als erster Sieker seit 2019. Auch damals war es Wilke gewesen, der im Finale stand.

Der Gegner brachte Andreas Wilke zum Staunen

Der Verein versteht es, die Feste zu feiern, wie sie fallen. Das Finale mit Wilke war das letzte Match der Turnierwoche und zahlreiche Mitglieder versammelten sich am Platz 3 auf der kleinen Tribüne und den anderen Erhöhungen, um den 54-Jährigen anzufeuern. „Das war toll und hat mich auch richtig gepusht“, sagte Wilke später.

Gegen Thomas Lierhaus vom Hamburger SV, Nummer 18 seiner Altersklasse in Deutschland, blieb der Publikumsliebling dennoch chancenlos. Ein wenig haderte der Meilsdorfer nach dem deutlichen 1:6, 2:6. „Es war wie 2019: Ich komme gut durch das Turnier und dann habe ich im Finale einen übermächtigen Gegner.“ Dieser sei technisch so stark gewesen, dass er gestaunt habe. „Ich habe immerhin schon bei der Deutschen Meisterschaft Spieler geschlagen und dann kommt hier bei einem heimischen Turnier ein Gegner, den man noch nie hatte – und es ist, als hätte man noch nie einen Tennisschläger in der Hand gehabt. Gefühlt habe ich eines meiner schlechtesten Matches seit langer Zeit gespielt.“

Das Jahr verläuft für Wilke insgesamt erfolgreich

Lars Borgstede vom THC Ahrensburg (l.) schaffte es ins Finale der Herren 40, wo er Benjamin Fahlke unterlag
Lars Borgstede vom THC Ahrensburg (l.) schaffte es ins Finale der Herren 40, wo er Benjamin Fahlke unterlag © Unbekannt | Arne Bachmann

Lierhaus hätte auch so gewonnen, weil er insbesondere technisch viel stärker sei, erkannte Wilke fair an. „Außerdem bin ich eigentlich ein reiner Hallenspieler. Aber ich hätte mir schon ein bisschen mehr erwartet.“ Insgesamt verläuft schon das ganze Jahr überaus erfolgreich für Wilke. In seiner neuen Altersklasse gewann er den Nordcup und die gemeinsame Verbandsmeisterschaft Hamburg/Schleswig-Holstein in der Halle. Im Freien belegte er bei der Verbandsmeisterschaft Platz zwei, so wie nun beim Turnier auf der heimischen Anlage.

Ein weiterer Stormarner erlebte einen fast identischen Turnierverlauf wie Wilke. Lars Borgstede vom THC Ahrensburg drang in der Altersklasse 40 bis ins Endspiel vor, wo er in Benjamin Fahlke (TC Alsterquelle) erneut seinen Meister fand und mit 0:6, 1:6 unterlag. Schon im Vorjahr hatte der Großhansdorfer das Finale gegen Fahlke deutlich verloren. Borgstede nahm es gewohnt gelassen. „Über ein, zwei gewonnene Spiele mehr hätte ich mich gefreut, aber er war definitiv der Bessere“, sagte er. „Wie er spielt, ist für mich einfach schwierig. Mein Slice stört ihn nicht und er macht sehr wenige Fehler. Das Turnier hat wie immer Spaß gemacht, die Sieker organisieren das hier jedes Jahr großartig.“ Mit einem Augenzwinkern fügte er an: „Nächstes Jahr müssen sie Benjamin aber mal ausschließen.“

Bis auf Nachwuchssorgen ist Turnierleiter zufrieden

Mit seinen Tennisherren 40 des THCA hat Borgstede in der abgelaufenen Saison die Klasse gehalten. „Jetzt atmen wir alle tief durch und sammeln uns. Dann spielen wir mit demselben Kern wieder im Winter Nordliga.“ Turnierleiter Ix zeigte sich mit einer Einschränkung zufrieden mit den 24. Sieker Open. Die Meldezahlen gingen gegenüber dem Vorjahr zurück. „Die jüngeren Jahrgänge waren sehr dünn gesät, das macht uns etwas traurig“, sagte Ix. „Es kann sein, dass das durch die Sommer-Senioren-Tour kommt, da sind die Turniere ja eng getaktet. Vor zwei Wochen wurde in Harburg gespielt, letzte Woche in Travemünde.“

Trotzdem nahmen einige Sportler und vor allem Sportlerinnen auch weite Anreisen in Kauf. Bei den Damen etwa setzte sich im Finale der jüngsten Altersklasse 30 die Ostfriesin Anna Blumenberg vom TC Grün-Weiß Leer gegen die Greifswalderin Ulrike Limberg durch. Die anderen Turniere der Damen gewannen Sonja Greve (Altersklasse 40, Großflottbeker THGC) und Heike-Catalina Rühl (50, Eimsbütteler TV).

Zum Jubiläum denkt sich Verein was Besonderes aus

Im prestigeträchtigen Endspiel der Herren 30 triumphierte Eric Ilgner vom Tennis- und Ski-Club Göttingen mit 6:1, 6:4 gegen Florian Franz (Büchener Tennisclub). Das spannendste Finale gewann Hendrik Lück (Altersklasse 45, Niendorfer TSV) mit 6:4, 2:6, 11:9 gegen Holger Wiedenhöft vom TSC Breitenfelde. Außerdem siegten Marco Seldis (50, TC Langenbektal), Bernd Willmann (60, SuS Waldenau), Bernd Schorer (65, THC Neumünster), Torsten Essl (70, TC Lütjenburg) und Dieter Kühl (80, SC Schwarz-Gold Hannover).

Im kommenden Jahr richtet der TC Siek die 25. Auflage der Sieker Open aus. Dann wird auf jeden Fall gefeiert, ob ein Lokalmatador ins Finale einzieht oder nicht. „Wir werden uns zum Jubiläum etwas Besonderes ausdenken“, kündigte Ix an. Am Charakter des Turniers werde sich nichts ändern, „jedenfalls nicht, wenn es nach mir geht. Ich mache es seit der zehnten Auflage und wollte die Leitung eigentlich langsam abgeben. Aber im nächsten Jahr mache ich es auf jeden Fall noch einmal.“