Ahrensburg. Ahrensburger Fußballer machen Verbandsliga-Titel perfekt. Der Erfolg begann mit einem Schachzug vor zweieinhalb Jahren.

Nach ihrem nervenaufreibenden Meisterstück auf dem heimischen Kunstrasenplatz bildeten die Ahrensburger Fußballer einen riesigen Kreis, in den sie die zweite Mannschaft und das Frauenteam aufnahmen. Trainer Aydin Taneli hielt eine kurze Ansprache, dann stimmte er den ewigen Hit des Vereins an und alle sangen hüpfend mit: „Vorstädterclub olé, SSC Hagen, olé!“

Ahrensburger begann fahrig und nervös

Durch ein 3:0 (1:0) über die SG Elmenhorst/Tremsbüttel haben sich die Stormarner zum verdienten Verbandsliga-Meister gemacht und treten in der kommenden Saison in der Landesliga an. Es war der Moment, auf den am Hagen seit Jahren hingearbeitet wurde und die Anspannung auf der Zielgeraden war lange Zeit förmlich greifbar. Viele Spieler agierten sichtbar fahrig und nervös. Auch der Führungstreffer durch Rico Pohlmann (35. Minute) brachte keine Ruhe in das Spiel des Tabellenführers, der durch den Sieg des Konkurrenten WSV Tangstedt (4:3 beim Leezener SC) zusätzlichem Druck ausgesetzt war.

Die engagierten Gäste gaben ihr Bestes, die vorbereitete Party zu crashen. Torwart Marcel Kapffer parierte einen Foulelfmeter von Jakob Bier (60.) und Pascal Efrom hätte um ein Haar den Ausgleich erzielt, als er die Latte traf (70.). Erst nach dem Doppelpack von Brian Techen (73., 79.) gab es keine Zweifel und kein Halten mehr.

Mannschaft ohne herausragende Einzelkönner wurde zu einer fast unschlagbaren Einheit

Das Erfolgsrezept des SSC Hagen: Ein Ex-Trainer, der sich aus freien Stücken zurückzog und mit viel Weitsicht seinen Nachfolger selbst installierte. Ein neuer Trainer, der den Schritt ins Ungewisse wagte, um die Ahrensburger Mannschaft auf ein neues Level zu bringen. Und eine Mannschaft ohne herausragende Einzelkönner, die zu einer fast unschlagbaren Einheit wurde.

Der Ex-Trainer und aktuelle Ligamanager Carsten Holst blickte zurück auf die Zeit, als er den Staffelstab an seinen früheren Spieler weiterreichte. In der Winterpause 2020 lotste Holst Taneli nach Ahrensburg und arbeitete ihn ein halbes Jahr lang ein. „Die Meisterschaft ist jetzt für mich die letzte Bestätigung dafür, dass es richtig war, Aydin zu holen und selbst zurückzutreten“, sagte Holst. „Die Mannschaft brauchte genau das, was er ihr jetzt gegeben hat. Es war eindeutig, dass eine Belebung reinmusste. Die glückliche Fügung war, dass Aydin sich darauf eingelassen hat, obwohl er damals seine Zukunft eher im Hamburger Verband sah.“

Trainer Taneli fand nach turbulenten Jahren in Barsbüttel beim SSC ein intaktes Umfeld vor

Für Taneli hat sich der Schritt gelohnt. Nach turbulenten Jahren beim Barsbütteler SV und dem SC Vorwärts-Wacker Billstedt fand er in Ahrensburg – einige Klassen tiefer – ganz andere Strukturen vor. Holst: „Was ich ihm versprochen habe, das hat er tatsächlich hier bekommen: ein intaktes Umfeld und Leute, die ihn unterstützen. Das merkt man ihm auch an. Ich glaube, es tat ihm sehr gut, dass er am Freitag noch mal einen Anruf von Vereinsoffiziellen bekommen hat, die ihm gesagt haben, dass sie seine Arbeit schätzen und dass wir an unserer Linie festhalten – egal, was heute passiert. Diese Dinge sind die Grundlage für den Erfolg.“

Der Coach gab das Lob an Mannschaft und Verein zurück. „Ich bin einfach nur überglücklich“, sagte er. „Die Jungs haben es großartig gemacht, wie sie die neue Philosophie angenommen und fleißig gearbeitet haben – nicht erst in dieser Saison. Es ist eine Mannschaft, die in sich ein Star ist. Ich kann extrem glücklich auf das Ganze hier blicken, ich gönne es dem gesamten Verein, der mich in Ruhe hat arbeiten lassen. Ich kann den Verein nur in höchsten Tönen loben.“

Kapitän: „Wollen auch in der Landesliga ein gute Rolle spielen“

Freudestrahlend über den Platz lief auch der Kapitän. Rico Pohlmann spielte immer nur für den SSC Hagen, machte von Kreis- bis Oberliga alle Höhen und Tiefen mit. Auch dieser Erfolg soll noch nicht das Ende sein. „Ich denke noch nicht ans Aufhören“, sagte der Stürmer. „Wir werden in der Landesliga eine gute Rolle spielen, können dort wieder etwas befreiter aufspielen. Wir haben einen Riesenlauf gehabt nach der Winterpause, bis auf ein Unentschieden alles gewonnen. Die Mannschaft bleibt ja größtenteils zusammen, von daher bin ich optimistisch.“ Auch Pohlmann lobte den Coach: „Sein Training zahlt sich aus. Taktisch hat er uns extrem weitergebracht.“

Pölitz verabschiedet Trainer mit 0:1 gegen Schlusslicht

Drittbester Stormarner Verbandsligist hinter Hagen und Vizemeister WSV Tangstedt wurde trotz der Niederlage die SG Elmenhorst/Tremsbüttel (5.) vor dem im Saisonfinale spielfreien TSV Bargteheide (6.). Auch die beiden anderen Mannschaften aus dem Kreis hielten die Klasse. Dafür hatten zuletzt die coronabedingten Spielabsagen des SSV Pölitz gesorgt (wir berichteten). Der Tabellensiebte konnte sich beim Abschied von Trainer Marvin Prempeh eine 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Borussia Möhnsen erlauben. Zur neuen Saison übernimmt Masood Hamdart, der in seinem letzten Spiel als Mittelfeldakteur in der 77. Minute eingewechselt wurde. Philipp Harloff (54.) traf für das Schlusslicht.

Der TuS Hoisdorf (9.) konnte sich nicht mehr von den eigenen Fans verabschieden. Der unter der Woche durch die Pölitzer Absage abgestiegene SSV Güster trat in Hoisdorf nicht mehr an – ebenfalls mit Verweis auf Coronafälle in der eigenen Mannschaft. „Wir hätten gern unter anderen Umständen den Klassenerhalt geschafft, mich ärgern die vielen Spielabsagen“, sagte Hoisdorfs Trainer Yilmaz Ince. „Ich bin froh, dass man künftig Coronafälle nachweisen muss, um ein Spiel absagen zu können.“