Trittau. Der 60 Jahre alte stellvertretende Bürgermeister ist der neue Vorsitzende des Vereins. Unter seiner Führung soll der Club wachsen.
Ein angemessener, feierlicher Abschied muss irgendwann nach Corona nachgeholt werden. Dem zu Verabschiedenden ist’s recht egal. „Ich bin nie ein Mensch gewesen, der im Mittelpunkt stehen und geehrt werden musste“, sagt Axel Schulz. „In erster Linie habe ich mir gewünscht, den Verein in geordnete Hände zu übergeben.“
Zweimal musste die Wahl verschoben werden
30 Jahre leitete Schulz die Geschicke des TSV Trittau und ging als mit großem Abstand dienstältester Vorsitzender in die Clubgeschichte ein. Nun ist er abgetreten. Die letzte große Amtshandlung des 77-Jährigen war die Organisation einer Briefwahl, die jetzt seinen langjährigen Wegbegleiter und Mitstreiter in das Amt brachte. Jens Hoffmann tritt das Erbe an.
Die Pandemie platzte im Frühjahr in die Zeit, in der die meisten Sportvereine normalerweise ihre Jahreshauptversammlung und somit auch die Wahlen abhalten. Zweimal musste der TSV Trittau die Veranstaltung verschieben. Doch während viele Vereine bis heute auf eine Gelegenheit warten oder die Versammlung unter strengen Hygienemaßnahmen durchsetzen mussten, wählten Schulz und Hoffmann eine andere Option: Umlaufverfahren. Dabei können Beschlüsse ohne Zusammenkunft durch Gegenzeichnung der Mitglieder auf schriftlichem Wege gefasst werden. So gut diese Lösung zur aktuellen Gesamtsituation passt, so hoch sind die Hürden dafür. Denn damit die Abstimmungen auch gültig werden, müssen sich die Hälfte aller stimmberechtigten (also volljährigen) Mitglieder beteiligen. Die Wahlscheine wurden persönlich beziehungsweise postalisch an die Mitglieder zugestellt und konnten ausgefüllt per Post, Fax, Mail oder persönlich eingereicht werden.
Es gab acht Enthaltungen und keine Nein-Stimmen
Lange sah es schlecht aus, dann sorgte ein Aufruf aller Trainer und Übungsleiter des TSV für die entscheidende Mobilisierung. Der bei 678 Wahlberechtigten notwendige Rücklauf von 339 wurde schließlich um einige Dutzend überschritten – und von den 382 gültigen Stimmen entfielen fast alle auf Hoffmann. Nein-Stimmen gab es keine bei lediglich acht Enthaltungen.
Der neue Vereinsboss ist also gefunden und im Verein und im Ort längst ein Name. Jens Hoffmann (60) war neun Jahre unter Schulz als Kassenwart und bereits seit 2005 in der Tennisabteilung aktiv. Der gebürtige Hamburger lebt seit 1987 in Trittau und dürfte vielen vor allem als Fraktionsvorsitzender der Trittauer CDU und als stellvertretender Bürgermeister bekannt sein.
Bisher gibt es 13 Sparten, weitere sollen hinzukommen
Auch seine Verbindungen in die Politik sollen Hoffmann dabei helfen, den TSV größer zu machen. Den bisher 13 Sparten sollen weitere hinzukommmen, die Mitgliederzahl um rund 1000 auf 2500 anwachsen. „Die Weichen für die Zukunft zu stellen, ist ein wesentlicher Punkt auf meiner Agenda“, sagt Hoffmann.
„30 Jahre wie Axel Schulz werde ich nicht leisten können und wollen. Insofern sehe ich mich gefordert, mit dem Verein eine ausreichende Größe zu erreichen, um einen Geschäftsführer einzustellen. Noch ist ja alles ehrenamtlich, aber irgendwann stößt man an Grenzen.“ In welchem Zeitraum er das schaffen will, mag Hoffmann nicht genau beziffern, sagt aber: „Ich will den Verein in weniger als zehn Jahren in jüngere Hände übergeben.“
Axel Schulz hinterlässt „sehr große Fußstapfen“
Sein Hauptaugenmerk legt Hoffmann auf den Breitensport. Er will aber auch den Spagat zum Leistungssport schaffen, sprich: sich für die Badmintonabteilung einsetzen. Zuletzt sprangen der Bundesliga-Mannschaft nicht nur einige Sponsoren ab, auch die Gemeinde hat die Mittel im Vergleich zu den Vorjahren um 50 Prozent gekürzt. „Ich werde das noch mal zum Thema machen“, verspricht Hoffmann.
Bei seinen Vorhaben tritt der neue Vorsitzende in die „sehr großen Fußstapfen“ seines Vorgängers, wie Hoffmann sagt. „Er hat enorm viel geleistet, die Mitgliederzahlen nach oben getrieben und auch die sportlichen Resultate konnten sich sehen lassen, zum Beispiel im Badminton oder die WM- und EM-Teilnahmen der Rhönradturner.“
1999 feierte Verein sein 100-jährige Bestehen
Schulz erinnert sich gern an seine Amtszeit, in deren Anfangsphase die Mitgliederbeiträge noch an den Haustüren eingesammelt wurden. „Es gab in den 30 Jahren mehrere Umbrüche in verschiedenen Bereichen“, sagt er. Ein Höhepunkt war das Jubiläumsjahr 1999, in dem mit vielen Veranstaltungen und Aktionen das 100-jährige Bestehen gefeiert wurde. Dass es auch zu künftigen Jubiläen eine vollständige Vereinschronik gibt – daran will Schulz nun arbeiten.
Alle Umlaufbeschlüsse der Jahreshauptversammlung fielen deutlich aus. Neue Schatzmeisterin ist Birgit Woidich (374 Ja-Stimmen, null Nein-Stimmen, acht Enthaltungen). Ihre Stellvertreterin wird Wiebke Broscheid (366/1/15). Zum zweiten Beisitzer wurde Lars Auerbeck gewählt (364/6/12) und Michael Hammermeister zum Kassenprüfer (365/0/17). Und auch Axel Schulz fuhr noch mal einen Sieg ein: Bei der Wahl zur Fahnenabordnung gewann er ohne Nein-Stimmen.