Ahrensburg. Laufpläne, Telefonkonferenzen, Resignation: So gehen Stormarns Trainer mit der Corona-Pause um.

Rainer Seibert hat einen Großteil seiner Freizeit mit Fußball verbracht. Als Trainer des FC Voran Ohe steht er normalerweise jeden zweiten Tag auf dem Platz, entweder beim Training oder bei den Landesligaspielen seiner Mannschaft. Nie hätte er für möglich gehalten, dass er mal einen Satz wie diesen sagen würde: „Zur Zeit interessiert mich Fußball nicht, überhaupt nicht. Auch nicht, wann wir wieder anfangen.“

Viele Trainer verschicken individuelle Laufpläne an Spieler

Wie unwichtig die wichtigste Nebensache der Welt ist, das betonen in der Coronakrise immer mehr Sportler, Profis wie Amateure. Und doch müssen sich leistungsorientierte Mannschaften irgendwie auf den Tag vorbereiten, an dem sie endlich wieder den Platz betreten dürfen. Das gilt vor allem für die Fußballer: Die Saison ist noch nicht beendet, einige hoffen noch immer auf eine Fortsetzung im Frühling oder Sommer, auch wenn das immer unwahrscheinlicher wird.

Doch wie soll man sich in Form halten, wenn alle Sportplätze und Fitnessstudios geschlossen sind? Viele Trainer verschicken individuelle Laufpläne an ihre Spieler. Allein oder in kleinen Gruppen joggen, mit entsprechendem Sicherheitsabstand, das ist im Moment das probate Mittel. So hält es zum Beispiel Oberligist Preußen Reinfeld. Trainer Pascal Lorenz berichtet: „Die Jungs sollen laufen, auch in Intervallen. Außerdem haben sie Pläne für Kräftigungs- und Stabilitätsübungen bekommen, um bestmöglich vorbereitet zu sein.“

Wie könnte eine erfolgreiche Taktikschulung funktionieren?

Training mit dem Ball ist den meisten kaum möglich, also hat Lorenz wie die meisten seiner Trainerkollegen darauf verzichtet, seinen Spielern entsprechende Übungen vorzuschlagen. „Ich will nicht die Verantwortung für zerbrochene Gläser im Wohnzimmer übernehmen“, sagt er. Galgenhumor. Am liebsten würde Lorenz seine Mannschaft auch taktisch weiterbilden. Wie das ohne persönliche Treffen sinnvoll umzusetzen ist, weiß er noch nicht. „Die Frage ist auch, ob das wirklich einen Mehrwert hat, wenn es vielleicht erst in Monaten weitergeht.“

Diese Frage beschäftigt viele Trainer. Mit individuellen Laufplänen warteten viele sehr schnell auf. Doch was ist noch möglich? Aydin Taneli ist seit diesem Winter Chefcoach bei Verbandsligist SSC Hagen Ahrensburg. Wie wichtig ihm die taktische Weiterentwicklung seiner Spieler ist, betonte er nach seinem Amtsantritt immer wieder. Und nun? „Das ist erst mal schwierig“, sagt Taneli. „Man braucht dafür einfach die Mannschaft, um die Theorie auch auf dem Platz umzusetzen.“ Denny Skweirczynski, Trainer von Oberligist SV Eichede, sieht das ähnlich: „Man könnte sicher über Medien so etwas wie Fortbildungen machen. Dadurch, dass wir überhaupt nicht wissen, wann und wie es weitergeht, ist es aber sehr schwierig, dabei den richtigen Ansatz zu finden.“

Eigentlich beginne im März die heiße Phase

Es ist nicht zu vermeiden, dass die Fußballer während der Corona-Zwangspause an Leistungsfähigkeit einbüßen. Doch es entstehen weitere Probleme. Spätestens im März beginnt normalerweise die heiße Phase der Kaderplanung. Verträge müssen verlängert, neue Spieler verpflichtet werden. Geht das auch telefonisch oder per Mail? Skwierczynski: „Nur, wenn man einen Spieler schon länger kennt, kann man Abschlüsse auch mal per Mail machen. Ansonsten aber braucht man schon das persönliche Gespräch.“ Reinfelds Trainer Lorenz sagt: „Wir sind dabei, die Planungen am Kader voranzutreiben. Dabei gibt es Telefonate oder Gespräche über Video. Wir versuchen, Dinge auch ohne persönliche Treffen zu finalisieren.“

Wie sie mit der Zwangspause von noch unbekannter Dauer umgehen sollen, viele Trainer und Spieler wissen es selbst noch nicht. „Wir tasten uns irgendwie durch und warten ab“, sagt Hagens Coach Taneli. „Alle tragen Ängste mit sich. Es geht jetzt erst mal darum, gesund zu bleiben.“

Lorenz beschreibt das Verhalten seiner Reinfelder so: „Wir haben eine sehr intelligente Mannschaft, dementsprechend können sie es gut einordnen und verstehen die Maßnahmen. Es ist schade, aber es gibt einfach wichtigere Dinge als Fußball.“

Und Rainer Seibert von Voran Ohe? Der 56-Jährige ist einer der wenigen Trainer aus dem höherklassigen Amateurbereich, die der Mannschaft überhaupt keine Vorgaben auf den Weg geben. „Das sollen sie eigenverantwortlich machen“, sagt der Polizist, der wie auch seine im Einzelhandel tätige Frau weiterhin fast täglich zur Arbeit fahren muss. „Am Anfang hat wohl fast jeder die Situation unterschätzt. Jetzt geht es nur darum, alle Vorgaben so gut wie möglich einzuhalten.“