Ahrensburg. Raika-Marie Rosch vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde wollte mit dem Wallach den Turniersport beenden. Der jedoch ist in der Form seines Lebens.

Eigentlich sollte das Dressurpferd Herzog in diesem Jahr seine letzte Saison bestreiten. Ungezählte Schleifen und Pokale hat der Oldenburger Wallach in den zurückliegenden Jahren gewonnen. Auf Turnieren glänzte „Herzi“, wie ihn seine Besitzerin Raika-Marie Rosch liebevoll nennt, regelmäßig mit konstanten Leistungen. Herzog wurde im Mai 17 Jahre alt.

„Zum Jahresbeginn haben meine Mutter und ich eigentlich den Entschluss gefasst, dass das genau das richtige Alter für ein verdientes Sportpferd wäre, um mit dem Turniersport auf hohem Niveau langsam Schluss zu machen“, sagt Rosch. Dabei lächelt die 24 Jahre alte Dressursportlerin des RV Ahrensburg-Ahrensfelde vielsagend.

Ihr ist bewusst: Mit dem Zusatz „eigentlich“ drückt sie sich halbherzig, nicht vollkommen überzeugt aus. „Die Prozentzahlen, die Herzog in dieser Saison bei Dressurprüfungen erzielt hat, sind konstant hoch. Er ist schlichtweg in der Form seines Lebens“, sagt Rosch mit einem Lächeln. „Er sprüht derart vor Arbeitsfreude. So, als wolle er uns zeigen, dass die Zeit fürs Altenteil noch lange nicht reif ist. Ich schätze, das ist ihm auch gelungen.“

Tier will noch nicht aufs Altenteil

In hervorragender Verfassung präsentierte sich der Wallach zuletzt bei dem vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde ausgetragenen dreitägigen Spring- und Dressurturnier. Mit 67,778 Prozent belegten Rosch und das 17 Jahre alte Dressurpferd in einer S*-Prüfung unter 20 Teilnehmern den vierten Platz.

Ross und Reiterin verbindet ein ganz besonderes Verhältnis. Den Wallach hat die 24-Jährige größtenteils selbst ausgebildet. „Herzog ist ein echtes Charakterpferd, das bei seinen Auftritten im Viereck so manches Mal polarisiert“, sagt Raika-Marie Rosch. „Er ist einfach nicht der moderne Typ, den sich einige Richter im Viereck wünschen.“

Rosch fehlt noch ein S**-Erfolg zum goldenen Reitabzeichen. Ihre reiterlichen Fähigkeiten verdankt sie aber zum großen Teil dem Wallach. „Herzog war nicht unbedingt das erfolgreichste Pferd, mit dem ich bei Turnieren gestartet bin, dafür aber die große Konstante in meiner reiterlichen Laufbahn“, sagt die 24-Jährige, die an der Universität Hamburg Geografie und Englisch auf Lehramt studiert.

Die in den Jahren immer stärker gewordene Vertrautheit zu ihrem Pferd schätzt sie am meisten. „Gerade in den ersten Jahren habe ich unglaublich viel von Herzi gelernt“, sagt Rosch. „Es ist ein mit Worten schwer beschreibbares Gefühl, wenn er im Viereck für mich und ich für ihn kämpfe. Wenn ich mich während einer Lektion auf Herzog zu 100 Prozent verlassen kann, weil ich spüre, dass er mitdenkt und mitarbeitet.“

Herzog startet nur noch bei ausgewählten Turnieren

Raika-Marie und Mutter Miriam Rosch scheinen sich nun auf einen Kompromiss geeinigt zu haben. „Solange Herzog noch richtig Spaß an der Dressurreiterei zeigt, machen wir weiter“, sagt Raika-Marie Rosch. „Es kommen für uns aber nur noch wenige ausgewählte Veranstaltungen infrage, bei denen das ganze Drumherum stimmt.“

Das scheint bei dem vom Norddeutschen und Flottbeker Reitverein auf dem Erdbeerhof Glantz in Delingsdorf (siehe Seite 24) ausgetragenen Spring- und Dressurturnier vom 9. bis 11. August der Fall zu sein. Denn dort hat die 24-Jährige bereits für eine S*-Prüfung gemeldet.

Sarah Tödt meistert mit Dr. Erdmann ein Hindernis.
Sarah Tödt meistert mit Dr. Erdmann ein Hindernis. © HA | Henrik Bagdassarian

Einen Rang besser noch als Raika-Marie Rösch schnitt Sarah Wilke mit dem Oldenburger Wallach Brooklyn Rave ab. Die Dressurreiterin des RFV Bargteheide sicherte sich bei der Dressurprüfung der Klasse S* den dritten Platz. Dass die 24-Jährige als erste Teilnehmerin die Prüfung im Parcours eröffnete, war für sie keine große Bürde. Wilke: „Der große Druck war weg, da Brooklyn und ich tags zuvor bereits die zweite Abteilung einer M**-Prüfung gewonnen hatten.“

Weitere sportliche Höhepunkte

Ein weiterer sportlicher Höhepunkt des dreitägigen Turniers war ein S*-Springen mit Stechen. Als einzige Starterin aus dem Kreis erreichte Lokalmatadorin Sarah Tödt mit Dr. Erdmann nach fehlerfreiem ersten Durchgang das Stechen. Den finalen Umlauf beendete die Springreiterin des RV Ahrensburg-Ahrensfelde nach einem Abwurf und einem Reitfehler mit sechs Fehlerpunkten auf Rang sechs.

Die Organisatoren waren mit dem geänderten Konzept der Veranstaltung zufrieden. „Im Vergleich zu den Vorjahren haben wir die Zahl der Prüfungen von 50 auf 39 reduziert, dadurch lief alles deutlich entspannter und ruhiger ab“, sagt Wolf Becker, Pressesprecher des Reitvereins. „An dem Konzept werden wir sicherlich in den kommenden Jahren festhalten.“

Dafür nimmt er gern in Kauf, dass bei den Organisatoren vor Turnierbeginn statt der in den zurückliegenden Jahren üblichen rund 1500 Nennungen nur noch 1000 Startankündigungen eingehen.

Alle Ergebnisse des dreitägigen Turniers können im Internet unter der Adresse www.rtm-kieling.de eingesehen werden.