Ahrensburg. Raika-Marie Rosch vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde feiert ihren Sieg in der S*-Prüfung. Nur ein Erfolg fehlt für das Leistungsabzeichen.
Das goldene Reitabzeichen ist für Raika-Marie Rosch in greifbare Nähe gerückt. Zehn Siege in Dressurprüfungen der Klasse S* hat die Pferdesportlerin vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde mit der elfjährigen Stute Felicity bisher errungen – allein fünf davon in diesem Jahr. Rosch schmunzelt, als sie sagt: „In den vergangenen Monaten haben wir nur selten ohne Schleife im Gepäck und ein wenig Preisgeld im Portemonnaie die Heimreise angetreten.“
Lediglich ein Erfolg bei einer S**-Prüfung fehlt der 22-Jährigen noch zum Erlangen des begehrten Leistungsabzeichens. „Jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt, diese letzte Hürde auch noch zu überwinden“, sagt die sympathische Dressurreiterin.
Felicitys Beistzerin ist bei wichtigen Turnieren mit dabei
Zwei-Sterne-Prüfungen gibt es in der Region allerdings nur wenige. Selbst das kürzlich in Delingsdorf auf dem Erdbeerhof Glantz ausgetragene und vom Norddeutschen und Flottbeker Reitverein organisierte hochklassige Spring- und Dressurturnier hatte neben einigen S*-Aufgaben zusätzlich nur eine Drei-Sterne-Prüfung in der Dressur ausgeschrieben. Auf der Platzanlage an der Hamburger Straße lief es für Rosch dennoch rund. Mit Felicity gewann sie eine der S*-Dressuren, mit dem 14 Jahre alten Oldenburger Wallach Herzog erzielte sie in der selben Prüfung das viertbeste Ergebnis.
Einmal in der Woche trainiert Rosch, die in Sandesneben (Herzogtum-Lauenburg) an der Grenze zu Stormarn lebt, bei Siegfried Stemmann – einer Ikone in Stormarn, wenn es um den Dressursport geht. Die restliche Zeit arbeitet sie mit Felicity und Herzog unter eigener Regie. Mutter Miriam organisiert das ganze Drumherum.
Besitzerin von Felicity ist die Hamburgerin Ariane Hafer. Rosch sagt: „Bei wichtigen Turnieren ist Ariane vor Ort. Ansonsten lässt sie uns freie Hand, da sie viel von unserer Philosophie im Umgang mit Pferden hält.“
Rosch und Felicity sind erst seit vier Jahren ein Team
Vor knapp vier Jahren bestritt Rosch ihr erstes Turnier mit der Oldenburger Stute – eine L-Kandarre-Prüfung. Seitdem hat Felicity eine rasante Entwicklung durchlaufen. Ein wichtiger Grund dafür ist das Verhältnis zwischen Ross und Reiterin, das sich zusehends vertieft hat. „Seit einigen Monaten gibt Felicity mir das Gefühl, dass sie sich im Dressurviereck ohne Wenn und Aber für mich einsetzt. Das war nicht immer so“, sagt Rosch. „Wenn ich früher im Sattel während einer Lektion nur ganz kurz unkonzentriert war, nutzte sie es prompt schamlos aus.“
Ihrem Reitstil ist Rosch über die Jahre treu geblieben. „Aber durch die vielen Platzierungen und Siege mit Felicity bin ich im Sattel einfach selbstbewusster geworden“, sagt sie. „In kritischen Situationen reagiere ich mittlerweile souveräner, wodurch ich dem Pferd wiederum ein gewisses Maß an Sicherheit zurückgeben kann.“
Nach einer Verletzungspause feierte Herzog Comeback
Mit Herzog, Roschs eigenem Pferd, verbindet die 22-Jährige ebenfalls ein ganz besonderes Verhältnis. Den Wallach hat sie größtenteils selbst ausgebildet. „Herzog ist ein sehr personenbezogenes Pferd mit einer äußerst ausgeprägten Körpersprache“, sagt Rosch, ihre blauen Augen beginnen dabei zu glänzen. „Herzog ist ein echtes Charakterpferd, das bei seinen Auftritten im Viereck schon Mal polarisiert. Einige der Richter sind von ihm vollauf begeistert, andere bevorzugen eher einen anderen Pferdetyp“, erzählt sie. „In der Vergangenheit hatte das für uns schon des Öfteren sehr unterschiedliche Wertnoten zur Folge.“
Herzogs Auftritt in Delingsdorf war praktisch ein Comeback nach einer eineinhalb Jahre andauernden Verletzungspause. Deshalb überraschte der souveräne Auftritt des Wallachs seine Besitzerin umso mehr. „Beim Erdbeer-Cup herrscht auf der Anlage immer viel Trubel. Herzog ließ sich davon bisher leicht beeinflussen, deshalb hatte ich mir im Vorwege ehrlich gesagt nicht viel ausgerechnet“, so Rosch. „Nun bin ich aber überglücklich und auch sehr stolz, dass es auf Anhieb mit uns beiden wieder so gut funktioniert hat.“
Die 22-Jährige studiert Geografie und Englisch auf Lehramt
Seit Jahresbeginn reitet Rosch nicht mehr in der Altersstufe der Jungen Reiter (bis 21 Jahre), dadurch ist die Auswahl an Turnieren für sie größer geworden. Rosch: „Entscheidende Kriterien für einen Start sind für mich eine ansprechende Atmosphäre und für die Pferde angenehme Bodenverhältnisse.“
Die Kunst des Reitens verbindet sie mit Gefühl und instinktivem Handeln. „Ein Reiter muss im richtigen Moment die richtige Entscheidung treffen. Er sollte jederzeit in der Lage sein, den Kopf ab- und das Bauchgefühl anzuschalten“, sagt Rosch. „Instinktives Handeln kann man leider nicht lernen. Man beherrscht es – oder man beherrscht es nicht.“ Es lasse sich höchstens im Laufe der Zeit durch einen hohen Trainingsaufwand intensivieren.
Raika-Marie Rosch, die nach eigenen Angaben bisher mehr Zeit im Stall als mit anderen Menschen verbracht hat, studiert an der Universität Hamburg Geografie und Englisch auf Lehramt. Nach dem Sommerferien beginnt das fünfte Semester. „Sechs benötige ich für meinen Bachelor-, weitere vier für meinen Master-Abschluss.“ Erfahrungen im pädagogischen Umgang mit Kindern sammelt sie als Reitlehrerin. „Die Unterrichtsstunden bringen mir und den Kindern unglaublich viel Spaß“, sagt sie und lacht. „Ich hoffe, das wird später in der Schule auch so sein.“