Reinbek. Karatekämpfer Sascha Veldung startet bei Hochschul-Titelkämpfen in Kroatien. Zurzeit kuriert der Student einen Handbruch aus.

Mit dem Adrenalinausstoß eines Kampfsportlers ist das so eine Sache. Fällt er zu niedrig aus, dürfte er Schwierigkeiten haben, im Ring oder auf der Wettkampfmatte die nötige Betriebstemperatur zu erreichen. Das Gegenteil aber könnte dazu führen, dass der Sportler die Signale seines Körpers nicht wahrnimmt und während eines Kampfes keinerlei Schmerzen verspürt.

„So erging es mir im Finale der Deutschen Hochschulmeisterschaften in Heidelberg“, sagt Sascha Veldung. Nach kurzer Gedankenpause fährt der Karatekämpfer der TSV Reinbek schmunzelnd fort: „Erst nachdem ich als Sieger die Matte verlassen hatte und etwas zur Ruhe gekommen bin, wurde mir bewusst, dass ich mir etwas in der linken Hand gebrochen hatte.“

Erster Titelgewinn ist hart erkämpft

Die Diagnose der Ärzte bestätigten seine Vermutung: Das Gelenk des linken Zeigefingers war kaputt. Dennoch konnte der Befund die Freude des 24-Jährigen über den ersten nationalen Titelgewinn bei Deutschen Hochschulmeisterschaften nicht trüben. „Ein paar Tage Pause vom Training sind vielleicht genau das, was mein Körper jetzt braucht, um sich vollständig zu regenerieren“, sagt Veldung. „Hauptsache, ich kann so rechtzeitig wieder ins Training einsteigen, um in gut zehn Wochen auf den Punkt fit zu sein. Bei den Europameisterschaften in Zagreb will ich mich so teuer wie möglich verkaufen.“

Als Deutscher Hochschulmeister der Gewichtsklasse bis 84 Kilogramm qualifizierte sich der Reinbeker gleichzeitig für die Europäischen Hochschulmeisterschaften. Diese werden vom 31. Juli bis 3. August in der Hauptstadt Kroatiens ausgetragen. Dass Veldung zurzeit nur 79 Kilogramm – also fünf weniger als erlaubt – auf die Waage bringt, sieht er nicht als Nachteil.

Schnelligkeit ist die Stärke des 24-Jährigen

„Ich kann bei einem Angriff zwar weniger Masse einsetzen, dafür habe ich eine höhere Beschleunigung bei Schlägen oder Fußtritten“, sagt der 24-Jährige. „Ich kenne meinen Körper aus dem Eff-eff und weiß genau, was für ihn das Beste ist.“ Zurzeit hält der 24-Jährige sich durch längere Laufeinheiten fit. Damit schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Veldung sorgt nicht nur für die auf der Wettkampfmatte nötige Kondition, er arbeitet gleichzeitig auch an der erforderlichen Ausdauer für den am 30. Juni in Hamburg geplanten Halbmarathon (21,1 Kilometer), bei dem er erstmals starten will.

Veldung schätzt den besonderen Reiz von Hochschulmeisterschaften. „Die Stimmung unter den Teilnehmern ist besonders entspannt, untereinander kommt man schnell ins Gespräch“, sagt der Reinbeker. „Dennoch sind alle auf der Wettkampfmatte mit der nötigen Ernsthaftigkeit bei der Sache. Und es gibt nicht die Abgrenzung in einzelne Lager, wie sie bei normalen Deutschen Meisterschaften üblich ist.“

Sascha Veldung steht kurz vor Abschluss seines Studiums

Veldung studiert in Hamburg die Fächer Sport und Betriebswirtschaftslehre auf Berufsschullehramt. Vergangenes Jahr absolvierte er erfolgreich sein Bachelor-Studium. Im zweiten Master-Semester stand vor Kurzem für den 24-Jährigen die erste Klausur mit dem Thema „Krankenversicherungsmanagement“ auf dem Programm. Veldung: „Meine Note weiß ich zwar noch nicht, habe aber ein gutes Gefühl.“

Kommendes Jahr folgt das Referendariat. „Unter uns Studenten kursierende Gerüchte besagen, dass wäre die härteste Zeit im Leben eines Lehrers, da er im Unterricht ständig unter Beobachtung steht“, sagt Veldung und lacht. „Da Gerüchte aber immer etwas überzogenes an sich haben, lass ich mich davon nicht beeinflussen. Im Gegenteil: Ich bin froh, wenn ich nach fünf Jahren Studium endlich in die Praxis einsteigen kann.“

Der Karatekämpfer sucht händeringend einen Sponsor

Weite Fahrten zu Wettkämpfen stellen den 24-Jährigen immer wieder vor finanzielle Herausforderungen. „Um Miete, Essen und Sport als Student unter einen Hut zu bekommen, muss ich nebenbei viel arbeiten“, sagt Veldung. „Ein Sponsor würde den Kostenapparat für den sportlichen Bereich erheblich entlasten.“ Dass einige Firmen oder Privatpersonen eine Kampfsportart wie Karate nicht unterstützen wollen, versteht er nicht. Veldung: „Gerade Karate steht für Werte wie Fairness und respektvollen Umgang mit den Mitmenschen. Das ließe sich doch hervorragend mit jeder Unternehmenspolitik vereinbaren.“

Ich kenne meinen Körper aus dem Effeff und weiß genau, was für ihn das Beste ist