Trittau. Anna-Marie Jandke steigt mit der zweiten Mannschaft des Turnteams Kiehn Group Lüneburg auf.
Anna-Marie Jandke hat zuletzt ein Wechselbad der Gefühle durchlebt. Zunächst verpasste die 15 Jahre alte Turnerin mit dem TSV Trittau den Klassenerhalt in der Oberliga Schleswig-Holstein. Dann schaffte sie überraschend mit der zweiten Mannschaft des Turn-Teams Kiehn Group Lüneburg, einer Startgemeinschaft mehrerer norddeutscher Turnvereine, den Aufstieg in die Regionalliga. Zum Turn-Team gehört auch der Turnclub Hamburg. Im Hamburger Leistungszentrum an der Angerstraße trainiert Anna-Marie seit vergangenem Herbst zweimal pro Woche. Genauso oft steht sie noch bei ihrem Heimatverein TSV Trittau auf der Matte.
Übrigens: Auch die Erstvertretung der Lüneburger schaffte mit Beteiligung einer Stormarnerin den Sprung in die nächst höhere Wettkampfklasse: Mareen Jacobs aus Trittau startet kommende Saison für die Kiehn Group erstmals in der 2. Bundesliga. Lob erhält Anna-Marie, die in Kuddewörde an der Grenze zu Stormarn lebt, aus berufenem Munde: „Sie hat in den vergangenen Monaten enorme Fortschritte gemacht und ist fest für die Regionalliga eingeplant“, sagt Katharina Pommerening, Trainerin des TC Hamburg. „Auf Regionalliganiveau kann sie praktisch jedes Gerät turnen.“
In der vierthöchsten Wettkampfklasse im Turnsport (nach 1.,2. und 3. Bundesliga) werden die Geräte Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden – im Gegensatz zur Oberliga - nach dem Code de Pointage geturnt. Dieser internationale Standard stellt höhere Ansprüche an die Turnerinnen, er fordert mehr Akrobatik und Flugteile.
Anna-Marie turnt, seit sie sechs Jahre alt ist
Schwierige Elemente trainiert Anna-Marie deshalb nur mit einer aus Schaumstoffelementen bestehenden Schnitzelgrube, wie es sie in Hamburg gibt. „Der Schritt von der Ober- in die Regionalliga ist natürlich ein großer“, sagt die 15-Jährige. Nach kurzer Gedankenpause fügt sie hinzu: „Ich traue mir aber zu, diesen Schritt zu schaffen und freue mich auch darauf.“
An vier Wettkampftagen wird in der Regionalliga über Meisterschaft und Abstieg entschieden. Erste Station ist am 8. Juni Kassel (Hessen). Es folgen die Wettkämpfe am 29. Juni in Hannover, am 3. November in Buchholz in der Nordheide (beides Niedersachsen) und am 10. November in Koblenz (Rheinland-Pfalz).
Bereits in jungen Jahren merkte Anna-Marie, dass der Turnsport wie auf sie zugeschnitten ist. „Mit sechs Jahren habe ich beim TSV Trittau begonnen, ein gutes Jahr später gehörte ich zur Leistungsriege“, sagt die Neuntklässlerin des Gymnasiums Trittau.
Ein Leben ohne Turnen könne sie sich mittlerweile nicht mehr vorstellen. „Mich fasziniert die Vielfältigkeit“, sagt sie. „Turnen ist ein schön anzusehender, ein sehr ästhetischer Sport.“ Angst kennt die 15-Jährige nicht. „Natürlich kostet es Überwindung, das erste Mal einen Salto auf dem Schwebebalken zu turnen“, sagt Anna-Marie. „Zuvor werden die einzelnen Abläufe immer wieder in kleinen Schritten geübt. Am Ende sind es Automatismen, die sich abspielen.“
Von schweren Verletzungen ist Anna-Marie bisher verschont geblieben. „Jedenfalls was das Turnen betrifft“, sagt die 15-Jährige. „Beim Skifahren habe ich mir schon Mal eine langwierige Knieverletzung zugezogen.“
Die Gymnasiastin besucht das Sportprofil
Reisen – sowohl im Winter als auch im Sommer – ist die zweite große Leidenschaft des dunkelblonden Teenagers. Ganz oben auf der der Liste der bevorzugten Ziele stehen die Bahamas und Thailand. Bei der Inselgruppe im Atlantik ist es speziell die Insel Big Major Cay, die Anna-Marie fasziniert. „Dort kann man als Tourist mit freilebenden Schweinen schwimmen, das muss ein unglaubliches Gefühl sein“, sagt sie. Doch zunächst stehen kühlere Gefilde auf dem Plan: Im Sommer fährt Anna-Marie mit der Familie mit dem Wohnmobil für drei Wochen nach Norwegen.
Auf dem Gymnasium Trittau hat Anna-Marie sich für das Sportprofil entschieden. Dabei war das Bildungsziel Chemie für die 15-Jährige eine ernstzunehmende Alternative. „Ich habe lange hin und her überlegt“, sagt Anna-Marie. „Im Chemieunterricht läuft vieles sehr praxisbezogen ab, außerdem muss man dabei viel auswendig lernen.“
Dinge aus dem Gedächtnis abzurufen, scheint der 15-Jährigen zu liegen. „Vokabeln lerne ich am besten, indem ich mir merke, wo und in welchem Zusammenhang das Wort im Text steht“, sagt die junge Turnerin und lacht. „Sobald ich nach dem Wort gefragt werde, rufe ich mir wieder das entsprechende Bild vor Augen.“