Reinbek . Wochenlang trainierte Blohm bei einem portugiesischen Proficlub. Nun mischt er mit den Fußballern von Voran Ohe die Landesliga auf.
Anlaufzeit benötigt er keine. Nach einwöchiger Verletzungspause kehrte Tarec Blohm am Mittwoch in das Training beim FC Voran Ohe zurück und präsentierte sich direkt wieder „hervorragend“, wie Trainer Rainer Seibert sagte. Und als der 20-Jährige vor zwei Wochen für die Fußballer aus Reinbek debütierte, reichten ihm sechs Minuten für sein erstes Tor. Der Offensivspieler steht damit exemplarisch für die neuformierte Mannschaft, die eigentlich als Abstiegskandidat galt und nun die Landesliga Hansa aufmischt – weil sie sich viel schneller gefunden hat, als alle gedacht hätten.
„Es ist ein bisschen wie eine Familie“, sagt Blohm über seinen neuen Club. „Ich wurde sehr gut aufgenommen und das Umfeld ist sehr ruhig. Auf dem Platz sind wir kämpferisch sehr stark. Darüber kann man in der Landesliga weit nach oben kommen.“
Während der Sommerpause bot sich für Blohm die Chance, außerhalb des Deutschen Amateurfußballs weit nach oben zu kommen. Drei Wochen lang absolvierte er die Vorbereitung bei einem portugiesischen Proficlub am Rande Lissabons, der eine Kooperation mit dem Vizemeister Benfica pflegt. „Ich war vor vier Jahren schon mal dort, jetzt wurde ich über einen Freund, der dort spielt, wieder gefragt“, erzählt Blohm. Schon nach drei Tagen sei ihm ein Vertrag angeboten worden, nach einiger Bedenkzeit habe er sich aber doch für die Rückkehr in die Heimat entschieden. „Es war eine schöne Erfahrung, aber ich habe mich dort nicht wohlgefühlt“, sagt er.
Nachwuchstalent will nicht alles auf eine Karte setzen
Den Traum vom Profifußball hat er damit noch nicht aufgegeben, will aber nicht alles auf eine Karte setzen. „Ich werde eine Ausbildung beginnen, zweigleisig fahren. In Ohe will ich erst mal Spielpraxis sammeln.“ Die Aussicht auf regelmäßige Einsätze war es dann auch, die Blohm zu dem Sechstligaclub aus Stormarn führte, denn eigentlich könnte der flexibel einsatzbare Linksfuß schon in der Oberliga mithalten. „Er hat Zug zum Tor, eine brillante Technik und ist noch ein junger Dachs“, sagt Seibert über den Neuzugang. „Außerdem ist er auch mit Ball schnell und in Eins-gegen-Eins-Situationen schwer zu stoppen. Die Landesliga wird für ihn nicht die Endstation sein.“
Im Juniorenbereich war der Hamburger bereits höherklassig aktiv, spielte beim SC Condor und auch beim SV Eichede in der Regionalliga Nord. Statt bei den Steinburgern zu bleiben, entschied er sich für den FC Bergedorf 85 als seine erste Station im Herrenbereich – im Nachhinein wohl ein Fehler, denn dort regierte wie so oft das Chaos.
Ein Wechsel zu einem Drittligaclub, davon träumt Blohm. Entwickelt er sich so weiter, wie er es sich vorgenommen hat, wird er in Ohe nicht lange zu halten sein. Die laufende Saison will er aber am Amselstieg beenden – und weiter die Landesliga aufmischen. Das Saisonziel „Klassenerhalt“ wurde nach dem starken Auftakt schon nach oben korrigiert. „Wir können besser abschneiden, als Platz neun“, sagt Blohm. Trainer Seibert meint sogar: „Wenn wir so spielen, wie beim Sieg gegen Bramfeld, ist alles möglich.“ Vergangenen Freitag hatte Ohe trotz diverser Ausfälle den Spitzenreiter gestürzt. Für einen Abstiegskandidaten, das ist spätestens seitdem klar, ist dieses Team zu stark.
Sonnabend wartet der Aufsteiger Düneberger SV
Denn Blohm, der aufgrund seines späten Wechsels und der Verletzungspause erst einmal sein Potenzial zeigen konnte, ist längst nicht der einzige Oher, der für Aufbruchstimmung sorgt. Die ebenfalls neu verpflichteten Martin Schröder und Munib Saqib haben sich direkt zu Leistungsträgern entwickelt. Robin Woost hat an seine starke Form der vergangenen Saison angeknüpft, bereits wieder viele Scorerpunkte gesammelt. Und andere Spieler sind nach den Abgängen von Führungskräften wie Kim Liebermann oder Kevin Dülsen aus dem Schatten getreten und übernehmen mehr Verantwortung auf und neben dem Platz. „Wir hatten auch viel Glück mit dem Charakter der neuen Spieler. Alle passen gut rein“, sagt Seibert. „Dadurch hat sich schneller als erwartet eine richtige Mannschaft geformt. Und so eine kleine Siegesserie beflügelt natürlich auch.“
An diesem Sonnabend (15 Uhr, Silberberg in Geesthacht) gastieren die durch drei Siege in Folge auf Rang vier gekletterten Stormarner beim Tabellen-13. Düneberger SV. Der Aufsteiger startete ganz anders als Ohe überraschend schwach, holte erst vergangenen Spieltag seinen ersten Sieg (2:0 beim Rahlstedter SC). Dennoch warnt Seibert: „Das wird ein ganz schwieriges Spiel.“
Auf der Innenverteidiger-Position wird der Coach wieder auf den früheren Offensivmann Sebastian Kaufmann setzen, auch weil Daniel Walek, Oskar Sulinski (beide Trainingsrückstand) und Fabian Stritzke (Urlaub) keine Optionen für die Startelf sind. Auf den Außenbahnen hat er dagegen die Qual der Wahl. Ob Blohm schon in die Anfangsformation zurückkehrt, entscheidet sich erst kurzfristig. Aber auch als Joker wäre er sicher eine gute Wahl. Denn Anlaufzeit benötigt er bekanntlich keine.