Steinburg . Vereinspräsident Olaf Gehrken über den Geldsegen, die Chancen gegen Kaiserslautern – und Streit um die Sportanlage mit der Gemeinde.

Noch zwei Tage bis zum großen Match: Olaf Gehrken, Vorsitzender des Oberligaclubs SV Eichede, verrät vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern (Sonnabend, 12. August, 15.30 Uhr, Lohmühle Lübeck), wie wertvoll die Prämie von 130.000 Euro ist – und warum der Fußballverein trotzdem in ernsthafter Gefahr schwebt.

Herr Gehrken, für einen Amateurfußballer ist ein DFB-Pokalspiel gegen einen prominenten Proficlub das Größte, was er sportlich erreichen kann. Gilt das auch für den Vereinsvorsitzenden des SV Eichede?

Olaf Gehrken: Es ist sicherlich das Ereignis, das in 70 Jahren Vereinsgeschichte die größte Aufmerksamkeit erzeugt. Rational betrachtet halte ich Meisterschaften in der Schleswig-Holstein-Liga und Aufstiege in die Regionalliga, die wir uns in den vergangenen Jahren zweimal über eine gesamte Saison verdient haben, für die sportlich hochwertigeren Erfolge, als sich über drei Landespokal-Spiele für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Dort erstmals vertreten zu sein, ist natürlich ein Top-Ereignis für unseren Verein.

Bleibt neben all den Vorbereitungen Zeit für echte Vorfreude?

Ohne Freude an der Vereinsarbeit würde es nicht gehen. Den Spielen zuzuschauen, wie schon vergangenes Wochenende in der Liga, ist das, was mir am meisten Freude bereitet. Klar, wir freuen uns alle sehr auf das Spiel.

Wie hoch ist der Aufwand, ein DFB-Pokal-Spiel zu planen?

Für uns ist das absolutes Neuland und für einen Amateurverein eine unglaublich komplexe Aufgabe. Der Aufwand geht weit über das hinaus, was wir in den Vorjahren zu erledigen hatten.

Für die Teilnahme erhält der SVE laut der Spielordnung des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbands 130.000 Euro. Was passiert mit dem Geld?

Die Zahl kann ich nicht bestätigen, weil die Vergangenheit mich lehrt, abzuwarten, was am Ende wirklich auf dem Konto ankommt. Zunächst ist davon auszugehen, dass wir die Kosten für die Organisation und Durchführung des Spiels mit den Zuschauereinnahmen, die wir ja auch noch mit dem 1. FC Kaiserslautern zu teilen haben, nicht kompensieren können. Dann haben wir vor zwei Jahren ein Darlehen aufgenommen, um das Gemeinschaftshaus Eichede umfassend zu renovieren. Dafür wurde eine sechsstellige Summe aufgewendet. Wir hoffen, einen Großteil dieser Summe mit den DFB-Pokal-Einnahmen zu tilgen. Außerdem haben wir für die Saison 2017/2018 unseren Trainerstab im Nachwuchsbereich noch einmal erweitert und sind damit ein wenig in Vorleistung gegangen.

Der dringend benötige Kunstrasenplatz auf der Anlage an der Matthias-Claudius-Straße lässt sich von dem Geld also nicht finanzieren.

Das wäre auch mit 100 Prozent der Summe nicht möglich. Das wäre sicher ein gutes Startkapital gewesen. Es besteht die Notwendigkeit eines Kunstrasenplatzes, auch um das Nomadentum in Sommer- und Wintervorbereitung zu beenden, wenn wir für das Training andere Plätze in der Region nutzen müssen. Für den Bau eines Kunstrasenplatzes müssen wir als Verein eine deutlich höhere Summe zur Verfügung haben, und davon sind wir im Moment weit entfernt.

Das klingt fast so, als hätte der Verein ohne die unerwartete Einnahme finanzielle Probleme bekommen.

Wir haben in den letzten Jahrzehnten immer sehr seriös und solide geplant und können uns auf ein finanzielles Fundament verlassen, um unseren Verpflichtungen nachzukommen. Wir müssen aber stets stringent kalkulieren und sind froh, mit dieser nicht vorgesehenen Summe Dinge auch refinanzieren zu können.

Auch abgesehen vom fehlenden Kunstrasenplatz ist die Standortfrage derzeit heikel. Im Juni 2016 kündigte die Gemeinde Steinburg den Nutzungsvertrag. Wie ist die aktuelle Situation?

Nach mehreren Gesprächsrunden hat die Gemeindevertretung die Kündigung im Mai dieses Jahres aufgehoben, aber bereits deutlich gemacht, dass mit Auslaufen des Nutzungsvertrages zum 31. Dezember 2020 die Beteiligung der Gemeinde an den Unterhaltungskosten der gemeindlichen Sportanlage sowie des gemeindlichen Gemeinschaftshauses und des Umkleidetraktes drastisch gesenkt werden soll. Sollte diese Haltung der aktuellen Gemeindevertretung auch noch nach der nächsten Kommunalwahl vorherrschen, ist der Fortbestand unseres Vereins stark gefährdet.

Wir haben im letzten Jahrzehnt durch Sportplatzneubau, Sanierungs- und Stadionarbeiten mehr als eine halbe Million Euro aus Vereinsmitteln in die Sportanlage der Gemeinde Steinburg gesteckt, immer mit der Hoffnung verbunden, dass wir wenigstens in puncto Unterhaltung angemessen gemeindlich unterstützt werden. Ohne ein, wie in den letzten Jahrzehnten üblich, partnerschaftliches Miteinander zwischen Kommune und Verein hat der SV Eichede keine Zukunftsperspektive.

Das klingt geradezu dramatisch.

Bei uns treiben 300 Kinder und Jugendliche sowie mehr als 100 Erwachsene Sport, es gibt keine andere gemeindliche Anlage, die Tag für Tag und Jahr für Jahr von so vielen Menschen genutzt wird und die so viele Menschen als Zuschauer und Fans besuchen. Ich denke, es gibt in Deutschland nur wenige Gemeinden und Ortschaften, die so kontinuierlich und in dieser besonderen Art und Weise über einen Verein vertreten und repräsentiert werden, wie die Gemeinde Steinburg vom SV Eichede. Umso bedauerlicher ist die aktuelle Entwicklung.

Zurück zum DFB-Pokal: Hat der SV Eichede gegen Kaiserslautern eine kleine Chance auf die Sensation?

Es ist ein Fußballspiel, und wer ein Tor mehr schießt, gewinnt das Spiel. Unser Ziel ist es, ein Tor mehr zu schießen. Selbstverständlich rechnen wir uns Chancen aus, na klar.