Steinburg/Dortmund. Bei der Auslosung der ersten Runde bleibt dem Fußballclub das Traumlos verwehrt. Offensivspieler Sergan Tarim kommt vom VfB Lübeck II.

Kein Spitzenclub, auch kein traditionsloser Verein ohne Fans – sondern ein Mittelding. Dem SV Eichede ist bei der Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde am Sonntagabend in Dortmund ein Traumlos verwehrt geblieben. Der Fünftligist tritt gegen den Zweitligaclub 1. FC Kaiserslautern an.

Die Reaktionen in Eichede fielen verhalten aus. Beim Public Viewing im Vereinsheim jubelten nur wenige der 200 Fans über das Los – die meisten hofften zu dem späten Zeitpunkt der Auslosung auf den FC Schalke 04, der ebenfalls noch im Topf der Profis gesteckt hatte. Andere attraktive Gegner wie den HSV oder Bayern München hatte Ex-Nationalspieler Sebastian Kehl schon früh anderen Clubs zugelost.

Dennis Jaacks, der zur neuen Saison das Traineramt in Eichede übernimmt und ebenfalls im Vereinsheim mitfieberte, sagte: „Das ist nicht das Traumlos. Ein Bundesligaclub wäre schon der Wunsch gewesen.“ Enttäuscht sei er dennoch nicht. „Das ist trotzdem ein guter Gegner, es wird ein Riesentag für den SV Eichede. Mal sehen, was wir als Underdog ausrichten können.“ Als Vorbereitung auf den Gegner will Jaacks ins Videostudium gehen. Die prominentesten Lauterer Spieler sind der frühere HSVer Zoltán Stieber und der brasilianische Innenverteidiger Ewerton. Trainiert werden die Pfälzer übrigens von einem Stormarner – Norbert Meier, gebürtiger Reinbeker, kickte in der Jugend bei der TSV Reinbek und Voran Ohe.

Kapitän Nico Fischer vor der Auslosung
Kapitän Nico Fischer vor der Auslosung © HA | Henrik Bagdassarian

Kapitän Nico Fischer sagte über das Los: „Ein bisschen zwiegespalten ist man schon. Das ganz große Los ist es nicht. Aber Kaiserslautern hat große Tradition und viele treue Fans.“ Um doch noch wie erhofft gegen einen Erstligisten antreten zu dürfen, müsse sich der SVE eben erneut qualifizieren – oder, wie Fischer augenzwinkernd anfügte, „am besten in die zweite Runde kommen“. Am positivsten äußerte sich Olaf Gehrken. „Es ist eine tolle Sache, dass wir gegen einen ehemaligen Deutschen Meister ein Pflichtspiel austragen dürfen“, sagte der Vorsitzende. Der FCK war viermal Meister und zweimal Pokalsieger, ist aber seit fünf Jahren nur noch zweitklassig.

Gespielt wird irgendwann zwischen dem 11. und 14. August. Die zeitgenauen Ansetzungen erfolgen laut DFB-Angaben frühestens in neun bis elf Tagen. Bis dahin muss der SVE geklärt haben, wo die Partie stattfinden soll. „Man muss in Ruhe kalkulieren, welche Zuschauerzahl realistisch ist, wie viele Rote Teufel unter den Nordlichtern sind“, sagte Trainer Jaacks. Gehrken bekräftigte den grundsätzlichen Wunsch, im Dorf zu bleiben: „Unsere Ausrichtung ist es, in Eichede zu spielen. Wir werden jetzt in Ruhe alles abarbeiten, in Abstimmung mit dem DFB und dem Gegner.“

Fraglich ist, ob der DFB eine Austragung in dem sehr kleinen und nach Profifußball-Maßstäben nicht gerade komfortablen Ernst-Wagener-Stadion genehmigt. Aus Vereinssicht dürfte es aber keine attraktivere Lösung geben, als sich in der Heimat zu präsentieren. Dort würde sicherlich die beste Atmosphäre herrschen. Der ganz große Zuschauerandrang, sodass ein Umzug etwa an die Lübecker Lohmühle finanziell reizvoll wäre, ist kaum zu erwarten.

Vereinspräsident Olaf Gehrken im NDR-Interview
Vereinspräsident Olaf Gehrken im NDR-Interview © HA | Henrik Bagdassarian

Einer der Spieler, die sich ab sofort auf das Spiel gegen Kaiserslautern freuen dürfen, ist Sergen Tarim. Der SVE gab vor der Auslosung die Verpflichtung des 20-Jährigen bekannt. Tarim spielte bislang beim VfB Lübeck, für dessen zweite Mannschaft er in der abgelaufenen Serie in der Verbandsliga Süd-Ost 25 Tore und in der Saison 2015/16 in der U19-Regionalliga Nord 20 Treffer erzielte. Der Linksfuß kann sowohl im Mittelfeld als auch im Angriff eingesetzt werden und steht in Eichede zunächst für ein Jahr im Wort. „Mit Sergen haben wir ein weiteres Talent aus der Region vom Verein überzeugen können, zudem erweitern wir so unsere Optionen im Offensivbereich“, sagte Jaacks.

Während Tarim aus der Marzipanstadt in das Dorf wechselt, geht Jonathan Marschner (22) den umgekehrten Weg. Der Innenverteidiger bekomme das Medizinstudium in Lübeck und die fußballerische Laufbahn in Eichede zeitlich nicht mehr unter einen Hut, gab der SVE bekannt. Marschner schließt sich Oberliga-Aufsteiger FC Dornbreite an.