Reinfeld. Handballfrauen mühen sich gegen den THW Kiel nach einem Pausen-Rückstand noch zu einem 27:23-Sieg. Nun folgt Topspiel in Lauenburg.

Nach dem Schlusspfiff war Handballspielerin Jaqueline Heins bemüht, die Leistung des SV Preußen Reinfeld ins rechte Licht zu rücken. „Natürlich haben wir den Zuschauern im bisherigen Saisonverlauf schon bessere Auftritte geboten. Als Tabellenführer der Schleswig-Holstein-Liga müssen wir aber einfach auch mal mit einem glanzlosen Arbeitssieg zufrieden sein“, sagte die 28-Jährige.

Um den Zwei-Tore-Rückstand zur Pause noch in einen 27:23 (11:13)-Erfolg zu drehen, benötigten die Stormarnerinnen gegen den Tabellenvorletzten THW Kiel im zweiten Durchgang eine deutliche Leistungssteigerung. „Nach dem Seitenwechsel haben wir im Angriff wesentlich ruhiger agiert und durch lange Ballstafetten die Abwehr des Gegners mehr arbeiten lassen. Dadurch entstanden zwangsläufig Lücken, die wir auch konsequent genutzt haben“, sagte Heins.

Sieben Spieltage vor dem Saisonende rechnet Reinfelds Rückraumakteurin sich gute Chancen im Kampf um den Meistertitel und den damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein aus. „Die Mannschaft zeigt gerade in Phasen, in denen es nicht gut läuft, die entsprechende Moral“, so Heins. „Wenn jede Spielerin bereit ist, bis zum Saisonende an ihre Leistungs-, und Schmerzensgrenze zu gehen, werden wir den Oberligaaufstieg im fünften Anlauf endlich schaffen.“

Die 28-Jährige kam zu Saisonbeginn von der GHG Hahnheide (Landesliga) zum SV Preußen. Für einen möglichen Aufstieg ist sie bestens gerüstet: Vier Jahre spielte sie bereits mit der Lauenburger SV in der Oberliga.

In Reinfeld entwickelte Heins sich in kürzester Zeit zur Führungsspielerin – eine Rolle, die der 28-Jährigen gut steht. „Innerhalb der Mannschaft nehme ich kein Blatt vor den Mund, sondern spreche die Dinge offen an“, sagte Heins. In punkto Kampf und Einsatz gilt sie ebenfalls als Vorbild: Heins geht dorthin, wo es wehtut. Die Reinfelderin lacht, als sie sagt: „Der Schmerz geht, der Stolz bleibt. Die Bezeichnung Leis-tungsträgerin muss man sich hart erarbeiten, die bekommt man nicht geschenkt.“

Gegen Kiel gelangen der Rückraumakteurin sieben Treffer. Nur Sina Rostek wies mit acht Toren (fünf davon von der Siebenmeterlinie aus) eine bessere Quote auf. Die Spezialität von Heins sind Schlagwürfe. Eher selten versucht sie aus dem Rückraum die gegnerische Abwehr mit einem Sprungwurf zu überlisten. Der sogenannte Schlagwurf ist der härteste Wurf im Handball. Dabei behält die Schützin mit beiden Füßen Bodenkontakt, während die Rotation ihres Oberkörpers beim Wurf zusätzliche Energie freisetzt.

Heins nutzt jede noch so kleine Lücke im gegnerischen Abwehrblock für einen erfolgreichen Abschluss. Mit einem Lächeln sagt sie: „Ist doch klar: Wo mein Kopf durchgeht, passt auch der Rest durch.“

Detfred Dörling lobt den Neuzugang in höchsten Tönen. „Jaqueline ist exakt die Verstärkung, die wir uns erhofft haben“, sagte Reinfelds Coach. „In der Abwehr geht sie äußerst kompromisslos zur Sache, im Angriff entwickelt sie eine hohe Effektivität. Schneller als erwartet ist Jaqueline in eine Führungsrolle hineingewachsen.“

Das Spiel gegen die Kielerinnen betrachtet der Coach dagegen eher nüchtern. „Im ersten Abschnitt haben wir einen desolaten Handball gespielt und enorm viele technische Fehler produziert“, sagte Dörling. „Der Zwei-Tore-Rückstand zur Pause war sogar glücklich, er hätte leicht höher ausfallen können.“

Ein komplett anderes Bild bot sich dem Trainer im zweiten Durchgang. Lina Tonding und Kerstin Albrecht sorgten für mehr Stabilität im Abwehrzentrum, dahinter entschärfte eine bestens aufgelegte Annika Rahf im Gehäuse der Reinfelderinnen einige gute Chancen der Gäste. Mit schnellen Tempogegenstößen wirbelten Meike Braun und Jil Enke ein ums andere Mal die Kieler Abwehr durcheinander.

Am kommenden Sonnabend, 18. März, steigt bei der Lauenburger SV die Top-Begegnung Tabellenvierter gegen Spitzenreiter(17 Uhr, Schulstraße). „Ich erwarte eine Begegnung auf Augenhöhe, bei der es für beide Mannschaften zunächst darauf ankommen wird, die Anfangsnervosität zu überwinden“, sagte Dörling.

Die weiteren Tore für den SV Preußen Reinfeld erzielten: Rika Tonding (4), Meike Braun (3), Jill Enke, Kerstin Albrecht (je 2).