Glinde. Swenja Krosien vom TSV kann Job und Trainertätigkeit nicht mehr vereinbaren. Mit Slavko Tekic holt sie sich Unterstützung.

Gut gelaunt erscheint Swenja Krosien zum Gesprächstermin. Treffpunkt ist die Filiale eines angesagten amerikanischen Kaffeehauses in der Hamburger Innenstadt. Iced Americano, Java Chip Frappucino oder Honey Blossom Macchiato sind aber nicht ihr Ding. Krosien bestellt sich einen Tee. „Ich trinke keinen Kaffee, darüber hinaus wäre mir allein die Bestellung schon viel zu kompliziert“, sagt die Judotrainerin des TSV Glinde und lacht.

Die 35-Jährige fühlt sich gut. Das sah im Sommer vergangenen Jahres noch ganz anders aus. Damals hatte die Erfolgstrainerin längst den Punkt erreicht, an dem sich ihr Job und ihre große Leidenschaft, der Judosport, nicht mehr ausreichend vereinbaren ließen.

Als Senior Producerin einer großen Hamburger Werbeagentur ist Krosien seit knapp drei Jahren verantwortlich für die Werbefilme großer Unternehmen. Heute München, morgen Berlin und übermorgen Lettland oder Südafrika – der Terminkalender von Krosien ist rappelvoll. Der Entschluss, als Trainerin kürzer zu treten, fiel ihr dennoch schwer. „Es war ein langer Prozess, den ich durchlaufen habe, bis ich feststellen musste, es geht mir einfach nicht mehr gut“, sagt Krosien. „Die Arbeit nahm immer mehr Zeit in Anspruch, wodurch es auch immer mehr Überschneidungen mit meiner Tätigkeit und Verantwortung als Trainer gab.“

Swenja Krosien begann als Sechsjährige beim TSV Glinde mit dem Judosport

In den zurückliegenden sechs Jahren hatten die Schützlinge von Krosien bei deutschen Meisterschaften mit fünf Meistertiteln sowie mehreren dritten Plätzen kräftig abgeräumt. Zwischen der 35 Jahre alten Trainerin und Miriam Butkereit, 22, Mascha und Seija Ballhaus, beide 15, sowie den Brüdern Yerrick, 15, Lasse und Pit Schriever, beide 12, hatte sich auch neben demSportgeschehen längst eine tiefe Vertrauensbasis entwickelt. Auch wenn Butkereit zurzeit in Köln eine Ausbildung bei der Bundespolizei absolviert, halten beide regelmäßig Kontakt.

„Aufgrund der schwierigen Situation im vergangenen Sommer war ich auf der Suche nach einem geeigneten Trainer, der mir einen Teil der Arbeit abnehmen würde, dabei aber den Judosport genauso lebt und liebt wie ich“, sagt Krosien. Und so kam Slavko Tekic, der leitende Landestrainer in Hamburg, ins Spiel.

Krosien und der gebürtige Serbe kennen sich seit 18 Jahren. Sie sagt: „Slavko arbeitet in der Hansestadt hauptberuflich als Judotrainer. Mascha, Seija, Yerrick, Lasse und Pit kennen ihn und sind bei ihm bestens aufgehoben.“

Swenja Krosien begann als Sechsjährige beim TSV Glinde mit dem Judosport

Die Entscheidung, hauptsächlich in Hamburg zu trainieren, zog als Konsequenz allerdings einen Vereinswechsel mit sich. Seit Jahresbeginn starten Mascha, Seija, Yerrick, Lasse und Pit nun für den TH Eilbeck.

Auf kritische Stimmen hat Krosien die passende Antwort parat. „Wir müssen lernen, zum Wohle der Sportler das eigene Ego hinten anzustellen und über Vereins-, Landes-, und Verbandsgrenzen hinaus zu denken“, sagt die blonde Trainerin. „Ich jedenfalls würde mir niemals verzeihen, wenn das Talent eines jungen Sportlers nicht ausreichend gefördert wird, nur weil ich nicht mehr die nötige Zeit für sie aufbringen kann.“ Für den TSV Glinde seien sie trotz des Wechsels nicht verloren. „Jeder von ihnen weiß genau, dass sie dem TSV viel, wenn nicht sogar alles zu verdanken haben“, sagt Krosien. „Auch wenn letzten Endes hinten auf den Trainingsjacken ein anderer Vereinsname steht, im Herzen werden sie weiterhin Glinder bleiben.“

Mascha, Seija, Yerrick, Lasse und Pit starten nun für den TH Eilbeck

Krosien begann als Sechsjährige beim TSV mit dem Judosport. Im Alter von 15 Jahren schlug sie die Trainerlaufbahn ein, die weiterhin Bestand hat. Denn einmal in der Woche steht sie in Glinde dem Judonachwuchs mit Rat und Tat zur Seite. Die Zusammenarbeit mit Tekic funktioniert dabei prächtig. Krosien: „Wir verstehen uns hervorragend. Wenn ich Zeit habe, bin ich bei Turnieren für die Jugendlichen da, wenn nicht, dann ist es eben Slavko.“

Erfolge will Krosien aber nicht nur an Titeln festmachen. „Judo ist Leidenschaft“, sagt sie. „Deshalb sollte man als Trainer den Erfolg seiner Arbeit vor allem an der Begeisterung der Kinder festmachen.“ Krosien: „Ich sorge dafür, dass jeder Jugendliche das Motto ,Lebe deinen Traum aber verliere nicht den Spaß dabei’ verinnerlicht.“

Manchmal muss die gebürtige Reinbekerin allerdings auch überschüssige Motivation ausbremsen. „Mascha und Seija sind ein gutes Beispiel“, sagt sie und schmunzelt. „Ihnen musste ich sogar einen trainingsfreien Tag vorschreiben, damit sie es nicht übertreiben.“