Glinde. 15 Jahre altes Talent bleibt trotz Vereinswechsel dem TSV Glinde treu. Ende April fährt er zu einem Jugendturnier nach Russland.

Yerrick Schriever strahlt eine gewisse Ruhe und Zufriedenheit aus. In sportlicher Hinsicht hat der 15 Jahre alte Judokämpfer auch allen Grund zur guten Laune: Yerrick ist Deutscher Meister. Bei den Titelkämpfen der Altersklasse U18 in Herne (Nordrhein-Westfalen) setzte er sich in der Gewichtsklasse bis 46 Kilogramm durch und übertraf damit alle Erwartungen. In einem packenden Finale setzte er sich gegen Nicolas Laudahn (Asia Sport Neubrandenburg) durch. Zwei Wochen zuvor hatte er zum dritten Mal in Folge den norddeutschen Meistertitel gewonnen.

Das mit der Ruhe könnte bei Yerrick allerdings schon bald vorbei sein. Der dunkelblonde Kampfsportler, der in Kuddewörde an der Grenze zu Stormarn lebt, reist Ende April für fünf Tage nach Moskau. Die Zeit drängt, denn für den Kurzaufenthalt in der Hauptstadt Russlands benötigt er noch einen Reisepass, um ein Visum beantragen zu können.

Das bevorstehende Abenteuer hat Yerrick dem Hamburger U-18-Landestrainer Slavko Tekic zu verdanken, bei dem er mittlerweile viermal in der Woche trainiert. Neben den Übungseinheiten im Hamburger Landes-Leistungszentrum an der Wandsbeker Allee kehrt der 15-Jährige einmal wöchentlich an alte Wirkungsstätte zurück und trainiert unter Swenja Krosin beim TSV Glinde.

„Nach den norddeutschen Titelkämpfen kam Slavko auf mich zu und lud mich zu dem international besetzten Jugendturnier in Russland ein“, erzählt Yerrick stolz, „um wichtige Erfahrungen zu sammeln um den Kampfstil der Osteuropäer und Asiaten kennenzulernen.“

Vor acht Jahren begann Yerrick beimTSV Lütjensee mit dem Judosport

Vor acht Jahren begann der Teenager beim mehr auf Breitensport ausgerichteten TSV Lütjensee mit dem Judosport. Trainer Michael Nohl erkannte das in Yannick schlummernde Talent und riet zu einem Wechsel nach Glinde, da dort der Leistungsgedanke mehr im Vordergrund steht. Unter Trainerin Krosin entwickelte Yerrick sich rasch zu einem Titel- und Medaillensammler.

„Er hat in den vergangenen drei Jahren eine ungewöhnlich positive Entwicklung vollzogen“, sagt Krosin. Aus beruflichen Gründen tritt sie seit Jahresbeginn beim TSV kürzer, weshalb Yerrick in Absprache mit ihr nach Hamburg zum TH-Eilbeck wechselte. Dass Yerrick nicht nur Wurf- und Bodentechniken beherrscht sondern auch taktisches Kalkül besitzt, zeigte er eindrucksvoll im DM-Finale.

Eineinhalb Minuten vor dem Kampfende übernahm er nach einer erfolgreichen Beinsichel die Führung. Sofort änderte er seine Taktik. „Ich habe danach nicht mehr so risikoreich gekämpft, sondern versucht, meinen Gegner mit kleinen aber feinen Techniken auf Abstand zu halten, ohne dabei inaktiv zu wirken“, erzählt Yerrick.

Vater Carsten und Mutter Stefanie drückten ihrem Sohn von der Tribüne aus die Daumen. „Wir waren weitaus nervöser als unser Sohn“, räumt Carsten Schriever ein. „So cool wie er war ich leider nie.“

Der 15-Jährige muss vier Kilogramm zunehmen

Zur Zeit hat Yerrick aber auch ein Luxus-Problem. Bei großen internationalen Wettkämpfen wie Europa- oder Weltmeisterschaften beginnen die Gewichtsklassen erst ab 50 Kilogramm. Vier Kilogramm muss das Judotalent noch zulegen, um auf internationaler Bühne in den Kampf um die Medaillenränge mitzumischen. Yerrick bleibt gelassen. „Mit ein wenig Krafttraining und gutem Essen schaff ich das locker“, sagt er.

Privat hat Yerrick sich ein weiteres Ziel gesetzt. Er möchte den Mofa-Führerschein bestehen. Die erforderlichen sechs Theoriestunden kollidieren zur Zeit allerdings mit seinen Trainingszeiten. „Deshalb haben habe ich für meinen Sohn eine Fahrschule ausgesucht, die in Hamburg sechs Filialen hat“, sagt Vater Carsten und lacht. „So sind wir einfach flexibler.“

Bei den Titelkämpfen in Herne erreichten noch weitere Judokämpfer aus Stormarn Podiumsplätze. Die Glinder Zwillingsschwestern Mascha und Seija Ballhaus, beide 15, holten je eine Bronzemedaille – in unterschiedlichen Gewichtsklassen. Mascha sicherte sich in der Kategorie bis 48 Kilogramm den dritten Rang, Seija in der Klasse bis 52 Kilogramm.