Ahrensburg. Henrik Stoldt zählt zu den besten Ju-Jutsu-Kämpfern des Landes. Der 59-Jährige betreibt in der Schlossstadt eine Kampfsport-Schule.

Die beiden Männer, die sich gegenüberstehen, kennen sich gut. Denn beiderseitiges blindes Vertrauen ist Voraussetzung, um eine Atemi-Technik wie den Ellenbogenschlag mit der geforderten Dynamik zu demonstrieren. Atemi – ein Begriff aus den japanischen Kampfkünsten – steht für gefährliche Schläge und Stöße auf vitale Nervenpunkte und andere empfindliche Stellen des menschlichen Körpers.

„Im Ju-Jutsu zählen diese Schläge zu den härteren Techniken, werden aber rein zur Selbstverteidigung eingesetzt, um den Angreifer durch Schmerzen, Bewegungs- und Bewusstseinseinschränkung von weiteren Angriffen abzuhalten“, erklärt Henrik Stoldt vom FC Fudji Ahrensburg.

Was der 59-Jährige mit seinem Musterschüler Dragan Vasiljevic vorgeführt habe, erfordere von ihm nicht nur einhundert Prozent Kontrolle über die eigene Kraft sondern auch minutiöse Einschätzung der Distanz. „Ein wenig muss Dragan dabei aber auch auf Gott vertrauen“, sagt Stoldt scherzend.

Henrik Stoldt übt Kritik an gewissen verbandsinternen Machenschaften

Vor Kurzem legte der 59 Jahre alte Ju-Jutsu-Trainer in Todenbüttel die Prüfung zum 5. Dan, ein Meistergrad in asiatischen Kampfsportarten, ab. Von langer Hand geplant hatte er dies nicht. „Für seine Prüfung zum 4. Dan benötigte Dragan vor einigen Jahren einen Partner“, sagt Stoldt. „Somit war ich schnell wieder im Thema, obwohl ich mich nicht über Graduierungen profilieren muss.“

Der Ju-Jutsu-Coach übt Kritik an gewissen verbandsinternen Machenschaften. „Schon häufiger habe ich in verschiedenen Kampfsportverbänden mitbekommen, dass Funktionäre sich den nächst höheren Gürtel verleihen lassen, ohne zu den entsprechenden Prüfungen angetreten zu sein“, sagt er. „Dies entspricht in keiner Weise der Vorbildfunktion, die ich von einem hoch graduierten Sportler erwarte.“ Seit nunmehr 40 Jahren betreibt Stoldt Ju-Jutsu. Ein Vorfall zu mitternächtlicher Stunde in der Ahrensburger Diskothek „Why Not“ brachte ihn seinerzeit auf die Idee. „Ein stadtbekannter, ziemlich angetrunkener Raufbold versperrte mir mit seinem Rücken den Ausgang“, erzählt Stoldt. „Kaum hatte ich ihm leicht auf die Schulter getippt, schlug er sofort zu und nahm mich anschließen in den Schwitzkasten.“

Damit Situationen wie diese ein für alle Mal der Vergangenheit angehören, erlernte Stoldt die Kunst der Selbstverteidigung.

Der 59-Jährige arbeitet seit Jahren als Fachjournalist für ein Hamburger Magazin für Raumausstattung und Inneneinrichtung. Anfang der 1980er-Jahre studierte er Politik und Geschichte in Washington, der Hauptstadt der USA.

In den USA besuchte er Vorlesungen von Henry Kissinger und von Edward Kennedy

Mehrmals besuchte er Vorlesungen des amerikanischen Außenministers Henry Kissinger und von Edward Kennedy, dem Bruder des ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy. Nach dem Studium gönnte er sich eine Auszeit. Für 500 US-Dollar erwarb er einen Ford Pinto Stationwagon und bereiste für einige Monate die Vereinigten Staaten. „Diese Zeit hat mich auf jeden Fall entscheidend geprägt“, sagt Stoldt.

Blickfang im Wohnzimmer des 59-Jährigen ist ein schwarz glänzender Flügel. „Ich improvisiere gerne, spiele deshalb selten nach Noten. Das ist für mich Entspannung pur“, sagt Stoldt.

Vor langer Zeit entdeckte er für sich den Boogie-Woogie und den Blues. „Mir gefallen aber auch die Schlager aus den frühen 1920er- bis hinein in die späten 1960er-Jahre oder Songs von Frank Sinatra“, sagt er. Entscheidend aber hat Ju-Jutsu das Leben des Ahrensburgers beeinflusst. „Jeder sollte diese Kampfsportart ausprobieren“, sagt der Trainer. „Bei Kindern und Jugendlichen fördert sie die Selbstsicherheit, erhöht die soziale Kompetenz und sorgt für körperliche Fitness.“

Ju-Jutsu sei ein modernes Selbstverteidigungssystem für die Praxis des täglichen Lebens. Unter der Telefonnummer 04102/506 14 gibt Stoldt gerne weitere Auskünfte.