Bad Oldesloe. Die 29-Jährige spielte bei Clubs in fünf Ländern. Nun ist sie in Stormarn heimisch geworden und als Trainerin mehrerer Teams aktiv.

Sie sind das wohl ungewöhnlichste Trainerpaar in Stormarn: Auf der einen Seite Hans-Walter Thielenhaus, 61, ein Fußballcoach der alten Schule. Und als Assistentin eine Frau, eine junge Frau. Die 29-jährige Finnin Jatta Aalto ist bei den Fußballern des SV Türkspor Bad Oldesloe unter anderem zuständig für die Fitnessübungen. Jan Helling, Vorsitzender des Vereins, sagt: „Natürlich haben wir uns am Anfang Gedanken gemacht, ob das passt. Aber die letzten Zweifel waren gleich nach der ersten Trainingseinheit verworfen. Die beiden ergänzen sich perfekt.“

Zum bisherigen Werdegang der Jatta Aalto passt es ohnehin, sich einer solchen Herausforderung zu stellen, vor 20 Männer zu treten, und klare Anweisungen zu geben. Es gibt im fußballerischen Bereich fast nichts, was die zierliche Frau noch nicht ausprobiert hätte. In fünf Ländern hat sie gespielt und damit meistens auch ihr Geld verdient. Inzwischen ist sie in Bad Oldesloe heimisch geworden – und hat sich vom Fußballprofi zum Tausendsassa entwickelt.

Derzeit ist die Offensivspielerin vereinslos

An einer Düsseldorfer Fernuniversität studiert Aalto Fußball-Management, legt im November ihre Abschlussprüfung ab. Danach will sie ein weiteres Studium dranhängen. Neben ihrer Co-Trainer-Tätigkeit coacht sie gemeinsam mit Masood Hamdart eine Flüchtlingsmannschaft und wird bald zusätzlich ein Juniorenteam in Hamburg trainieren. Ganz nebenbei hält sie sich beim SV Türkspor und im Fitnessstudio fit, denn noch will die derzeit vereinslose Offensivspielerin ihre aktive Karriere nicht beendet sehen.

„Es gab Angebote, unter anderem aus der Zweiten Bundesliga. Aber das war bislang nicht das, was ich mir vorstelle“, sagt Aalto, die letzte Saison beim VfL Oldesloe in der Schleswig-Holstein-Liga kickte, ihren Vertrag aber nicht verlängerte.

Vor sieben Jahren wechselte die Skandinavierin, die auch in der Jugend-Nationalmannschaft spielte, aus der ersten finnischen Liga für ein Jahr nach Norwegen. Nach zwei Jahren in der zweiten schwedischen Liga ging sie in die Schweiz (Erste Liga) und nach zwei Jahren zurück nach Schweden. Sie profitierte vom Frauenfußball-Boom. Und sie erlebte, wie sich Fans, Medien und Sponsoren wieder abwendeten. Am besten habe es ihr in Luzern gefallen, erzählt Aalto. Dort lernte sie mithilfe des Vereins auch Deutsch, inzwischen spricht sie die Sprache annähernd perfekt. In der Schweiz aber brachten die schnellen Fortschritte auch Nachteile mit sich: „Als ich Deutsch ganz gut drauf hatte, haben die Leute angefangen, Schweizerdeutsch zu sprechen. Da habe wieder nichts verstanden“, sagt sie lachend.

Weihnachten fiel der Finnin erstmals auf, wie kalt minus 20 Grad sind

Als Co-Trainerin beim SV Türkspor müsse sie schon mal laut werden, sagt Aalto. „Sonst nehmen sie mich nicht ernst.“ Ganz anders verhält es sich bei der Flüchtlingsmannschaft, die derzeit einmal pro Woche trainiert. Aalto: „Immer, wenn ich eine Übung vormache, bedanken sich danach alle. Das habe ich noch nie erlebt.“ Derzeit besteht das Team aus 26 Männern, die meisten aus Afghanistan und Eritrea, wie Aalto berichtet. Der SV Türkspor träumt davon, die Flüchtlingsmannschaft irgendwann für den regulären Spielbetrieb anzumelden. Jan Helling sagt: „Im Moment ist es aber noch viel zu früh, um absehen zu können, ob das klappt.“

In ihrer Heimat Tampere will Aalto übrigens nicht mehr leben. „Wenn man ein paar Jahre aus Finnland weg ist, will man nicht zurück“, sagt die Finnin, die zuletzt an Weihnachten ihre Familie besuchte und plötzlich erstmals spürte, „wie kalt minus 20 Grad sind.“ Hierzulande fühlt sie sich wohl und will sich in der Bundesrepublik beruflich verwirklichen, wenn sie die Fußballschuhe endgültig an den Nagel gehängt hat. Warum Deutschland? „Es gefällt mir in Deutschland“, sagt Jatta Aalto und fügt eine überraschende Begründung an: „Die Menschen sind offener.“