Steinburg. Zwei Tage lang wird in Eichede ein Fair-Play-Film gedreht. Für die fast 100 Beteiligten bedeutet das: Abklatschen und warten.

Ein Fußballplatz ist ein Ort, auf dem viele Fachbegriffe zu hören sind. Von Aufdrehen, Umschalten und Gegenpressing ist dort die Rede, und wer sich nicht gerade regelmäßig mit der Materie beschäftigt, versteht dann schon mal nur Bahnhof. Auf der Anlage des SV Eichede regiert nun für zwei Tage ein anderes Vokabular – das aber mindestens ebenso merkwürdig klingt für einen Außenstehenden: Durchshooten, Storytelling, Bildgrenze.

Die Begriffe kommen aus dem Mund von Michael Jacobus Maas. Der Regisseur, der unter anderem schon einen Werbespot mit dem ehemaligen BVB-Trainer Jürgen Klopp drehte, zeichnet verantwortlich für die Arbeit an einem Film des Deutschen Fußball-Bundes über den Handschlag als Geste des Fair Play. Auf dem Eicheder Nebenplatz steht auf Höhe der Mittellinie ein Kameramann und filmt Spieler der Herrenmannschaften beim Kicken, meistens aber beim Abklatschen.

Der Regisseur dirigiert Ridel Monteiro einige Zentimeter nach links

Der halbe Verein scheint auf den Beinen, einige haben sich sogar Urlaub genommen, um dabei zu sein, wenn bei dem Dorfverein ein Spot entsteht, den bald Vereine und Funktionäre in ganz Fußball-Deutschland sehen werden. Zum Beispiel eine Szene vor dem Anpfiff wird nachgestellt. Im Bild-Vordergrund geben sich Schiedsrichter und die Eicheder Spieler Ian Prescott Claus und Eudel Monteiro die Hände. Im Hintergrund steht Ridel Monteiro noch nicht perfekt. „Ein bisschen nach links“, dirigiert der Regisseur mit dem Klemmbrett in der linken Hand.

Nebenan vertreiben sich die anderen Eicheder die Zeit mit Fußballspielen, denn Teil von Dreharbeiten zu sein bedeutet vor allem eines: Warten. Von acht Uhr morgens bis in die Abendstunden ist das Filmteam vor Ort, an zwei Tagen hintereinander. Das Resultat wird gerade einmal drei Minuten messen und die meisten der Anwesenden nur ein paar Sekunden darin zu sehen sein, wenn überhaupt.

Einige Landesverbände haben den Handschlag in den Durchführungsbestimmungen verankert

Als eine Art Zeitraffer soll das Video später zusammengeschnitten werden und Bestandteil der Aktion „Fair ist mehr“ sein, die wiederum zur DFB-Kampagne „Unsere Amateure. Echte Profis“ gehört. Das Händeschütteln vor dem Anpfiff hat Kameramann Sven Brandt jetzt schon im Kasten. Es folgen nachgestellte Szenen während eines Spiels und nach dem Abpfiff. An Tag eins sind die Herrenteams dran, am nächsten Tag werden Jungen und Mädchen der Jugendmannschaften, die Altsenioren und das Handicap-Team in Szene gesetzt. Jennifer Schröder, die beim DFB in der Abteilung Gesellschaftliche Verantwortung arbeitet, erklärt die besondere Bedeutung des ritualisierten Abklatschens zwischen allen Spielern vor einer Partie: „Wir wollen den Handshake nicht als Regel einführen, aber Teil der Fußballkultur soll er schon sein. Das ist eine elementare Geste des Fair Play“, sagt sie. „Mannschaften in 13 von 21 Landesverbänden praktizieren den Handschlag vor dem Spiel, einige Landesverbände haben ihn in den Durchführungsbestimmungen verankert.“

Der Regisseur zeigt Jennifer Schröder vom DFB (v.l.), Anne Brosius von der Agentur Jung von Matt und dem Eicheder Schiedsrichter Martin Schatkowski eine Szene
Der Regisseur zeigt Jennifer Schröder vom DFB (v.l.), Anne Brosius von der Agentur Jung von Matt und dem Eicheder Schiedsrichter Martin Schatkowski eine Szene © HA | Thomas Jaklitsch

Sichtlich gut gelaunt läuft Olaf Gehrken über den Rasen. „Mit den Inhalten der Aktion identifizieren wir uns als Verein, der eine ganzheitliche Ausbildung junger Menschen in seinem Leitbild stehen hat“, sagt der Vorsitzende des SVE. Einen finanziellen Nutzen hat der Verein von den Dreharbeiten übrigens nicht.