Trittau . Turnerinnen Mareen und Nele Jacobs vom TSV Trittau gewinnen bei Landesmeisterschaft eine Gold- und eine Bronzemedaille.

Ein Relikt eines missglückten Fahrradtricks ziert den rechten Oberarm von Nele Jacobs. „Irgendetwas hat nicht so funktioniert, wie ich es wollte“, sagt die 15 Jahre alte Turnerin, während sie schmunzelnd auf die rötliche Schürfwunde blickt. „Riskante Manöver mit dem Fahrrad gehören nicht gerade zu meinen Stärken.“

Diese liegen bei ihr eher beim Sprung, am Reck oder auf dem Schwebebalken, denn von Kindesbeinen an turnt Nele, wie auch Schwester Mareen, erfolgreich beim TSV Trittau.

Bei den kürzlich in Schwarzenbek ausgetragenen Landesmeisterschaften (Kür modifiziert Leistungsklasse zwei) sicherte sich Mareen in ihrem Jahrgang (1998) die Gold-, Schwester Nele (1999) die Bronzemedaille. Dabei verpasste die jüngere der beiden Jakobs-Schwestern nur hauchdünn den Titelgewinn. „Eine Halteübung am Schwebebarren mit steil nach oben gestreckten Beinen hätte ich zwei Sekunden halten müssen“, erzählt Nele, „In Gedanken habe ich langsam mitgezählt, den Richtern war’s wohl ein wenig zu schnell.“ Die 15-Jährige wurde wegen nicht eingehaltener Zeit mit einem Punktabzug bestraft.

Mareen siegt nach langer Verletzungspause

Mareen feierte in Schwarzenbek ein glänzendes Comeback. Ein doppelter Bänderriss sowie mehrere Frakturen der kleinen Fußknochen hatten die 17-Jährige für mehrere Monate außer Gefecht gesetzt hatte. Sie bewies Willensstärke: „Ich hatte mir fest vorgenommen, den Titel in meinem Jahrgang zum fünften Mal zu gewinnen, ehe ich kommendes Jahr in die Altersklasse der Frauen wechsel“, sagt Mareen.

Anfang Februar hatte die 17-Jährige sich die zweite schwere Verletzung zugezogen – beim Kadertraining im Leistungszentrum Kiel. „Ich hatte einen neuen Abgang, den sogenannten Johnson-Sprung geübt“, erzählt Mareen. „Bei der Landung bin ich mit dem linken Fuß mit vollem Gewicht auf dem rechten aufgekommen, dabei hat es laut geknallt.“, sagt Mareen.

„Nicht schon wieder“ schoss der 17-Jährigen prompt durch den Kopf, denn erst im November vergangenen Jahres war ihr bei einem Wettkampf am Barren die Kniescheibe herausgesprungen. Angst kennt Mareen dennoch ebenso wenig wie Nele.

„Angst ist vielleicht das falsche Wort, aber ein Turner sollte vor jedem Gerät gebührenden Respekt haben“, sagt Nele. Sie wird nach den Sommerferien in die neunte Klasse der Gemeinschaftsschule Hahnheide wechseln. Sport ist ihr Lieblingsfach. Und das Fach Deutsch, was für ein 15 Jahre altes Mädchen auf den ersten Blick eher ungewöhnlich wirkt. „Im Laufe der Zeit habe ich einen Faible für die deutsche Sprache entwickelt“, sagt Nele, „schon länger machen mich Leute wahnsinnig, die das Wort ,einzigste’ anstelle von ,einzige’ benutzen oder von ,errinnern’ und nicht von ,erinnern’ reden.“

Als Turnerin hat Nele gebürenden Respekt vor demn Gerät

Wenn zwischen den Schwestern der Haussegen schief hängt, ist es nur für kurze Zeit. „Wir vertragen uns schnell immer wieder“, sagt Nele. Fast jede freie Minute üben beide Turnerinnen neue Sprünge oder Drehungen – am Strand, in der Sporthalle oder auf dem Trampolin im Garten der Familie (keines aus dem Baumarkt nebenan, sondern ein Exemplar wie aus einer Wettkampfhalle). „Bei Wind und schlechtem Wetter, denn selbst Regen hält uns nicht davon ab“, sagt Mareen, die sobald sie ein Ziel vor Augen hat, einen besonderen Ehrgeiz entwickelt.

Ob ihr dies auch später im Beruf gelingt, bleibt abzuwarten. Nach dem Abitur plant die Zwölftklässlerin des Gymnasiums Trittau den Beruf der medizinischen Fachangestellten zu ergreifen. Um wichtige Erfahrungen zu sammeln, absolvierte sie vor rund zwei Wochen ein einwöchiges Praktikum in der Unfallabteilung der Parkklinik Manhagen.

Sie sagt: „Fünf Operationen habe ich hautnah miterlebt“, sagt Mareen, „und somit bewiesen, dass ich keinerlei Probleme habe, Blut zu sehen.“