Mareen Jacobs vom TSV Trittau erringt vierten Landesmeistertitel. Sie träumt von einem Job als Physiotherapeutin
Trittau. Mareen Jacobs strahlt über das gesamte Gesicht, die blau-grünen Augen beginnen zu leuchten. „Irgendwie ist Turnen schon wie Fliegen“, sagt die 16 Jahre alte Turnerin vom TSV Trittau. „Bei manchen Elementen fühlt man sich für einen Sekundenbruchteil schwerelos.“
Behände schwingt Mareen sich auf das Trampolin im Garten der Familie Jacobs. Keines aus dem Baumarkt nebenan, sondern ein Exemplar wie aus einer Wettkampfhalle. Schwester Nele, 14, gesellt sich zu ihr. Fast jede freie Minute üben beide Kunstturnerinnen ihre waghalsigen Salti und Drehungen – bei Wind und Wetter. „Selbst Regen hält uns nicht vom Training ab“, sagt Mareen, die, sobald sie ein Ziel vor Augen hat, besonderen Ehrgeiz entwickelt.
Wie kürzlich bei den in Schwarzenbek (Kreis Herzogtum-Lauenburg) ausgetragenen Landesmeisterschaften Kür modifiziert Drei. 2010, 2012 sowie 2013 hat die 16 Jahre alte Trittauerin bereits goldenes Edelmetall im Einzelwettbewerb gewonnen. „Unter allen Umständen wollte ich die dritte Meisterschaft in Folge feiern“, sagt Mareen, „was letztendlich nach hartem Kampf ja auch geklappt hat.“ Mit Nina Jarck vom Eckernförder MTV lieferte sich die Stormarnerin einen packenden Zweikampf (beide Jahrgang 1998). Während Nina nach dem Sprung noch die Nase vorn hatte, glich Mareen am Stufenbarren nach Punkten aus und lag nach Schwebebalken und Boden am Ende mit 0,95 Punkten vorn. Für Mareen war es die vorletzte Teilnahme an Jahrgangsmeisterschaften, 2016 startet sie bei den Damen.
Vergangenes Jahr erwarb der TSV Trittau für seine Turnabteilung zu Übungszwecken einen Air-Track. Ohne Risiko können Turnerinnen auf dem 15 Meter langen und zwei Meter breiten Luftkissen – einer überdimensionalen Luftmatratze ähnlich – neue Sprünge üben und anspruchsvolle Techniken lernen. Schneller Auf- und Abbau bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, also reifte die Idee, ein mit schnellen Beats unterlegtes Showprogramm auszutüfteln. Eine Woche tägliches Training und der erste Show-Act war gebucht. Mehrere kleinere Events folgten, unter anderem eine neunminütige Pausen-Einlage während einer Bundesligapartie der Trittauer Badmintonspieler. Die Mischung aus Tanz, Akrobatik und Turnen fand großen Anklang. Einziges Manko: Die 14 Mädchen starke Gruppe hat noch keinen Namen. „Noch treten wir als Air-Track-Showgruppe auf“, sagt Mareen, „das soll sich aber schleunigst ändern.“ Die Organisatoren der Hamburg Gymnastiks (Anfang Oktober) haben bereits Interesse signalisiert. Egal, ob die Antwort positiv oder negativ ausfällt, Mareen wird in der Wandsbeker Sporthalle ihren großen Auftritt haben. Die 16-Jährige präsentiert bei der Modenshow von Christian Moreau hochwertige Turn- und Gymnastikanzüge aus Frankreich.
Für ihren beruflichen Werdegang hat die künftige Elftklässlerin des Gymnasiums Trittau noch keine konkreten Pläne, kann sich aber eine Karriere als Physiotherapeutin vorstellen. In einer Trittauer Physiopraxis absolvierte Mareen vergangenes Jahr ein zweiwöchiges Praktikum – und fand Gefallen an dem Job.
Ende des Monats reist Familie Jacobs für eine Woche nach Südtirol (Italen) – zum Wandern und Geocashing. Zum Leidwesen von Mutter Maike und Tochter Mareen. „Diese elektronische Schatzsuche ist eher das Hobby meines Vaters und meiner Schwester“, sagt Mareen. Die Mutter fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Sie freut sich auf die zweite Urlaubswoche in der Toskana, was deutlich mehr nach dem Geschmack von Mutter und ihrer ältesten Tochter ist. Mareen begann im Alter von fünf Jahren mit dem Turnsport. Drei Jahre später trainierte sie erstmals regelmäßig an der Turn-Talentschule Hamburg, ehe der Zeitaufwand überhand nahm. „Vor zwei Monaten bin ich dorthin zurückgekehrt“, sagt Mareen stolz, denn gekoppelt mit dem Kadertraining ist ein Vereinswechsel zur HT 16. „Glücklicherweise haben wir eine Regelung gefunden, sodass ich weiter für den TSV Trittau starten kann.“
Für einen Moment wird Maren ernst: „Angst darf man als Turnerin nicht haben,“ sagt sie, „aber genauso wenig den Respekt vor den Geräten verlieren.“