Lasbek. Frederike Staack vom PS Granderheide verlor nach Sturz das Vertrauen in ihr Pferd. Nun siegte sie mit Caitoki beim Preis der Besten.
Sanft lässt Caitoki seinen Kopf auf Frederike Staacks Schulter gleiten. Der 18-Jährigen vom PS Granderheide gefällts. Sie strahlt. „Als ich Caitoki vor fünf Jahren bekam, glaubten nicht viele daran, dass wir beide eines Tages so gut zusammenpassen würden“, sagt die junge Springreiterin aus Lasbek.
Was für ein eingeschworenes Team sie mittlerweile bilden, haben Staack und ihr Pferd kürzlich in Warendorf (Nordrhein-Westfalen) beim Preis der Besten bewiesen, als sie den Wettbewerb der Junioren gewannen. Die erste und die zweite Wertungsprüfung bewältigten beide fehlerfrei.
Im anschließenden Stechen bewies die 18-Jährige erneut Nervenstärke und lieferte mit dem elf Jahre alte Holsteiner Wallach den dritten Ritt ohne Abwurf ab. Längst vergessen ist die Zeit, in der die Chemie zwischen Ross und Reiterin monatelang nicht stimmte. Auslöser war ein schwerer Sturz vor zwei Jahren bei den Junioren-Europameisterschaften der Springreiter im spanischen Vejer de la Frontera, bei dem Staack sich eine schwere Gesichtsverletzung zuzog.
Christian Hess gab Frederike Staack das verloren gegangene Vertrauen zurück
„Es war eindeutig mein Fehler“, betont die 18-Jährige, „mir war zwischen zwei Hindernissen einfach das Gefühl für die richtige Distanz abhanden gekommen und Caitoki hat irgendwie versucht, aus der vertrackten Situation das Beste zu machen.“ Seitdem hatte Staack mental ein Problem mit Caitoki – was das Pferd noch weiter verunsicherte.
Vergangenes Jahr lernte die Lasbekerin bei einem Turnier Christian Hess kennen. Die Internetseite des Pferdewirtschaftsmeisters ziert ein Zitat des amerikanischen Folksängers Bob Dylan: „Ein Mensch ist erfolgreich, wenn er zwischen Aufstehen und Schlafengehen das tut, was ihm gefällt.“ Staack gefiel dieses Lebensmotto.
Hess sammelte Erfahrungen im Stall des ehemaligen Weltklasse-Springreiters Paul Schockemöhle sowie bei Otto Becker, dem Bundestrainer der deutschen Springreiter. „Als ich Frederike und Caitoki das erste Mal sah, merkte ich sofort, dass bei beiden etwas Sand im Getriebe war“, sagt der 34-Jährige. „Ich habe aber auch schnell festgestellt, dass Frederike zu den talentiertesten jungen deutschen Reiterinnen zählt und Caitoki ein Pferd mit viel Grundqualität, Persönlichkeit und Charakter ist.“
Staacks neuer Coach löste die kleine Blockade bei Caitoki und gab seiner Reiterin das verloren gegangene Selbstvertrauen zurück. Zuvor allerdings setzte sich der 34-Jährige selbst in den Sattel und erreichte mit Caitoki mehrere Platzierungen bei nationalen S*-Turnieren sowie bei internationalen S***-Springen.
Beim Weltcup-Turnier in Göteborg startete Staack vor 15.000 Zuschauern
Im Winter 2014 war es dann soweit. Staack fasste den Entschluss, mit Caitoki erneut auf Turnieren zu starten. „Dass Caitoki und ich zu dem Zeitpunkt soweit waren, hatte ich einzig und allein der gemeinsamen Arbeit mit Christian zu verdanken“, sagt Staack, die Anfang des Jahres mit einem kleineren Turnier begann. Es folgten weitere Auftritte bei Springprüfungen in der Junioren-Klasse.
Beim Weltcup-Turnier in Göteborg (Schweden) ging Staack vor 15.000 Zuschauern bei der parallel ausgetragenen Prüfung für junge Reiter an den Start – und erreichte mit ihrem Wallach zwei vierte sowie einen sechsten Rang. „Ich musste feststellen, dass Caitoki und ich sogar besser zurecht kamen als in der Zeit vor meinem Unfall“, sagt Staack. „Mein Selbstvertrauen und das Vertrauen in Caitoki waren voll und ganz wieder hergestellt.“
Die oft zitierte Meisterprüfung legten beide anschließend in Warendorf ab. „Den Preis der Besten zu gewinnen ist für jeden jungen Reiter ein Traum“, sagt Staack, die im Parcours bei der Siegerehrung ihr Glück immer noch nicht richtig fassen konnte.
Staack, die kommendes Jahr in die Altersklasse der jungen Reiter (bis 21 Jahre) aufsteigt, hat in Warendorf zudem den ersten Schritt in Richtung Europameisterschaft der Junioren und jungen Reiter in Wiener Neustadt gemacht. Markus Merschformann – Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter – wird nach zwei weiteren Wertungsturnieren in Wierden (Niederlande, 3. bis 8. Juni) und in Hagen (Nordrhein-Westfalen, 16. bis 21. Juni) die Entscheidung treffen, wer ihn vom
10. bis 16. August auf der Fahrt nach Österreich begleitet.