Reinbek. Timo Stieger-Fleischer bietet einmal pro Woche Stützpunkttraining an. Der 33 Jahre alte ehemalige Europameister ist Träger des vierten Dans.

Eines stellt Timo Stieger-Fleischer gleich unmissverständlich klar: „Die neue Aufgabe als Landestrainer sehe ich als gute Möglichkeit, den Karatesport auf Landesebene weiter voran zu treiben“, sagt der 33-Jährige, „gleichzeitig empfinde ich sie als Motivation für mich und meinen Verein, die TSV Reinbek.“

Anfang des Jahres ernannte Wolfgang Hagge, Präsident des Karate Verbands Schleswig-Holstein, den ehemaligen Europameister zum Landestrainer Kumite (Wettkampf). Die Berufung ist für Stieger-Fleischer der nächste Schritt einer rasanten Entwicklung, die seine Sparte in den vergangenen Monaten genommen hat.

Seit Ende vergangenen Jahres ist die Abteilung Karate in der TSV Reinbek auch Landesstützpunkt für Kumite Karate. Einmal wöchentlich bietet Stieger-Fleischer in der Sporthalle der Grundschule Mühlenredder Mitgliedern des Landeskaders ein sogenanntes Stützpunkttraining an.

Timo Stieger Fleischer begann im Alter von 15 Jahren als Co-Trainer

„Die zusätzliche Arbeit nimmt natürlich mehr Zeit in Anspruch“, sagt der selbstständige Versicherungskaufmann, „was ich einigermaßen ausgleichen kann, da ich bereits seit Monaten die Verantwortung für den Ablauf des Vereinstrainings auf mehrere Schultern verteile.“

Junge Talente im Alter von 13 oder 14 Jahren spannt Stieger-Fleischer als Co-Trainer mit in die täglichen Abläufe ein. „Dadurch verbessert sich bei jedem Einzelnen nicht nur die Rhetorik, auch der generelle Umgang mit Älteren wird geschult“, sagt der 33 Jahre alte Kampfsportler. Er selbst habe diese Vorgehensweise vor vielen Jahren praktiziert. „Um mich im Karatesport schneller weiter zu entwickeln, hatte ich als 15-Jähriger meinem damaligen Trainer bei der TSV meine Unterstützung angeboten“, sagt Stieger-Fleischer. „Das hat sich im weiteren Verlauf meiner Trainertätigkeit als hervorragende Schule erwiesen.“

Die Begeisterung für den Karatesport entwickelte der Reinbeker – wie sollte es auch anders sein – nachdem er im Kino die vierteilige amerikanische Spielfilmserie „Karate Kid“ gesehen hatte. Dabei handelte sich um eine Kampfsportgeschichte nach bekanntem Muster, die durch die Verknüpfung mit fernöstlicher Lebensweisheit jedoch einigen Tiefgang enthielt.

„Die Begeisterung ließ mich nicht mehr los, also trat ich 1994 der TSV bei und begann mit dem Karatesport“, erzählt der Träger des schwarzen Gürtels (4. Dan). Im Folgejahr bestritt Stieger-Fleischer seinen ersten Wettkampf. „In den ersten Jahren hat es für mich lediglich zu einigen zweiten und dritten Plätzen gereicht“, erinnert sich der 33-Jährige, „bis ich 1997 erstmals ganz oben auf dem Posest stand.“

Seinen größten Triumph feierte Stieger-Fleischer 2001 bei den Europameisterschaften in Dublin (Irland) mit dem Titelgewinn in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm. „Danach war bei mir erst einmal die Luft raus, mein Erfolgshunger vorerst gestillt“, sagt der Landestrainer. Also gönnte er sich eine mehrere Jahre andauernde Wettkampf-Pause.

2001 gewann der Reinbeker den Europameistertitel

2010 kehrte der Reinbeker noch einmal auf die Wettkampfmatte zurück und gewann bei den Landesmeisterschaften in Bargteheide auf Anhieb die Bronzemedaille. Danach konzentrierte er sich mehr und mehr auf seine Trainertätigkeit.

Nach Jahren als Stellvertreter trat Stieger-Fleischer im Jahr 2010 die Nachfolge von Hans-Jürgen Krapp als Abteilungsleiter an. Erfolge stellten sich schnell ein: Kai Beck, 15, gewann 2014 in Erfurt (Thüringen) in der Altersklasse U16 die deutsche Jugendmeisterschaft. Talenten wie Kim Hellwig, 15, oder Corre Ahnsehl, 10, prophezeit der 33-Jährige eine große sportliche Zukunft.

Mit Kai strebt Reinfelds Coach die Teilnahme an den Ende des Jahres in Jakarta (Indonesien) ausgetragenen Jugend-Weltmeisterschaften an. Das Ticket hierfür könnte der 15 Jahre alte Karateka an diesem Wochenende beim Internationalen Krokoyama-Cup in Koblenz (Rheinland-Pfalz) lösen – dem Auftakt einer kleinen Serie von hochklassigen Qualifikationsturnieren. Mitte Mai folgt das international besetzte U-21-Randori in Rimbach (Hessen), Ende Juni die Deutschen Jugendmeisterschaften in Erfurt (Thüringen).