45-Jähriger vom SV Großhansdorf holt in seiner Altersklasse die Goldmedaille. Anke Lakies vom VfL Oldesloe verpasst knapp einen Medaillenrang und wird Vierte.

Ahrensburg. London, 5 Uhr morgens. Der schrille Klingelton des Weckers durchbricht die Stille im Zimmer 209 des direkt am Hyde Park gelegenen Best Western Hotels. Allerdings ohne die erhoffte Wirkung: Triathlet Udo van Stevendaal vom SV Großhansdorf – von einer inneren Unruhe befallen – ist längst hellwach. Noch ahnt er aber nicht, dass er kurze Zeit später beim ITU World Triathlon Grand Final den Wettkampf seines Lebens bestreiten wird.

Der 45 Jahre alte Ausdauersportler sicherte sich in Londons bekanntester Parkanlage unter 157 Startern seiner Altersklasse M 45 den Weltmeistertitel über die olympische Distanz (1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen). Seine Zeit: 1:50,21 Stunden. Für den Ahrensburger bedeutete diese Marke nicht nur den Gewinn der Goldmedaille, Stevendaal war auf der Lauf- und Radstrecke der Olympischen Spiele von 2012 auch altersklassenübergreifend der Schnellste aller deutschen Teilnehmer.

Er selbst sieht bei sich Defizite im Schwimmen

Der Wettkampftag begann bereits hoffnungsvoll für den Ahrensburger – beim ersten Blick aus dem Hotelfenster. „Am Himmel konnte ich keine einzige Wolke sehen, deshalb war die Chance auf einen regenfreien Wettkampf groß“, erinnert sich van Stevendaal, der kurz darauf die zweite frohe Botschaft erhielt: „Die Organisatoren hatten die Schwimmdistanz auf 750 Meter Länge halbiert“, sagt der Triathlet, dem kein offizieller Grund mitgeteilt wurde. Er vermutet, dass bei 15 Grad Wasser- und zehn Grad Lufttemperatur die äußeren Bedingungen zur Entscheidung beigetragen haben.

Van Stevendaal, nach eigenen Angaben mit Defiziten in der Disziplin Schwimmen, kam diese Änderung gelegen. Er sagt aber auch: „Einen Wettkampf über die normale Schwimmdistanz hätte ich vorgezogen.“ Letztendlich stimmte ein Blick auf die Ergebnislisten den 45-Jährigen zufrieden: Sein knapp zweieinhalbminütiger Vorsprung auf den zweitplatzierten Engländer Ross Martin wäre auch im Fall der längeren Schwimmdistanz für einen Sieg ausreichend gewesen.

Van Steevendaal kämpfte vielleicht so hart wie noch nie in seinem Leben zuvor. „Ich bin absolut an meine Grenzen gestoßen, physisch wie auch psychisch“, sagt der Angestellte eines niederländischen Technologiekonzerns. Er verbrachte nach der Meisterschaft gemeinsam mit Ehefrau Anke drei weitere Tage in Englands Hauptstadt, um sich anschließend mit dem Auto zu einem einwöchigen Aufenthalt in der Grafschaft Cornwall aufzumachen.

Anke Lakies verpasste nur knapp einen Medaillenrang

Doch nicht nur van Stevendaal präsentierte sich als hervorragender Repräsentant Stormarns, auch Anke Lakies vom VfL Oldesloe gelang ein glänzender Auftritt auf internationaler Triathlonbühne. Die 46 Jahre alte Sozialversicherungsangestellte verpasste in ihrer Altersklasse W 45 nur knapp einen Medaillenrang.

Mit lediglich fünf Sekunden Rückstand auf die drittplatzierte Engländerin Suzanne Hedges erreichte die Stormarnerin unter 95 Starterinnen in 1:15,54 Stunden den vierten Rang – dank einer einzigartigen Aufholjagd: An 35. Stelle liegend kletterte Lakies aus dem mitten im Hyde Park gelegenen Wettkampfgewässer, um anschließend auf der Rad- und Laufstrecke ihre Stärke auszuspielen und sich Platz für Platz nach vorn zu arbeiten.

Die Goldmedaille sicherte sich die Schweizerin Brigitte Mcmahon (1:15,04 Stunden) vor der ebenfalls aus England stammenden Jacqui Phillips (1:15,31 Std.). Lakies, die über die Sprint-Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer Laufen) an den Start ging, begann 1997 mit dem Triathlonsport. Zuvor bewies sie wiederholt ihre Stärke über 800 Meter. Emotionaler Höhepunkt: ein siebter Rang im Finale der ersten gesamtdeutschen Meisterschaften in Hannover im Jahr 1991.

Doch schon längst sind es nicht Titel oder Trophäen, die die 46-Jährige zu ihren fast täglichen Trainingseinheiten motivieren. „Natürlich wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, Erfolg sei mir nicht wichtig", sagt Lakies. „Doch seit Jahren hat der Spaß am Triathlonsport für mich eine wesentlich höhere Priorität.“

Immer an ihrer Seite steht Ehemann Lothar. Vor 22 Jahren haben beide geheiratet. „Mein Mann gibt mir in vielen Bereichen genau die Rückendeckung, die ich benötige, um diesen Sport so intensiv zu betreiben“, sagt die zweifache Mutter.

Ihr Lebensmotto „Jeden Tag genießen und zufrieden sein mit dem, was man hat“ führt bei Anke Lakies auch zu einer gewissen Bodenständigkeit. Seit mehr als 40 Jahren ist sie Mitglied im VfL Oldesloe. „Ich bin mit Herz und Seele in diesem Verein“, sagt die 46-Jährige, die im Babyalter mit ihren Eltern in die Kreisstadt zog. „Und ich bin dankbar dafür, dass der Verein mich bei meinen vielen internationalen Wettkämpfen unterstützt.“