Reinbek. Seit Wolfgang Nicklaus acht Jahre alt ist, schreibt er Lieder. Eine Komposition wurde nun beim Deutschen Rock- und Pop-Preis prämiert.

Andere essen Schokolade oder machen Yoga, um Stress und Ärger loszuwerden, Wolfgang Nicklaus schreibt Popsongs. Und die sind preisgekrönt: Zum fünften Mal in Folge wurde der Reinbeker für eines seiner Lieder beim Deutschen Rock- und Pop-Preis ausgezeichnet. Für seinen Song „Einmal lebst Du nur“ hat er den ersten Platz in den Kategorien „Beste Komposition“ und „Bester Song“ sowie den zweiten Platz in der Kategorie „Bester deutscher Text“ belegt.

Der Deutsche Rock- und Pop-Preis wird seit 40 Jahren in der Stadt Siegen vergeben. Der bundesweite Musikwettbewerb wird organisiert vom Musikerverband für Pop- und Rockmusik und will Musikern mit und ohne Plattenvertrag helfen, bekannter zu werden. Der Preis wird in 127 Kategorien verliehen, eine Jury aus Musikern, Produzenten und Musikjournalisten entscheidet über die Preisträger. Die erhalten eine Urkunde, ein Preisgeld gibt es nicht. Mitmachen kann jeder, der über Eigenkompositionen verfügt.

Wolfgang Nicklaus kauft sich von seinem ersten Westgeld ein Keyboard

Davon hat Wolfgang Nicklaus jede Menge: 23 deutsche und zwei englische Songs hat er geschrieben. Die besten hat er auf zwei CDs veröffentlicht. Die jüngste CD ist von 2019 und trägt denselben Namen wie sein Popsong „Einmal lebst Du nur“. „Was ist denn schon wichtig? Stress und sehr viel Geld. Keine Zeit zum Atmen, zum Lieben. Ist das alles wirklich richtig?“, fragt der 66-Jährige darin.

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„Nein“, meint Wolfgang Nicklaus, der in seinem Leben noch nie dem Geld hinterher gejagt ist. „Nie darfst Du vergessen: einmal lebst Du nur“, singt er weiter und gibt den Tipp, sich auf das Wesentliche – Kinder und Enkelkinder – zu konzentrieren, statt auf große Autos. Die fand der Skodafahrer nie besonders reizvoll, auch nicht, als er 1982 aus der grauen DDR, in der nicht nur Autos Mangelware waren, in den Westen mit seinen gut gefüllten Waren- und Autohäusern kam.

Der gebürtige Brandenburger wurde als junger Mann wegen staatsfeindlicher Hetze von der Stasi weggesperrt – er hatte als 23-Jähriger laut davon geträumt, wie es wäre, wenn Deutschland wiedervereinigt wäre – und wurde später vom Westen freigekauft. In Lübeck begann er danach ein Studium an der Musikhochschule und kaufte sich von seinem wenigen ersten Westgeld ein Keyboard.

Der Reinbeker spielt den Frust am Klavier einfach weg

Freiheit im Handeln und Denken ist dem Inhaber einer Musikschule in Reinbek bis heute wichtig. Noch wichtiger aber sind ihm seine große Patchwork-Familie und seine Musik. Die begleitet ihn, den Sohn einer Kirchenmusikdirektorin, von Kindesbeinen an. Mit sechs Jahren lernt Nicklaus das Klavierspiel. „Ich musste täglich eine Stunde üben und habe mich trotz alledem in das Tasteninstrument verliebt“, gesteht er. Die Liebe währt bis heute. „Wenn ich am Klavier sitze, kann ich vollkommen abtauchen und manchen Frust einfach wegspielen“, sagt Wolfgang Nicklaus dankbar.

Mit knapp acht Jahren schreibt er sein erstes Lied, viele weitere sind dazugekommen. Nicklaus vertont das, was ihn bewegt: die Geburt eines Enkels, eine Trennung, eine neue Liebe, die Pandemie… Manche sagen, dass er in manchen Lieder wie Herbert Grönemeyer, in anderen wie Udo Jürgens klingt. „Beides Musiker, die ich schätze“, sagt der Reinbeker. „Aber eigentlich will ich nur wie Wolfgang Nicklaus klingen und hoffe, viele Menschen mit meinen Songs zu erreichen“, sagt der Singer-Songwriter. Die Lieder können kostenfrei auf Musikplattformen im Internet angehört, die CDs bei ihm bestellt werden.

Lange braucht er zum Komponieren nicht. In manchen Stücken begleiten ihn seine Kinder. Sie haben den gleichen Weg wie ihr Vater eingeschlagen. Tim Nicklaus ist professioneller Schlagzeuger, Conni Nicklaus Saxofonistin. Wolfgang Nicklaus hat sie in ihrem Berufswunsch bestärkt: „Wenn man etwas mit Seele macht, dann wird es meistens gut“, ist seine Erfahrung.