Ahrensburg. Verein gelingt es immer wieder, hochkarätige Musiker und bekannte Schauspieler auf Bühne zu holen. Darum funktioniert das so gut.
Wenn Michael Klaue, Vorsitzender des Vereins Theater & Musik in Ahrensburg, über das Konzertprogramm für die kommende Saison 22/23 spricht, schleicht sich immer wieder ein schwärmerischer Unterton in seine Sätze. Kein Wunder: Klaue ist vom Fach, kann als Musiker und Dirigent sehr genau einschätzen, wen er auf die Bühne holt. Dass es ihm gelingt, sogar international bekannte Musiker und große Talente davon zu überzeugen, in Ahrensburg aufzutreten, hat nicht nur mit seinen guten Verbindungen in die Szene zu tun.
Klaue sagt: „Unsere Reihe hat inzwischen so einen guten Ruf, dass die weltweite Elite bei uns anklopft.“ Natürlich müssten die Konzerte in die jeweiligen Tourenpläne passen. Künstler schätzten die persönliche Atmosphäre, die so ganz anders sei als in den großen Sälen, in denen sie sonst spielten. „Bei uns sitzen die begeisterten Fans sozusagen auf dem Schoß der Künstler“, sagt Klaue mit einem Schmunzeln. Sein Vorgänger Hinrich Tramm habe nach den Konzerten die Musiker in seine Wohnstube eingeladen, seine Gattin habe ein Süppchen gekocht und man habe den Abend mit einem gemütlichen Beisammensein ausklingen lassen
Kit Armstrong und Franziska Hölscher spielen im Duo
Den Auftakt machen Kit Armstrong (Klavier) und Franziska Hölscher (Violine) am Sonntag, 18. September. Wie alle Konzerte der Reihe beginnt es um 20 Uhr im Eduard-Söring-Saal (Waldstraße 14). Klaue: „Kit Armstrong ist ein Shootingstar und wir haben das Glück, ihn bereits zum zweiten Mal in Ahrensburg begrüßen zu dürfen.“ Mit Hölscher verbinde den Pianisten eine künstlerische Freundschaft, beide hätten 2021 gemeinsam die künstlerische Leitung der Musiktage Feldafing übernommen.
Die Musiker eröffnen das Konzert mit den Rosenkranz-Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber. Auf dem anspruchsvollen Programm stehen außerdem Kompositionen von Schubert, Schönberg und Brahms. Klaue sagt: „Die G-Dur-Sonate hat Brahms für Clara Schumann geschrieben und ihrem Sohn gewidmet, der während des Komponierens gestorben ist.“
Höhepunkt im Theaterprogramm ist Schauspiel „Tyll“
Geplant sind insgesamt sechs Konzerte, fünfmal Theater, eine Sonderveranstaltung und ein Stück für Kinder. Angelika Möller ist zweite Vorsitzende des Vereins und verantwortlich für die Theatersparte. Sie sagt: „Ich hoffe, dass viele Zuschauer ins Theater kommen. Bei uns können sie sich einfach einmal verwöhnen lassen, genießen und abschalten.“ Die Theaterproduktionen beginnen jeweils um 20 Uhr (einzige Ausnahme ist das Kinderstück) im Alfred-Rust-Saal (Wulfsdorfer Weg 71).
Ein Höhepunkt des Programms dürfte „Tyll“ sein. Das Ensemble des Ernst Deutsch Theaters zeigt das Schauspiel am Sonnabend, 11. März. Möller sagt: „Ich habe den Roman von Daniel Kehlmann, auf dem das Stück fußt, gelesen. Es auf die Bühne zu bringen, ist eine gewaltige Sache.“ Die Handlung spiele im 17. Jahrhundert während des 30-jährigen Krieges. „Tyll ist eine freie Figur und mehr ein nachdenklicher Charakter als der Hofnarr.“ Besonders freut Möller, dass Tyll von Sven Walser verkörpert wird. Der Charakterdarsteller ist sehr wandlungsfähig, hat neben Theater- auch in unzähligen Fernsehproduktionen („Neues aus Büttenwarder“) und Krimiserien mitgewirkt. Vor Beginn der Aufführung ist eine Einführung geplant, für die eine Anmeldung per E-Mail an kontakt@theater-und-musik-in-ahrensburg.de erforderlich ist.
Spanisches Azahar Ensemble weckt hohe Erwartungen
Bis es so weit ist, muss sich das Publikum allerdings noch etwas gedulden. Die Wartezeit bis dahin ließe sich beispielsweise mit der musikalisch-literarischen Collage „herzleid los“ mit Lyrik von Erich Kästner überbrücken. Am Sonnabend, 1. Oktober, rücken Theater- und TV-Schauspieler Ulrich Gebauer und Musiker Ralf Schink damit eine wenig bekannte Seite des Schriftstellers in den Fokus. Mit Theater geht es weiter: Am Sonnabend, 22. Oktober, steht mit „Anne-Marie die Schönheit“ ein Klagegesang über das Älterwerden auf dem Plan. Den Schauspielmonolog hält Robert Hunger-Bühler vom Stadttheater Freiburg.
Am Sonnabend, 12. November, ist das spanische Bläserquintett Azahar Ensemble zu Gast. Michael Klaue prognostiziert: „Mein kleiner Finger sagt mir, dass das Ensemble in fünf Jahren in den ganz großen Konzertsälen spielt.“ Auf dem Programm „Von Reicha bis Kurtág“ stehen Werke von Anton Reicha, Sándor Veress, György Kurtág und Georges Onslow.
Zwei Musiker des Malheur Duos stammen aus Stormarn
In einer Sondervorstellung am Freitag, 25. November (20 Uhr), nimmt das Trio Malheur die Zuschauer mit auf eine musikalische Zeitreise ins wilde Berlin der 20er-Jahre, lässt Schlager, Foxtrotts, verführerische Tangos und verruchte Chansons erklingen. Möller kennt Frontmann Daniel Malheur noch aus der Zeit, als er in der Ahrensburger Buchhandlung Münnich Schellackplatten auflegte und dazu sang. Sie sagt: „Er ist ein Kind dieser Stadt und ein bekanntes Gesicht in Ahrensburg.“ Ein weiteres Mitglied stamme aus Bargteheide. „Die Nachfrage nach Karten hat bereits begonnen“, so Möller.
Das Signum Quartett hat zahlreiche Preise gewonnen und mit Komponisten wie György Kurtág, Walter Levin, Alfred Brendel, Leon Fleisher und Jörg Widmann zusammengearbeitet. Am Sonntag, 15. Januar, bringen die Musiker Streichquartette von Joseph Haydn, Mokale Koapeng, Matthijs van Dijk, Franz Schubert und Leoš Janáček zu Gehör.
Schweizer Flötist gab Solokonzert in der Elbphilharmonie
Am Sonnabend, 11. Februar, stehen Regula Grauwiller und Stefan Gubser (Tatort-Kommissar Reto Flückinger) in dem Stück „Die Deutschlehrerin“ auf der Bühne. Möller beschreibt es als unterhaltsame, kriminelle Liebesgeschichte. Am Sonnabend, 25. Februar, gibt das Ahrensburger Kammerorchester ein Konzert. Das Programm ist in Vorbereitung.
Ein klangliches Erlebnis der außergewöhnlichen Art verspricht der Auftritt von Pianist Martin Stadtfeld und Blockflötist Maurice Steger am Sonntag, 19. März. Klaue sagt: „Ich habe das letzte Konzert vor dem Lockdown mit Steger als Solist in der Elbphilharmonie gehört.“ Er könne versprechen, dass es ein grandioser Abend mit zwei absoluten Hochkarätern werde. Über Violinistin Isabelle Faust, die am Sonntag, 7. Mai, ein Solokonzert gibt, sagt Klaue: „Sie ist weltberühmt, aber hanseatisch zurückhaltend, spielt in allen großen Konzertsälen und mit allen ganz großen Orchestern.“ Ihr Spiel sei atemberaubend und die drei Bach-Sonaten, die sie zu Gehör bringe, ein Leckerbissen für Insider.
Das Gesamtprogramm, Infos zu Abonnements, Frei- und Vorverkauf sowie Reservierung und Tickets finden sich unter theater-und-musik-in-ahrensburg.de.