Reinbek. Die erste Erntebilanz fällt positiv aus. Ein Landwirt erklärt, woran es liegt und was für das kommende Jahr erwartet wird.

Die Wintergerste ist abgeerntet, der Rapsernte ist in vollem Gang und die Weizen- und Roggenernte beginnt in wenigen Tagen. „Bislang sind wir trotz Hitze und Trockenheit mit den Erträgen sehr zufrieden“, sagt Jörg Brinkmann, Verwalter des Guts Schönau in Ohe. Vor allem die Ernte der Gerste sei viel besser ausgefallen als erwartet, hat der Regen Ende Mai dem Futtergetreide gut getan.

9,2 Tonnen Gerste pro Hektar konnten die drei Mitarbeiter von einer 53 Hektar großen Fläche ernten. „Das sind zwölf Prozent mehr als in den Jahren zuvor“, sagt Brinkmann. Auch die Verkaufserlöse für Raps und Getreide sind stark gestiegen, bekommt er in diesem Jahr bis zu 60 Prozent mehr pro Tonne. Dies geschieht allerdings mit einem unschönen Beigeschmack, denn Ursache ist vor allem der Krieg in der Ukraine, der Kornkammer Europas, und die Spekulation an den Getreidebörsen. Seit einigen Wochen fallen die Preise für Weizen wieder, doch Brinkmann hat einen Großteil der Ernte schon vor lange dem Dreschen – im Februar – verkauft, als der Preis hoch war.

Erntebilanz ist gut, Ertrag liegt über dem sechsjährigen Durchschnittswert

Laut Statistikamt Nord zeichnet sich in gesamt Schleswig-Holstein mit knapp 2,5 Millionen Tonnen eine gute Getreideernte auf Vorjahresniveau ab. Die Anbaufläche stieg demnach minimal auf 303.100 Hektar. Der Ertrag über alle Getreidearten (ohne Körnermais) wird im Landesmittel auf gut 82 Dezitonnen je Hektar prognostiziert. Damit läge der Ertrag um eine Dezitonne über dem sechsjährigen Durchschnittswert.

Allein 1,3 Millionen Tonnen oder 53 Prozent der gesamten Getreideerntemenge werden voraussichtlich auf die flächenstärkste Art Winterweizen entfallen. Der erwartete Hektarertrag von 88 Dezitonnen liegt knapp über dem Durchschnitt der letzten sechs Jahre.

Doch nicht alle Landwirte haben überdurchschnittlich gute Ernteerträge erzielt, weiß Brinkmann. „Regionen mit sehr sandigen Böden haben es schwerer und meist weniger Erträge“, sagt der Landwirt.

Ausblick: Betriebskosten steigen stark – Düngemittelpreis verdreifacht

Der Boden vom 260 Hektar großen Gut Schönau ist durchschnittlich gut, muss das Getreide nicht bewässert werden. „Das wäre auch nicht wirtschaftlich.“ Im nächsten Jahr aber rechnet der Verwalter mit einer nicht ganz so guten Bilanz. Ursache seien die stark gestiegenen Betriebskosten für Diesel und Düngemittel. Der Dieselpreis hat sich verdoppelt, der Düngemittelpreis verdreifacht. Der Hauptgrund für die Preisexplosion beim Stickstoff ist das teure Erdgas, das für die Stickstoffproduktion benötigt wird. Zudem ist der europäische Düngemittelmarkt beschränkt, war Russland neben China und der Ukraine bislang ein wichtiger Exporteur. Wegen der hohen Preise für Kunstdünger sind Landwirte schon auf die Barrikaden gegangen. Umweltschützer hingegen sehen in der aktuellen Düngemittelkrise auch eine Chance: Hohe Nährstoffeinträge sicherten zwar hohe Ernten, belasteten aber die Umwelt und bedrohten Ökosysteme. Vor allem Flüsse, Seen und Meere litten unter intensiven Düngemitteleinträgen, die Nitratbelastung sei hoch.