Reinbek. Frühe Hilfen sollen im St.-Adolf-Stift junge Eltern entlasten und ihre Kompetenz stärken. Das sind die Angebote.

Nach der Geburt eines Kindes ist alles neu – das kann Eltern und auch Geschwisterkinder schon mal überfordern, bevor alle zu einer Familie zusammenwachsen. Im Reinbeker Krankenhaus St.-Adolf-Stift werden frische Mütter – und auch die Väter – jetzt mit ihren Problemen durch ein neues Projekt aufgefangen. Diese „Frühen Hilfen“ werden mit 25.000 Euro vom Kreis Stormarn über das Landeskonzept Schutzengel gefördert.

„Wir möchten im St.-Adolf-Stift allen Kindern die Chance auf den besten Start ins Leben geben, auch wenn es in ihren Familien Sorgen und Nöte gibt. Dafür ist es wichtig, den werdenden oder jungen Eltern frühzeitig und niederschwellig Beratung und konkrete Hilfe zu bieten“, sagt Catrin Peter, die seit März im Adolf-Stift die Frühen Hilfen koordiniert. Niemand sei in der Lage, alles allein zu meistern. Je früher sich Eltern Unterstützung holen, desto eher erhalten sie Entlastung.

St.-Adolf-Stift: Unterstützung beginnt schon vor der Geburt

Die gelernte 45-jährige Kinderkrankenschwester arbeitet schon seit 20 Jahren auf der Mutter-Kind-Station des St.-Adolf-Stifts. Die Mutter zweier Kindern hat sich während ihres Berufslebens immer weitergebildet, zunächst als Still- und Laktationsberaterin (IBCLC), dann in der Ernährungsberatung für Kinder, zuletzt als systemische Beraterin für Familien mit Kleinkindern. „Doch im Stationsalltag konnte ich mein ganzes Wissen gar nicht immer an die Frau bringen, und so kam die Idee auf, die Beratung mehr in den Fokus zu rücken“, erzählt sie.

Mit ihrer Pflegedienstleitung hat Catrin Peter entschieden, dass sie eine staatlich anerkannte Weiterbildung zur Fachkraft für Frühe Hilfen berufsbegleitend macht, um in der Geburtshilflichen Abteilung Schwangere und junge Eltern qualifiziert unterstützen zu können. Nach 18 Monaten mit Blockunterricht, schriftlichen und mündlichen Prüfungen, einem Praktikum beim Kinderschutzbund und einer Abschlussarbeit hat die 45-Jährige ihre Ausbildung absolviert und startet durch: Von Montag bis Freitag bietet sie bereits bei der Geburtsanmeldung eine Beratung an. Und auf der Mutter-Kind-Station begrüßt sie alle Eltern mit einem Willkommensbesuch.

Hilfen für junge Familien wertfrei und auf Augenhöhe

„Je früher die Hilfen starten, umso besser für einen gelungenen Start in die Elternschaft“, weiß die zweifache Mutter. „Dadurch, dass ich den Stationsalltag und alle Kollegen gut kenne, arbeiten wir Hand in Hand. Wenn die Hebammen, das Pflegepersonal oder ich selbst einen Bedarf erkennen, biete ich konkrete Hilfen an: Von der Stillberatung, über die Vermittlung einer Nachsorgehebamme bis hin zur Überleitung in ein Beratungsnetzwerk.“ Wichtig sei ihr, dass dies auf Augenhöhe und wertfrei passiere.

Pflegedirektor Nils-Michael Wulf hat das Projekt mit Catrin Peter im Haus implementiert: „Dafür war viel Bürokratie zu überwinden und viel Netzwerken notwendig. Ich bewundere Catrin Peter für so viel Engagement und Durchhaltevermögen“, lobt er. Sie behalte immer ihr Ziel vor Augen und die Energie für die Umsetzung.

Kreis Stormarn fördert das Projekt mit 25.000 Euro

Desto mehr freut es die Beteiligten, dass der Kreis Stormarn das Projekt für ein Jahr mit 25.000 Euro unterstützt. Das Geld für die Stelle und die Ausstattung kommt aus dem Topf der „Landesförderung Frühe Hilfen Schutzengel für Schleswig-Holstein“. 15.000 Euro legt das Krankenhaus Reinbek obendrauf. Susann Lindstedt, Koordinatorin Frühe Hilfen und Familienzentren für Stormarn, sagt: „Die frühzeitige Unterstützung junger Familien ist wichtig für die gesunde Entwicklung von Neugeborenen und Kleinkindern. Wir freuen uns, dass wir das neue Angebot des St.- Adolf-Stiftes mit einer Starthilfe ausstatten können.“

Auch Prof. Jörg Schwarz, der als Chefarzt die Frauenklinik und die Geburtsabteilung leitet, lobt: „Wir sind ein familiäres Krankenhaus, da passt dieses maßgeschneiderte Angebot durch Frau Peter perfekt in unser Konzept. Sie schaut wirklich: Welche Baustellen gibt es in den Familien und wie kann man die Mütter und Väter befähigen, individuelle Herausforderungen zu bewerkstelligen.“

Jedem Kind eine gesunde Entwicklung ermöglichen

Die Frühen Hilfen unterstützen Familien ab der Schwangerschaft bis zu einem Alter der Kinder von drei Jahren. Sie umfassen praktische Tipps, Beratung, Vermittlung und Begleitung. Ziel des Projektes ist es, die Beziehungs- und Versorgungskompetenzen der Eltern zu stärken und dadurch jedem Kind eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen.

Catrin Peter sagt: „Je früher sich Eltern Unterstützung holen, desto eher erhalten sie Entlastung. Darum lernen mich die Schwangeren bei Bedarf schon bei der Geburtsanmeldung kennen. Dort nehme ich mir Zeit für ein individuelles Gespräch. Nach der Geburt besuche ich alle Familien auf der Mutter-Kind-Station.“ Auch zu diesem Zeitpunkt könnten Fragen oder Sorgen auftreten. Im Gespräch bestärkt sie die Eltern darin, ihre Ressourcen in ihrem Umfeld auszuschöpfen. „Manchmal hilft es ja schon, wenn die Nachbarin den Einkauf übernimmt“, weiß sie.

Bei mehr Unterstützungsbedarf gibt die Familienkinderkrankenschwester passgenaue Hilfen und Adressen in der Wohnumgebung der Familien. Dafür baut sie sich gerade ein umfassendes Netzwerk auf und möchte die Angebote rund um Reinbek persönlich kennenlernen. Das Projekt richtet sich an alle Eltern, deren Kind im Krankenhaus Reinbek geborenen wurde, und ist kostenlos. Und auch wenn bei den frischen Eltern zu Hause noch Fragen auftauchen, können sie sich l bei Catrin Peter melden.

Mehr Informationen unter www.krankenhaus-reinbek.de/fruehe-hilfen