Reinbek. Der besondere Baum wurde dort zum Gedenken an Chemiker Wittko Francke gepflanzt. Das Laub soll nach Zimt und Karamell duften.
Ihrem Mann Wittko hätte der Lebkuchenbaum auch gefallen, davon ist Heidi Francke überzeugt. „Schon allein wegen des Duftes“, sagt seine Witwe. Denn der Chemiker von internationalem Rang hatte sich sein Renommee mit seinen Forschungen über die chemischen Botenstoffe der Insekten erarbeitet. Duftstoffe hätten in seiner Arbeit eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Die Freunde des Schlosses Reinbek haben jetzt ihm zum Gedenken einen neuen Baum für den Schlosspark gestiftet.
„Wittko Francke fühlte sich dem Schloss und dem Park zu Lebzeiten sehr verbunden“, sagte Helmut R. Busch, Vorsitzender der Freunde des Schlosses Reinbek in seiner kurzen Ansprache vor der Baumpflanzung. „Mit der Umgestaltung des Parks hat er sich sehr intensiv beschäftigt.“ Auf ihn gehe die Struktur zurück, nach der der Uferbereich im Stil eines englischen Parks gehalten ist, der Bereich westlich vom Schloss im Barockstil umgestaltet worden ist. Dort haben die Schlossfreunde 2018 begonnen, die Spuren des ursprünglichen Gartens wieder mehr herauszuarbeiten.
Schloss Reinbek: Im Arboretum wird der Lebkuchenbaum wachsen
„Den nördlichen Teil des Parks hat er als Arboretum bezeichnet“, erzählte Busch. Dort seien eine ganze Reihe schöner, besonderer Bäume angesiedelt. Arboreten sind Sammlungen lebender, verschiedener, oft auch exotischer Bäume. Der Begriff wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts geprägt, während die ersten Sammlungen von Adligen im 18. Jahrhundert entstanden. Und genau dort, nahe der Ladestraße ist jetzt zu Ehren Wittko Franckes ein weiterer hinzugekommen: ein Lebkuchenbaum, lateinisch Cercidiphyllum japonicum.
Der Pflanzung des etwa 4,50 Meter hohen und 15 bis 20 Jahre alten Baumes waren lange Diskussionen mit der Landesdenkmalpflege in Kiel vorausgegangen. Jede Pflanzung muss mit der Gartendenkmalpflege abgestimmt werden. Sie hatte mehrere Sorten vorgeschlagen, diese mussten sowohl aus der Perspektive der Kulturhistoriker passen, als auch aus biologischer Sicht zu den benachbarten Pflanzen und sie sollten zudem widerstandsfähig in Sachen Klimawandel sein.
„Es war sehr schwer, ein Exemplar zu bekommen“, berichtete Jens Kähler, Chef der beauftragten Gartenbaufirma. „Gerade in diesem Alter.“ In der Baumschule sei der Lebkuchenbaum sechsmal umgepflanzt worden. Finanziert haben das Projekt die Schlossfreunde. Der Baum, der über die Stadt beschafft worden sei, habe 800 Euro gekostet. „Das ist ein Ausdruck unserer Dankbarkeit gegenüber Wittko Francke“, sagte Busch.
Einige Bäume im Park sind 170 Jahre alt und älter
Ursprünglich sei es um einen Ersatz für die große Blutbuche im Westteil der Parks gegangen, berichtet Elke Güldenstein, Leiterin des Reinbeker Kulturzentrums. „Wir hatten ja alle noch nie von diesem Lebkuchenbaum gehört“, verriet Helmut R. Busch. „Aber es klang gleich interessant.“ Denn das Laub von Cercidiphyllum japonicum, das sich im Herbst gelb, orange und rot verfärbt, bevor es fällt, soll tatsächlich nach Lebkuchen, Zimt und Karamell duften. In der japanischen Heimat wächst das auch Katsurabaum oder japanischer Kuchenbaum genannte Gehölz bevorzugt an Gewässern an sonnigen bis halbschattigen Standorten und wird bis zu 30 Meter hoch.
Im Schlosspark stehen etwa 45 besondere Bäume, einige von ihnen sind bereits ab 1850 gepflanzt worden, darunter ein Riesenlebensbaum und eine frühe Douglasie von 1865. Seit 1939 war im Schloss Reinbek das Reichsinstitut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft ansässig, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zur Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft. Auch dies wirkte sich auf die Parkgestaltung aus. Da Wittko Franckes Eltern beide dort arbeiteten, wuchs er quasi im Reinbeker Schloss auf.
Die Schlossfreunde wollen das Arboretum noch ausbauen
„Wir möchten das Arboretum im nördlichen Park künftig gern noch weiter ergänzen“, sagt Helmut R. Busch. Konkrete Pläne dazu gebe es bisher aber noch nicht. Der Uferbereich solle aber weiter der Naherholung der Reinbekerinnen und Reinbeker vorbehalten bleiben.
Wittko Francke war im Dezember 2020 im Alter von 80 Jahren überraschen an Covid-19 gestorben. Seine Liebe gehörte neben seiner Frau Heidi und den beiden Söhnen seiner Heimatstadt Reinbek und dem Schloss. Seine Leidenschaft und seine vielfältigen Interessen kamen den Freunden des Schlosses Reinbek und somit der gesamten Stadt zugute. Gerade bei der Ausstattung des Kulturzentrums Schloss Reinbek habe er ein gutes Auge bewiesen, sagt Busch.
So war er beispielsweise auch maßgeblich für die Formulierungen der Texte für die kleine 60-seitige Broschüre mit Fotos von Michael Zapf über das Schloss verantwortlich. „Als Herausgeber der Schlossbroschüre hat er uns sein Vermächtnis hinterlassen“, sagte Helmut R. Busch einmal. Die Organisation und Moderation des jährlichen Konzertes „Jugend musiziert“ sei Wittko Francke eine Herzensangelegenheit gewesen. Der vielfältig talentierte und interessierte Reinbeker hat selbst die Querflöte gespielt. Heidi Franke nahm die Worte aus Buschs kurzer Ansprache sichtlich bewegt entgegen. Es freut sie, dass ihr Mann eine weitere Spur seines Wirkens in seiner geliebten Heimatstadt hinterlassen hat.