Reinbek. Bei der SVS in Reinbek finden Angehörige Hilfe. Es sind Plätze frei. Etwa 80 Prozent der Pflegebedürftigen sind dement.

„Bei meiner Tätigkeit in der Frauen- und Mädchenberatung sind mir immer wieder Frauen begegnet, die aufgrund der häuslichen Pflege eines Angehörigen überlastet waren“, berichtet Cordula Wenzel. Sie ist Diplompädagogin bei der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS).

In Deutschland sind rund 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Drei Viertel von ihnen werden zu Hause versorgt, mehr als die Hälfte in der Regel allein durch Angehörige. 2017 gründete Cordula Wenzel eine Gruppe für pflegende Angehörige. Acht Personen können teilnehmen, einige Plätze sind aktuell frei, sodass sich Interessierte melden können.

Beraterin erklärt, wie sich Geduld erlernen lässt

Die meisten der Teilnehmenden sind im Seniorenalter. In der Gruppe wird untereinander von den eigenen Erfahrungen berichtet, Tipps werden ausgetauscht. Cordula Wenzel erklärt, wie sich Geduld lernen lässt. Entspannungsübungen helfen, den belastenden Alltag für einen Moment zu verlassen. In der Gruppe herrsche großes Vertrauen und eine selbstverständliche Vertraulichkeit. „Meist sind es die Ehepartner, die die Pflege übernehmen. Für sie ist es oft eine große Herausforderung“, weiß Cordula Wenzel. Dabei gingen die Menschen häufig über ihre körperlichen und psychischen Grenzen“. In der Gruppe werde offen über diese Belastungen gesprochen. Unter Gleichgesinnten sei dies einfacher.

„Manche möchten sich nicht eingestehen, dass sie es allein nicht mehr schaffen“, berichtet Wenzel. Gemeinsam machen sie sich gegenseitig Mut. Sich Hilfe zu holen, wenn es allein nicht mehr geht, sei kein Makel, es sei eher Selbstschutz, der auch dem Partner zugutekomme. So gibt es neben der Zuhilfenahme eines Pflegedienstes die Möglichkeit einer Kurzeit-, Verhinderungs- oder Tagespflege. „Niemandem nützt es, wenn die pflegenden Personen nicht mehr können“, sagt Sophie Glässer, Leiterin der Tagespflege, aus Erfahrung. Es komme dann schneller zu Konflikten, die beide Seiten belasten. Auch sie steht den Menschen mit ihrem Wissen immer für ein Gespräch zur Verfügung.

Seniorenbeirat weiß um die Not der Menschen

Heinz-Dieter Weigert, Vorsitzender des Reinbeker Seniorenbeirats, weiß ebenfalls um die Not vieler Menschen in Reinbek, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Viele seien unzureichend über die Hilfen, die ihnen zustehen, informiert. Deshalb sei ein Standort des Pflegestützpunktes Stormarn im Südkreis so wichtig (wir berichteten). Darauf weist jetzt auch der Landesseniorenbeirat, dessen Mitglied Weigert ist, in einem Antrag hin. Die Öffentlichkeitsarbeit und auch die Selbsthilfearbeit müssten gefördert werden.„Die SVS leistet wirklich tolle Arbeit“, stellt Weigert fest.

Die meisten der an der SVS-Gruppe Teilnehmenden haben dementiell erkrankte Partner zu Hause. Damit sie während der Termine nicht allein bleiben müssen – was sie in der Regel auch nicht können – bietet die SVS an, den Angehörigen währenddessen in der Tagespflege betreuen zu lassen. „Rund 80 Prozent von ihnen leiden unter Demenz“, weiß Wenzel.

Auch in der Tagespflege ist der Anteil Dementer hoch

Auch in der Tagespflege ist der Anteil an dementiell erkrankten Personen hoch: „Etwa zwei Drittel unserer Patienten sind dement“, sagt Sophie Glässer. 32 Plätze stehen in der Tagespflege zur Verfügung. Zwölf Mitarbeitende kümmern sich um sie. Die Gruppe finanziert sich durch Spendengelder, die den Teilnehmern eine kostenlose Teilnahme sowie die zeitgleiche Versorgung der Angehörigen in der Tagespflege ermöglichen.

Spenden von Privatpersonen oder Firmen sind daher immer willkommen. Informationen gibt Cordula Wenzel unter 040/72 73 54 50 oder c.wenzel@svs-stormarn. de. Die SVS ist unter www.svs-stormarn.de zu finden.