So ganz klammheimlich ist der Hamburger Fernmmeldeturm in die Jahre gekommen. 20 sind es mittlerweile, die der liebevoll "Telemichel" genannte Riese an der Rentzelstraße auf dem Buckel hat. Ein Jubiläum, das in diesem Jahr gleich zweimal gefeiert wird: im Mai musikalisch und kulinarisch in den Restaurants, im November technisch mit der Post.

Dafür, daß der Bau eine spannende Angelegenheit wurde, sorgten schon seine Dimensionen. 271,5 Meter für etwa 31 MUüonen Mark Ueß die Post als Bauherr nach drei Jahren Planung errichten. Weit mehr als 100 MUüonen Mark kostete später die technische Inneneinrichtung des schlanken Riesen, der auf den Namen Heinrich-Hertz-Turm getauft wurde. Als Architekt arbeitete Fritz Trautwein

aus Hamburg, als Statiker und Ingenieur Professor Fritz Leonhardt aus Stuttgart.

Für die Hamburger wurde der "Telemichel" zuerst auf etwa 130 Meter Höhe interessant. Das war am 11. Mai 1968. Dort hatte die Post eine Plattform "aufhängen" lassen, die dem Besucher einen luftigen Überbück über die Stadt gibt und in deren Innerem Speisen und Getränke gereicht werden. Damit man auch beim Essen die Stadt rundherum im BUck behalten kann, dreht sich das Restaurant pro Stunde einmal um die Turmachse.

Hier, im neugestalteten Drehrestaurant, und in der Panorama-Kanzel wird am 11. und 12. Mai gründlich gefeiert. Hajo Strauch, jetziger Pächter des Turmrestaurants, bietet unter anderem Musik aus den Jahren 1968 und 1988 und einen Jazz- Fühschoppen an. AUe, die am 11. Mai 1968 geboren wurden, brauchen keinen Eintritt zu zahlen.

Im Foyer zeigt das Hamburger Abendblatt schon vom 5. Mai an eine Ausstellung mit Themen aus den 60er Jahren. Die Post wird dort über Turm und Technik informieren.

Äußerllch hat sich der Jubilar des Jahres 1988 übrigens inzwischen ver- ändert. Neue Sendemasten haben Um auf mittlerwelle 279,80 Meter wachsen lassen. Der "Telemichel" mußte sich vor vier Jahren einer Generalwäsche unterziehen und wurde mit Kunststoff eingepinselt. Antennen wurden ausgewechselt, neue kamen hinzu. 1,7 Millionen Mark plus 800 000 Mark zur Sicherung der Baustelle pumpte die Post in den Turm.

Der Riese an der Rentzelstraße war so für die Zukunft gerüstet. Über seine Masten werden das 1. und 3. Fernsehprogramm ausgestrahlt, au- ßerdem SAT 1, RTLplus und Tele 5 gesendet und viele tausend Telefongespräche übertragen. Fernsehsendungen leitet der "Telemichel" von Studio zu Studio über lange Strecken weiter, auch der BUdschirmtext funktioniert nur mit dem Turm.

Damit alles klappt mit der Funk- und Fernsehtechnik, arbeiten die Fachleute der Post in luftiger Höhe: Sie zogen 150 Meter über der Stadt ein. Das war am 11. November 1968 - ein Jahrestag, den alle Technik-Fans sich schon mal notieren sollten.