Wentorf. Die Baumfällungen sind seit Langem Streitthema. Jetzt gibt es offenbar einen Kompromiss. Von 48 Bäumen sollen so viele weichen.
Der Kanal- und Straßenausbau des Bergedorfer Weges ist ein Dauerbrenner in Wentorf, der schon zu Zeiten der Straßenbaubeiträge, als die Anwohner noch finanziell an den Kosten beteiligt werden sollten, ein Thema war. Das dazugehörige Gesetz und die Satzung waren längst Geschichte, als der erste Entwurf für den Ausbau die Anlieger schockierte. Die neuesten Planungen des Büros Masuch & Olbrisch (M&O) sehen nun vor, dass für den Ausbau des Bergedorfer Weges statt zuerst 48 Bäume nur noch vier weichen sollen. „Das ist doch ein gewaltiger Schritt nach vorn“, sagt Bürgermeister Dirk Petersen.
Anwohner wollen den Charakter der Straße in Wentorf erhalten
Die Anwohner fühlten sich in der Vergangenheit jedoch nicht ernst genommen und oft übergangen. Anlieger Stephan Duphorn erklärt: „Wir wollen eigentlich nur den idyllischen Charakter unserer Straße erhalten.
Mittlerweile sind wir nur noch frustriert von der Verwaltung und der Politik.“ 33 Anwohner, die sich Gedanken gemacht haben, verdienten es auch, gehört zu werden. Dies sei die Basis für ein gutes Miteinander und eine Bürgerbeteiligung. Dass nun nur noch vier Bäume gefällt werden sollen, wagt er kaum zu glauben.
Doch dies sei der aktuelle Stand, berichtet Ilhan Farrenkopf (SPD), Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses. Das Planungsbüro M&O berücksichtige nun die Vorschläge, die SPD und CDU nach den Wünschen der Anwohner in einem Antrag eingebracht hatten.
Bürgervorsteher ist mit dem aktuellen Entwurf noch nicht zufrieden
Die Fraktionen plädierten unter anderem dafür, möglichst viele Bäume zu erhalten und die Tempo-30-Straße durch weitere Maßnahmen verkehrlich zu beruhigen. Die Politiker wollten dabei möglichst viele Ideen und Wünsche der Anwohner berücksichtigen
„Ich finde, das Ergebnis ist bisher ein sehr guter Kompromiss zwischen dem, was gesetzlich möglich ist, und unseren Gedanken, die durch die Anlieger-Wünsche beeinflusst wurden. Aber wir können es selbstverständlich nicht jedem recht machen. Als Politiker müssen wir nicht nur die Anlieger, sondern die gesamte Bevölkerung Wentorfs vertreten“, sagt Farrenkopf.
Bürgervorsteher Lutz Helmrich (CDU) ist mit dem Kompromiss nicht ganz so zufrieden. „Ursprünglich sollten ja 48 der insgesamt 60 Bäume an der Straße fallen“, erinnert er. „Da habe ich mich schon gefragt, wie man sich mit so einem Entwurf vor die Tür trauen kann. Der aktuelle Entwurf ist also besser als der vorige und noch viel besser als der erste.“ Er sei aber noch immer verbesserungswürdig.
Ilhan Farrenkopf (SPD) hofft auf einen Beschluss Ende März
„Jetzt ist ein Baum bereits für das Regenrückhaltebecken am Petersilienberg gefällt worden“, stellt Helmrich fest. „Im Entwurf werden vier weitere Bäume genannt, die weichen sollen. Für einen will ich mich noch stark machen, damit er bleibt.“ Der Laubbaum könnte dann alt werden. Für die übrigen vier sehe auch er keine Chance. Zudem sei noch ein weiterer gefährdet.
Der Bürgervorsteher moniert, dass nur einige Vorschläge aus dem Antrag der beiden Fraktionen im aktuellen Entwurf berücksichtigt wurden. „Ansonsten haben die Planer nur ihren ursprünglichen Entwurf verändert.“ Deshalb will Lutz Helmrich sich das neue Konzept noch einmal vorknöpfen, mit dem Bauamt besprechen und es bis zur Sitzung am 10. März überarbeiten. Ilhan Farrenkopf hofft, dass die Gemeindevertreter es Ende März beschließen.
Entwurf verzichtet auf einige Parkplätze zugunsten der Bäume
Das Konzept sieht eine Verschwenkung der Straße vor, die die gewünschte Verkehrsberuhigung mit sich bringen soll. Doch an anderen Stellen wieder muss die Straße nach den gesetzlichen Regularien verbreitert werden, etwa an der Einmündung der Straße Petersilienberg oder nahe der Marienburg.
Denn die Straße ist nur zum Teil eine Anliegerstraße, zum Gymnasium fließt auch Durchgangsverkehr. An anderen Stellen haben ein breiterer Gehweg (oft nur an einer Seite) oder neue Stellplätze am Straßenrand Vorrang. Zugunsten der Bäume verzichtet der Entwurf jetzt aber auch auf einige Parkplätze, um ihre Wurzeln zu schonen.
Der Bergedorfer Weg ist nur eine der Wentorfer Straßen, deren Regenwasserkanäle dringend erneuert werden müssen. Denn die alten Rohre halten den Wassermassen der häufigeren Starkregenfälle sowie den Abwässern der stärker versiegelten Flächen nicht mehr stand.