Wentorf. Die Corona-Pandemie hat der Wehr mehr Mitglieder beschert. Jetzt warten die Kameraden auf das neue Fahrzeug und Gebäude.

Das neue Feuerwehrgebäude ist ein Leuchtturmprojekt, und auch fahrzeugtechnisch geht die Wehr neue Wege. „Wir lassen uns ein Fahrzeug bauen, das es in dieser Form bislang nicht auf dem Markt gibt“, sagt Nico Hintz, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Wentorf. „Das neue Auto vereint drei wichtige Aufgabenfelder – löschen, Hilfeleistung und Logistik“, sagt Pressesprecherin Natascha Pätzold. „Dadurch ist es sehr flexibel einsetzbar“, ergänzt Stephan Petersen, stellvertretender Wehrführer. Die Wentorfer sind damit im Kreis Stormarn Vorreiter.

Das neue Fahrzeug der Wehr Wentorf ersetzt den 27 Jahre alten Tanklöschwagen

Die Ausschreibung für das sogenannte Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) 20 Logistik geht heute online. „Es soll unseren veralteten 27 Jahre alten Tanklöschwagen ablösen. Den darf dann die Jugendwehr nutzen“, sagt Hintz.

Ein wenig gedulden müssen sie sich aber, bis das neue Fahrzeug auf den Hof am Fritz-Specht-Weg rollt. „Die Hersteller kommen aufgrund der großen Nachfrage kaum hinterher. Wir rechnen mit einer Bauzeit von zwei Jahren“, sagt Hintz.

Bis dahin muss die Frage geklärt sein, wo das neue HLF dann parken kann. In der alten Halle ist – wie bekannt – kein Platz mehr, es stehen schon jetzt Fahrzeuge auf dem Hof und Material wurde bereits in einen Container ausgelagert. Die Feuerwehrunfallkasse beanstandet die Enge in der Halle seit Jahren.

Sie hoffen auf Umzug in neues Gebäude in spätestens drei Jahren

Umso mehr hofft Hintz, dass der Neubau mit rund 2700 Quadratmetern auf zwei Ebenen auf dem benachbarten Grundstück nicht länger auf sich warten lässt. Momentan hängt alles an einem Fördermittelbescheid aus dem Bundesinnenministerium. „Wenn der endlich da ist, kann der Abriss der alten Hauptschule beginnen. Wir hoffen, dass wir 2025 das neue Gebäude beziehen können“, sagt Hintz.

Personell war das vergangene Jahr sehr positiv für die Wehr. Durch Werbung und Überzeugungsarbeit hat sie 16 neue Mitglieder gewinnen können. 62 Retter – so viele wie noch nie in ihrer Geschichte – zählt die Gemeindewehr nun. Der weibliche Anteil sei mit sieben Frauen aber noch ausbau­fähig, sagt Natascha Pätzold.

Corona hat an dem großen Zulauf seinen Anteil. „Viele haben durch die Krise die Weichen in ihrem Leben neu gestellt und wollen jetzt mehr für die Gesellschaft tun“, weiß Pätzold aus vielen Gesprächen. Trotz des Zuwachses reicht die Zahl der Retter laut Feuerwehrbedarfsplan noch nicht aus. „Minimum sind 67 Feuerwehrleute“, sagt Hintz, der auf der Suche nach weiteren Mitgliedern ist (interesse@feuerwehr-wentorf.de).

Eines aber steht fest: „Wir spielen von Anfang an mit offenen Karten und verheimlichen nicht, dass es ein zeitintensives Ehrenamt ist“, sagt Petersen. So hatten sie vor vier Jahren durch Unwetterlagen in vier Tagen 70 Einsätze. „Da waren wir im Dauereinsatz, haben sogar in der Wache geschlafen“, erinnert er sich.

Wer sich aber einmal für die Wehr entschieden hat, der bleibt meist auch dabei, durchläuft eine einjährige Grundausbildung und wird komplett ausgerüstet. „Auch in Corona-Zeiten bemühen wir uns, den Teamgeist zu stärken und aufrechtzuerhalten“, sagt Hintz. Derzeit finden die 14-tägigen Treffen zwar online statt. „Doch sobald es wieder möglich ist, üben wir hygienekonform in kleinen Gruppen.“

Übungen von Feuerlöscheinsätzen sind zwar auch dabei, werden in der Realität aber immer weniger. „Stattdessen leisten wir immer öfter technische Hilfe“, sagt Hintz. Sie räumen umgekippte Bäume von der Straße, retten Pferde aus der Lohe oder pumpen Keller und Wohnungen nach einem Wasserrohrbruch leer – wie jüngst am Neujahrstag um 5.30 Uhr in der Früh. Im vergangenen Jahr wurde die Wehr zu 119 Einsätzen gerufen.

Mehr als 90 Prozent der Wentorfer Retter arbeiten in Hamburg

Noch einen Vorteil hat die derzeitige Corona-Lage: „Durch Homeoffice ist es ist tagsüber leichter, genügend Leute für einen Einsatz zusammenzubekommen“, sagt Hintz. Denn ansonsten arbeiteten mehr als 90 Prozent der Mitglieder in Hamburg und sind oft nicht vor Ort.

„In solchen Fällen unterstützen sich die benachbarten Wehren gegenseitig, die ja alle vor dem gleichen Problem stehen“, sagt Hintz. Bei Großlagen aber, wie im vergangenen Jahr bei einem Feuer in Aumühle, nehmen die Retter den längeren Fahrtweg von Hamburg nach Wentorf trotzdem auf sich und kommen eben etwas später zum Einsatzort. „Da ist es einfach wichtig, die anderen Feuerwehrleute mal abzulösen. Wir helfen, wo wir können“, sagt Hintz.