Siek. Kultursommer Stormarn zeigt Premiere des Theaterstücks, das auf mobiler Bühne durch den Kreis tourt. Abends spielen zwei Bands.
Lilli kann nicht einschlafen. Denn das Mädchen hat Angst vor einem bösen Zauberer, der immer wieder durch ihre Albträume geistert. Der Erfinder der Figur ist der aus Siek stammende Schauspieler Jan Hasenfuß, der für den Kultursommer Stormarn das Theaterstück „Lilli in Sturmland“ geschrieben hat. Dem breiten Fernsehpublikum ist Hasenfuß vor allem durch Rollen in Serien wie „Knallerkerle“ und „Leider lustig“ sowie „Notruf Hafenkante“ und etlichen „Tatort“- und „Soko“-Folgen bekannt.
Lilli-Darstellerinnen kommen vom Musical
Bei diesem Stück steht Hasenfuß aber nicht auf der Bühne, sondern führt Regie. Ein spannender Wechsel der Perspektive, den der Mime erstmals bei der Webserie „einfach Maria“ erlebt hat, die erfolgreich auf Facebook lief. Er sagt: „Als ich bei dieser Comedyserie Regie führen durfte, habe ich Blut geleckt.“ Er hält gern die Zügel in der Hand – besonders dann, wenn es sich um seinen eigenen Stoff handelt.
Musicaldarstellerin Tiziana Turano schlüpft in die Rolle der Lilli. Und weil Turano bereits für die deutschlandweite „Flashdance“-Musicaltour gebucht ist, springt Janne Marie Peters als Zweitbesetzung ein. Jan Hasenfuß ist begeistert, so viele renommierte Künstler in seinem Team zu haben. Es sei gar nicht so leicht gewesen, innerhalb kurzer Zeit ein Profiteam zusammenzubekommen. Über die Zweitbesetzung der Hauptrolle sagt der Regisseur: „Janne Peters hat 2018 den Deutschen Musical Theater Preis gewonnen.“ Sie überzeugte in der Kategorie als beste Darstellerin in „Jana und Janis – Sag einfach Jein“.
Im Schlaf tut sich Weg nach Sturmland auf
Die Hauptfigur beschreibt Tiziana Turano so: „Lilli ist zwischen zehn und zwölf Jahren alt, aufgeweckt, intelligent und sie hat einen guten Humor. Es macht Spaß, sie zu spielen.“ Der Autor sagt: „Eines Nachts entwickelt sich Lillis Bett zum Eingang von Sturmland.“ Dort treffe das Mädchen auf die Einwohner des Landes, die Stormariis.
Und auch der böse Zauberer kommt wieder vor, denn er hat den Stormariis die Stimmen weggenommen. Nur einer von ihnen namens Stormi kann sich noch verständlich machen. Zusammen mit ihrem neuen Weggefährten macht sich Lilli auf, den Zauberer zu besiegen.
Im Stück lässt sich zweite Ebene entdecken
Neben der offensichtlichen Handlung gibt es eine zweite Ebene, die sich an die erwachsenen Zuschauer wendet. Denn auch die Kultur habe lange keine Stimme mehr gehabt, erläutert der Regisseur. „Es geht um die Wiedererweckung der Kultur in Stormarn“, sagt er. Deswegen sei das Schauspiel für ihn eine „Herzensangelegenheit“.
Die Bezeichnung Sturmland ist ein alter Begriff für Stormarn. Beim Schreiben des Stücks habe er das Setting der „Harry-Potter“-Serie und der Trilogie von „Der Herr der Ringe“ vor Augen gehabt, erzählt Hasenfuß. Eine Vorliebe für alte Namen und statt Hobbits eben Stormariis. Das Schreiben habe er auf die frühen Morgenstunden verlegt. Denn dann habe seine Tochter, die wegen der Pandemie nicht die Kita besuchen konnte, noch geschlafen.
Nur ein Stormarii verfügt über eine Stimme
Das Stück beinhalte etliche erzählerische musikalische Passagen mit viel Gesang, sei aber nicht als Musical konzipiert, sagt Turano. „Die Lieder sind Ohrwürmer“, lautet ihre Einschätzung. Das wichtigste, das „Sturmland-Lied“, hat der Stormarner Musiker und Darsteller Fabian Harloff geschrieben. Weitere Songs sind in der Zusammenarbeit von Jan Hasenfuß und dem Ahrensburger Musiker und Produzenten Hauke Wendt entstanden. Wendt ist auch der musikalische Leiter des Bühnenstücks.
Geprobt wird seit Mitte Juli, mal in der Musicalschule von Hauke Wendt in Ahrensburg oder auch auf der Bühne unter freiem Himmel, die am vergangenen Wochenende auf der Bürgerwiese in Siek stand. Hasenfuß mag es nicht, Szenen zu oft hintereinander zu proben. „Ich halte gar nichts davon. Ich mag es einfach, wenn Schauspieler und Sänger Zeit haben, damit sich das Ganze setzen kann.“ Vier Akteure sind dabei, der niederländische Musicaldarsteller Carl van Wegberg ist in einer Doppelrolle als böser und guter Zauberer zu sehen. Felix von Sassen spielt Stormi, den einzigen Stormarii, der noch über eine Stimme verfügt. Was es damit auf sich hat, soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden.
Bassist Jens Wrede spielt bei Lotto King Karl
Die Musik kommt nicht vom Band, sie wird live gespielt. Hasenfuß sagt: „Wir haben den Bassisten von Lotto King Karl, Jens Wrede, und Torben Widdermann an Bord.“ Die beiden Musiker seien zudem für die Geräusche und den Einsatz der Nebelmaschine verantwortlich, denn Theatertechniker kommen bei der Aufführung nicht zum Einsatz.
An diesem Donnerstag hat das Stück für Kinder ab vier Jahren Premiere im Hof von Schloss Reinbek, anschließend tourt es durch den Kreis. Tiziana Turano fühlt sich für die Uraufführung gut vorbereitet. Sie sagt: „Wir sind bereit.“