Reinbek. Bürger unterstützen den Antrag der FDP auf einen Bürgerentscheid. Die Politik soll nicht allein über das Areal entscheiden.

Weite, grüne Flächen, abgetrennt von Reddern und Knicks: Genau diese, für Reinbek so typische Landschaft wollen viele Bürgerinnen und Bürger erhalten. Einige fühlen sich von der Politik aktuell nicht gut vertreten und haben sich in einer neu formierten „Bürgerinitiative Holzvogtland“ zusammengefunden. In der Fragestunde des Bau- und Planungsausschusses meldeten sich vier von ihnen, Patricia Böge, Prof. Christian Warneke, Dr. Marten von Velsen-Zerweck und Robert Hartl, zu Wort und stellten ihr Anliegen vor.

„Uns alle treibt die aktuelle Situation um: Das Holzvogtland soll bebaut werden“, sagte Robert Hartl, kommissarischer Sprecher der BI. „Mit Stahmers Acker steht der Test- oder Präzedenzfall dafür in den Startlöchern.“ Daher habe sich die Bürgerinitiative gegründet, die sich für den Erhalt des Holzvogtlandes in seiner jetzigen Form einsetze. Bisher hat die BI zwölf aktive Unterstützer aus unterschiedlichen Stadtteilen. Auch das Quartier Kampsredder soll aus ihrer Sicht unbebaut bleiben.

FDP sieht das Holzvogtland als existenziell für Reinbek

Die BI appellierte an die Politiker, diese Entscheidung mit den Bürgern Reinbeks gemeinsam zu treffen. „Wir machen uns große Sorgen, dass wir Reinbeker später vor den Scherben der aktuellen Entscheidungen stehen“, sagte er. „Dafür unterstützen wir einen Bürgerentscheid. Wir fordern alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung auf, dem Antrag zum Bürgerentscheid zuzustimmen.“ Die FDP hat den Antrag für die Sitzung am Donnerstag, 17. Juni, gestellt.

Die Liberalen begründen dies damit, dass sich Reinbeks Bürger 1999 gegen eine Bebauung des Holzvogtlandes ausgesprochen hätten. Zwischenzeitlich aber hätten nicht repräsentative Erhebungen ein geteiltes Meinungsbild ergeben. Daher brauche man zu dieser „für Reinbek existenziellen Frage“ einen Bürgerentscheid. Volker Dahms von der FDP argumentiert: „Denn in meiner Erinnerung ist die Bebauung des Holzvogtlandes im vergangenen Kommunalwahlkampf kein Thema gewesen.“ Niklas Schwab (CDU) sieht keinen Bedarf: „Ich denke, dass wir öffentlich alles ausführlich diskutieren.“

Diskussion um Holzvogtland ist den Bürgern zu einseitig

Die Bürgerinitiative sieht sich als unparteiisch, ist in diesem Punkt aber einig mit der FDP. „Auf unserer Homepage www.bi-holzvogtland.de argumentieren wir aktuell vor allem mit dem Klima- und Naturschutz sowie mit der Naherholung und damit, dass wir den Charakter der Stadtteile erhalten wollen. Das ist vielleicht etwas eindimensional“, räumt der Prahlsdorfer Hartl ein.

„Doch im Kern geht es uns auch um das Vorgehen an sich: Wir haben das Gefühl, dass die Politik die Steuerung aus der Hand gibt. Die Parteien scheinen direkt auf die Immobilienwirtschaft anzuspringen.“ Es gehe nicht darum, Investoren zu verdammen. „Aber es ist ein bisschen durchsichtig, wenn man so tut, als täte man nur etwas für die Gemeinschaft“ sagt er. Die Diskussion ist ihm aktuell zu einseitig. Auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum solle die Lösung jetzt die großflächige Bebauung sein. Bei großflächigen Projekte jedoch hätten sich die Reinbeker regelmäßig dagegen entschieden. „Die vermeintlichen Vorteile wären extrem teuer erkauft“, sagt Hartl.

Bürgerinitiative will das Gespräch mit den Fraktionen suchen

„Reinbek verliert so an Charme und das Wachstum zieht hohe Kosten nach sich. Auch wenn eine Kita versprochen wird, muss der Unterhalt und der Betrieb noch von der Stadt finanziert werden.“ Die Erfahrung zeige, dass durch große Neubaugebiete vor allem Zuzug und Wachstum ermöglicht werden. „Das muss nicht schlecht sein, aber möchte man das?“, wirft der BI-Sprecher ein. Schröders Koppel habe gezeigt, dass dort sehr wenig sozialer Wohnraum entstanden sei.

In einem nächsten Schritt will die BI den Austausch mit den Fraktionen vertiefen. „Wenn der FDP-Antrag nicht funktioniert – wenn die Fraktionen das lieber im Hinterzimmer ausmachen wollen – müssen wir schauen, was wir als nächstes tun“, sagt Hartl.