Reinbek. Die Politik empfiehlt, die Grünflächen zwischen den Stadtteilen nicht zu bebauen – den Kampsredder ausgenommen.

An den grünen und landwirtschaftlichen Flächen zwischen den Stadtteilen scheiden sich die Geister: Einige wollen sie auf jeden Fall erhalten, damit Reinbek seinen Charakter als Stadt im Grünen behält. Die anderen sehen sie als potenzielle neue Wohngebiete für junge Familien. Sogar innerhalb der Fraktionen gibt es daher Streit um das Holzvogtland und die Steinerei zwischen Schönningstedt im Norden und Prahlsdorf im Süden. Die ersten Investoren strecken bereits ihre Fühler danach aus.

Jetzt signalisieren die Politiker des Umwelt- und Verkehrsausschusses, dass sie bei der Bebauung des gesamten Areals nicht mitziehen wollen: Auf Antrag der Grünen haben sie beschlossen, dass, sollten die 5,3 Hektar südlich des Kampsredders für Wohnen überplant werden, das übrige Grünland nicht weiter für Wohnen oder Gewerbe versiegelt werden darf. Die Verwaltung soll eine Änderung des Landschafts- und Flächennutzungsplans vorbereiten.

Flächenverbrauch für Besiedelung reduzieren

Günther Herder-Alpen, Vorsitzender des Gremiums und Fraktionschef der Grünen, begründete den Antrag, mit der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Diese sehe vor, den wachsenden Flächenverbrauch für Besiedlung und Verkehr bis 2030 auf 30 Hektar pro Tag zu senken. Für Schleswig-Holstein ergebe sich daraus eine Marke von 1,3 Hektar pro Tag. 2018 aber lag der Flächenverbrauch noch bei 3,1 Hektar pro Tag. „Dies ist deutlich zu hoch“, betont Günther Herder-Alpen.

Bereits in der Einwohnerfragestunde hatte sich eine Reinbekerin mit mahnenden Fragen an den Ausschuss gewandt. Sie forderte die Politiker auf, die Zusammenhänge zwischen Stadtentwicklung und deren Folgen für Reinbeks Biodiversität und Ökosysteme und somit auch für die Gesundheit der Menschen zu bedenken. Schon in den 90er-Jahren hatte man das Thema Wohnungsbau im Holzvogtland aufgegeben, nachdem es 70 Prozent in einem Bürgerentscheid abgelehnt hatten. Im Herbst 2020 hatten die Investoren Kai Dusenschön und Janno Krieger erneut einen Stein ins Wasser geworfen, als sie ihr Projekt, das „Quartier Kampsredder“ mit 200 Mietwohnungen, präsentierten. Laut SPD sind auch das Wohnungsunternehmen Semmelhaack und ein Hamburger Projektentwickler interessiert.

FDP will gesamtes Areal frei halten

Den Fraktionen ist bewusst, wie sensibel die Anwohner auf das Thema reagieren. „Niemand spricht davon, das Holzvogtland zu bebauen“, stellte Dirk du Pin (SPD) klar. „Es geht um einen Teil des Holzvogtlandes.“ Sein Parteikollege Philipp Quast sagte: „Uns geht es um eine Überplanung des Gebietes, ohne alles bebauen zu wollen. Wir sind insofern einverstanden mit dem Antrag, als er auch eine Renaturierung nicht ausschließt.“

Der FDP hingegen ging der Antrag nicht weit genug. Anita Piletzky beantragte für ihre Fraktion, das gesamte Holzvogtland von einer Bebauung frei zu halten. Man bräuchte zwar günstigen Wohnraum, doch dieser könne auch durch Sanierungen und Nachverdichtungen im Bestand erreicht werden. Um über eine Bebauung an diesem Standort zu entscheiden, sei ein Bürgerentscheid die richtige Wahl.

FDP-Antrag abgelehnt

Doch da wollten die anderen Fraktionen nicht mitgehen. „Wir wissen noch nicht, wie wir uns als CDU bei der Bebauung des Kampsredders entscheiden“, sagte Matthias Happke (CDU). „Wir sind noch mitten in der Diskussionsphase. Aber der Antrag der Grünen bietet die langfristigere Perspektive. Wir wollen nicht alle zwei Jahre mit einer Bürgerinitiative neu anfangen.“ Auch Henry Raeune von Forum21 war eher für den Grünen-Antrag. „Wir stoßen uns nur an der Formulierung ‘langfristig’“, stellte er fest. „Wie lang soll denn das sein? Zehn, 20 Jahre?“ Günther Herder-Alpen entgegnete: „Das würde ich mir wünschen, aber wir wissen nicht, was kommende Generationen wollen.“ Wichtig sei jetzt aber ein klares Signal an die Bevölkerung, um den wuchernden Gerüchten entgegenzutreten. Der Antrag der FDP sei ein völlig anderer, dem die Grünen nicht zustimmen könnten. Michael Zietz (Grüne) erläuterte: „Der soziale Aspekt hat in den vergangenen 20 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Deshalb wäre die Bebauung der 5,3 Hektar für uns der allerhöchste Kompromiss. Wir wollen aber die Struktur der Stadtteile in Reinbek erhalten.“

Die Politiker votierten einstimmig für den Grünen-Antrag, das letzte Wort haben die Stadtverordneten.