Reinbek. Ein Wasserrohrbruch macht’s möglich: ÖPNV besteht in Reinbek „unfreiwilligen Test“. Gibt es jetzt eine neue Dauerlösung?
Gewöhnlich passieren etwa 220 Busse am Tag den Übergang von der Straße An der Wildkoppel zum Landhausplatz, der zentralen Kreuzung in Alt-Reinbek. Doch seit Sonntag, 14. Februar, ist diese Überfahrt, die allein den Linienbussen vorbehalten ist, gesperrt.
Hamburg Wasser arbeitet dort daran, einen Rohrbruch zu beheben. Noch bis Ende der Woche wird es dauern, bis dort neu asphaltiert worden ist und die Durchfahrt wieder freigegeben werden kann. Sehr zur Freude der Interessengemeinschaft Bushaltestelle Landhausplatz.
Buslinien umfahren jetzt ihre Wohngebiet: Reinbeker Anwohner froh
Die Ursache des Wasserrohrbruchs sei auf einen Mix aus dem Alter der Leitung und dem strengen Frost, der die Erdschichten in Bewegung bringt, zurückzuführen, sagt Sprecher Ole Braukmann von Hamburg Wasser. Der Bruch habe nichts mit dem schweren Busverkehr zu tun, der täglich dort hinüberrollt, wie manche unken. Der Schaden ist bereits behoben, es fehle nur noch die Asphaltierung.
Nun aber bahnen sich die Busse der Linien 235, 136, 236, 436, 536, 237 und 776 über andere Routen ihre Wege vom S-Bahnhof in die Stadt, nach Wentorf und nach Bergedorf. „Und es funktioniert“, sagt Michael Gadow triumphierend.
„Macht keinen Sinn, den gesamten Busverkehr hier hindurchrollen zu lassen“
Die Anwohner der Wildkoppel, die sich in der Interessengemeinschaft pro Bushaltestelle Landhausplatz zusammengeschlossen haben, werben schon lange für ihr Konzept, das zwischen Bahnhof und Landhausplatz drei dezentrale Haltestellen vorsieht.
Eigentlich seien die Straßen Parkallee und An der Wildkoppel reine Wohnstraßen. „Es macht überhaupt keinen Sinn, den gesamten Busverkehr Reinbeks hier hindurchrollen zu lassen“, sagt Wilfried Völter, ebenfalls Anwohner. „Sinnvoller wäre es, die Busse vom Bahnhof aus gleich dezentral abfahren zu lassen.“
Interessengemeinschaft fotografiert und dokumentiert Verkehrsaufkommen
So wie die gegenwärtige Sperrung an der Einmündung zum Landhausplatz es nun notwendig gemacht hat. Die Busse haben wieder die frühere Linienführung aufgenommen, als es noch keinen S-Bahnhof gab.
Michael Gadow und seine Mitstreiter haben den Verkehr an der S-Bahn, Bahnhofstraße und am Landhausplatz sorgfältig beobachtet und mit Fotos dokumentiert. Sie sehen ihr vorgelegtes Verkehrskonzept bestätigt. „Der Verkehr fließt, es kommt nirgends zu Staus“, erklärt Gadow.
VHH unterscheiden zwischen planmäßiger Verlegung und Notfallereignis
Dem widerspricht Stefan Genz, stellvertretender Sprecher der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), nicht. Unter normalen Bedingungen hat er jedoch Bedenken: „Ein Wasserrohrbruch ist eine akute Ausnahmesituation“, sagt er.
„Diese erfordert schnelles betriebliches Handeln, um den Busverkehr aufrechtzuerhalten. In der Lockdown-Situation funktioniert diese Umleitung. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass bei üblichem Verkehrsaufkommen eine Dauerverlegung der Linien Probleme mit sich bringen würde.“ Bei einer planmäßigen Verlegung von Buslinien seien weitere Anforderungen an den Verkehr zu betrachten als beim akuten Ereignis.
Debatte über den Standort begann bereits im Jahr 2016
Die Debatte über den Standort begann im Jahr 2016 mit der EU-Vorgabe, alle Bushaltestellen barrierefrei zu gestalten. Die damalige finanzielle Beteiligung der Anlieger an einer Straßensanierung ist heute längst wieder Geschichte.
Dennoch wehren sich die Anlieger gegen den Plan, An der Wildkoppel direkt nach dem S-Bahnhof eine Art zweiten, zentralen und barrierefreien Busbahnhof einzurichten. „Auch die Überfahrt birgt große Gefahren für die Fußgänger, die sie passieren“, sagt Anwohner Mario Schaper. „Für Sehbehinderte ist dort eine Orientierungshilfe nicht einmal möglich.“
Anwohner fordern, endlich die Bürger an der Diskussion zu beteiligen
Deshalb hatte das Bauamt zuletzt eine zentrale Bushaltestelle an der nördlichen Bahnhofstraße passend für zwei Gelenkbusse vorgeschlagen. Die sei aber überdimensioniert, sagen die Anwohner. Sie plädieren dafür, dort nur einige Busse halten zu lassen, andere an der Bergstraße. Außerdem solle der Verkehr an der Einmündung der Sophienstraße mit einer Ampel geregelt werden.
„Dann hätten wir geringe Kosten, ausreichend Parkplätze und die Barrierefreiheit könnte umgesetzt werden“, fasst Michael Gadow zusammen. Die Initiative fordert die politische Debatte wieder aufzunehmen und endlich die Bürger zu beteiligen.
Politik wird sich mit der Buslinienführung nach Corona beschäftigen
Die Verzögerung sei allein Corona geschuldet, erklärt Bauamtsleiter Sven Noetzel: „Alle Alternativen sind nicht unmöglich, aber jede hat 1000 Auswirkungen, Vor- und Nachteile. Wir haben sie in einer Vorlage zusammengefasst und gegenübergestellt, auf deren Basis die Politik entscheiden soll – sobald dies wieder möglich ist.“