Reinbek/Barsbüttel. Drei Männer sollen mehrere Gäste von Pfingstfest in Barsbüttel krankenhausreif geprügelt haben. Beamte sagen als Zeugen aus.

Mit eindringlichen und berührenden Worten schildert der Zeuge vor dem Amtsgericht in Reinbek, wie er die dort verhandelte Tat erlebte: „Ich dachte, er tritt ihn tot“, sagt der Polizist über die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, als er sich auf den am Boden liegenden Leon H. warf, um diesen vor weiteren Schlägen und Tritten zu schützen.

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um eine Schlägerei am Rande eines Pfingstfestes im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde vor dem Amtsgericht zeichnete der Beamte ein dramatisches Bild von der Brutalität, mit der die drei Angreifer ihre Opfer attackiert haben sollen.

Ein 16-Jähriger erlitt einen doppelten Kieferbruch

Die Staatsanwaltschaft wirft den Brüdern Marcel und Maurice K. sowie ihrem Begleiter Oliver W. (alle Namen geändert) gefährliche Körperverletzung, Marcel K. zusätzlich Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor. Die Männer im Alter von 30, 34 und 31 Jahren sollen am 21. Mai 2018 am Rande des Dorffestes „Remmi Demmi in Stemmi“ in Stemwarde zunächst einen 20-Jährigen mit Schlägen und Tritten attackiert haben.

Drei weitere Gäste der Feier, die dem 20-Jährigen helfen wollten, sollen die Männer ebenfalls angegriffen, zwei davon durch Tritte gegen den Kopf schwer verletzt haben. Ein 16-Jähriger erlitt einen doppelten Bruch des Unterkiefers, ein 33 Jahre alter Helfer eine Fraktur des Ringfingers und eine Gehirnerschütterung. Als die Polizei wenig später eintraf, habe Marcel K. sich der Festnahme widersetzt und den Hals eines Beamten so fest umklammert, dass dieser keine Luft mehr bekommen und ein Schleudertrauma erlitten habe.

Polizist spricht von „menschenverachtendem Verhalten“

Ein anderer Polizist fand vor Gericht deutliche Worte. „Sie traten gegen den Kopf wie gegen einen Fußball“, sagte der 37-Jährige und sprach von einem „menschenverachtenden“ Verhalten der Angeklagten. Mit fünf Kollegen habe er das Pfingstfest aus einiger Entfernung beobachtet. „Gegen 3 Uhr haben wir wahrgenommen, wie ein junger Mann gegen einen Absperrzaun geschleudert wurde und zu Boden ging“, erinnerte sich der Beamte.

„Im nächsten Moment sah ich, wie zwei Männer auf den Kopf eines weiteren, am Boden liegenden Mannes eintraten und bin losgelaufen“, so der Polizist. Er habe sich auf das Opfer gelegt, um es zu schützen. Kollegen hätten parallel dazu zwei der Schläger gestellt. „Ein dritter Angreifer versuchte zu fliehen“, sagte der 37-Jährige. Mehrfache Aufforderungen der Beamten, stehenzubleiben, habe der Mann, bei dem es sich um Marcel K. gehandelt habe, ignoriert. Ein Kollege habe ihn eingeholt und mit einer Hebeltechnik zu Boden gebracht. „Es gab eine Rangelei, während der sich Herr K. aus der Fixierung lösen und den Kollegen in den Schwitzkasten nehmen konnte“, so der Polizist. Zu dritt hätten sie Marcel K. schließlich überwältigen können. Auf der Wache habe ein Bluttest bei K. einen Alkoholwert von mehr als zwei Promille ergeben.

Wegen Corona wird nicht im Gericht, sondern in einem Hotel verhandelt

Das Verfahren soll am Dienstag, 9. Februar, um 14 Uhr fortgesetzt werden. Um die Corona-Abstandsregeln einzuhalten, wird nicht im Gebäude des Amtsgerichtes verhandelt, sondern im größeren Stormarnsaal des Sachsenwald-Hotels in Reinbek. Das Gericht hat vier Verhandlungstage eingeplant und insgesamt 13 Zeugen geladen. Das Urteil soll voraussichtlich am 25. Februar fallen.