Reinbek. Der BUND kritisiert die Planungen für ein interkommunales Gewerbegebiet zwischen Reinbek und Witzhave.

Ein interkommunales Gewerbegebiet zwischen dem Reinbeker Ortsteil Büchsenschinken und der Autobahnausfahrt 24 Witzhave wird derzeit geprüft. Doch ein wichtiger Aspekt wurde bisher ignoriert, kritisieren die BUND Kreisgruppe Stormarn sowie die Ortsgruppe Reinbek/Wentorf: der Naturschutz. „In dem Suchgebiet für ein Gewerbegebiet befinden sich mehrere Biotope“, so der neue Vorsitzende der Kreisgruppe, Dr. Florian Schulz. Für die Tier- und Pflanzenwelt wichtige Biotopverbunde könnten zerschlagen werden, fürchtet der Reinbeker Biologe. „Als Naturschützer ist man entsetzt von dieser einseitigen Planung.“

Neues Gewerbegebiet, Büchsenschinken, Witzhave. Die Biotope sind im Suchraum (rot umkreist) für das Gewerbegebiet als Grünzug zu erkennen. HA Grafik
Neues Gewerbegebiet, Büchsenschinken, Witzhave. Die Biotope sind im Suchraum (rot umkreist) für das Gewerbegebiet als Grünzug zu erkennen. HA Grafik © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Florian Schulz geht es vor allem um das gut 5,6 Hektar große Areal an der Möllner Landstraße, gegenüber dem Naturschutzgebiet Hahnenkoppel, das einst als Kiesgrube diente. Nach dessen Schließung in den 1980er-Jahren hat der BUND den heute wild bewachsenen Grünzug gepflegt. Florian Schulz selbst, der seit 1984 BUND-Mitglied ist, wirkte hier in der mittlerweile aufgelösten Jugendgruppe mit. „In der Summe kamen dort Dutzende bedrohter Arten der Roten Liste vor, sowohl Pflanzen als auch Tiere aus verschiedensten Gruppen“, sagt der Biologe. Das seien beispielsweise Flussregenpfeifer, Kreuzkröten und Sumpfbärlappe gewesen, die durch den Teich und die nährstoffarmen Sande beste Lebensbedingungen fanden.

Dutzende bedrohter Arten fanden hier eine Heimat

Seit gut 30 Jahren ist der BUND dort nicht mehr involviert. Das Areal befindet sich in Privateigentum, wird verpachtet. „Nachdem der Eigentümer die Pacht einem Jäger übertragen hat, ist auf dem Gelände ein Wald entstanden“, sagt Schulz. Er vermutet, dass es sich nach dem Landeswaldgesetz um einen geschützten Wald handelt.

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte der Leiter der Umweltabteilung der Stadt Reinbek, Eduard Balzasch, im Landschaftsplan aus dem Jahr 1998 ist das Gebiet der ehemaligen Kiesgrube als gesetzlich geschütztes Biotop und als Teil eines Biotopverbunds aufgeführt. Auch das gut vier Hektar große Areal westlich davon ist ein Biotop. Es befindet sich auf städtischem Grund und diente einst zur Entschlammung des Mühlenteichs.

Biotopverbundachse zwischen Billetal und Hahnenkoppel mit großer Bedeutung

Als Biotopverbundachse zwischen den Naturschutzgebieten Billetal und Hahnenkoppel haben die Flächen eine große Bedeutung für die Natur. Florian Schutz betont die Wichtigkeit für die Wanderung von Arten und Individuen, gerade in der heute zersiedelten und stark zerschnittenen Landschaft.

Warum in der Vorlage der Stadt zum interkommunalen Gewerbegebiet erklärt wurde, dass dort eine ökologische Verträglichkeit gewährleistet sei, und warum sich nur der Bauausschuss und die Stadtverordnetenversammlung mit dem Thema befasst haben, nicht aber Reinbeks Umweltausschuss, versteht beim BUND niemand. Die Ortsgruppe fordert, dass Stadt und Politik Vor- und Nachteile eines neuen Gewerbegebietes abwägen. Die Planung sei laut Schulz für eine „Stadt im Grünen“ nicht zeitgemäß. Die Ortsgruppe will sich in die Planung einbringen und Veranstaltungen zum Thema organisieren. So soll zumindest die Beseitigung von Biotopen verhindert werden.

Biotop kann nicht ohne Weiteres überplant werden

Nach jetzigem Stand hat die Politik sich noch nicht auf einen Standort geeinigt. Ohne Genehmigung sowie das Schaffen von Ausgleichsflächen kann ein Biotop nicht überplant werden. Zudem ist das Areal auch im Regionalplan des Landes von 1998 als Grünzug festgesetzt. Doch dieser Plan soll neu aufgerollt werden. Kiel fordert von den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, abgestimmte Konzepte für Gewerbeflächen vorzulegen.