Reinbek. TSV Reinbek plant Video-Kurse, Fitness-Center in Oststeinbek kompensiert Mitgliedern den Ausfall. Weniger Neuanmeldungen wegen Corona.
Rüdiger Höhne, Geschäftsführer der TSV Reinbek, ist enttäuscht: „Ich verstehe die Maßnahmen nicht. Der Vereinssport ist einer der organisiertesten Orte. Sämtliche bekannten Infektionsherde stammen nicht aus unserem Bereich.“ Zum zweiten Mal muss Stormarns zweitgrößter Club wie auch alle anderen hierzulande sein Angebot auf Null zurückfahren – kein Jugend-Fußball, kein Tennis, keine Kurse für Senioren. „Die Übungsleiter werden finanzielle Einbußen haben“, sagt der 51-Jährige. Sie arbeiten als Freiberufler, zum Beispiel im Reha- und Fitness-Segment.
„Es ist ein brutaler Einschnitt“
„Sorgen machen wir uns aber alle“, so Höhne. Rund 25 Festangestellte hat der Verein, Trainer, Verwaltungskräfte und natürlich einen Platzwart. Kurzarbeit für dieses Personal ist nicht geplant und war bisher nicht notwendig. Auch Staatshilfe hat die TSV nicht beantragt. Den Selbstständigen hingegen brechen erneut Kurse weg. Beim ersten Lockdown offerierten einige diese online, konnten so immerhin noch Einnahmen generieren. Andere wurden in der Hallenpflege sowie bei Renovierungsarbeiten eingesetzt und dafür bezahlt.
„Auch diesmal werden wir den Übungsleitern Ersatzmaßnahmen anbieten“, sagt Höhne. Und man werde wohl auch wieder mit Video-Kursen arbeiten. So will der Verein das Personal langfristig halten. Lasse man es jetzt hängen, so die Befürchtungen der Verantwortlichen, würden die Kräfte bei Wiederaufnahme des Sportbetriebs nicht zurückkommen. „Es ist ein brutaler Einschnitt“, sagt der TSV-Vorsitzende Norbert Schlachtberger. 4000 Mitglieder hatte der Verein vor Kurzem, jetzt sind es rund 3600 – laut dem Clubboss auch wegen Corona. Die Zahl der Austritte zum Quartalsende ist normal, allerdings gibt es weniger Neuanmeldungen.
Das Hygienekonzept sei vorbildlich
Im Fitness-Center „Sportfreund“ im Ostkreuz-Center in Oststeinbek werden einige der zehn Vollzeitkräfte wieder in Kurzarbeit gehen müssen – so wie beim ersten Lockdown. Und auch diesmal werden Honorarkräfte Video-Kurse anbieten, um überhaupt Geld zu verdienen. „Es ist eine heikle Situation“, sagt Geschäftsführer Felix Seeliger, der Mitgliedern Kompensationen verspricht. Im Frühjahr waren das eine dreimonatige Getränke-Flatrate sowie die Möglichkeiten, nach Vertragsende die sportfreie Zeit kostenlos hintendranzuhängen.
„Ich habe Verständnis für die gemeinsame Anstrengung im Kampf gegen das Virus, vom Augenmaß passt es allerdings nicht. So sicher wie hier ist man nur im eigenen Wohnzimmer“, sagt Seeliger. Die Luft im Kursraum werde alle sechs Minuten komplett ausgetauscht, Trainer achteten auf Abstände. „Mitarbeiter der Gemeinde waren noch am Montag vor Ort und haben uns als vorbildlich bezeichnet.“ In Fitness-Centern täten Menschen etwas für die Psyche und den Körper, sagt der Unternehmer.
„Wir hoffen jetzt auf die Unterstützung der Politik“
Auch das „Parador“ in Ahrensburg setzt auf Video-Kurse, zusätzlich bietet das Center eine Trainingsberatung am Telefon an. Geschäftsführer Christopher Jahnke ist frustriert: „Wir haben viel in Schutzkonzepte investiert.“ So habe der Club etwa eine neue Belüftungsanlage installiert „Erst vor einigen Tagen haben wir eine Vernebelungsmaschine angeschafft, mit der wir ein spezielles Desinfektionsmittel in der Raumluft verteilen können“, so Jahnke. Mehr könne der Club, der rund 70 Mitarbeiter hat, nicht tun. Den Mitgliedern will das „Parador“ die Beiträge für den November erstatten. Jahnke sagt: „Wir hoffen jetzt auf die Unterstützung der Politik“.